"Euthanasie in letzter Sekunde verhindert", titelt Het Nieuwsblad. "Van Den Bleeken wollte nur eins: sterben", schreibt De Morgen. "Der Sexualstraftäter soll in eine niederländische Psychiatrieeinrichtung gebracht werden", berichtet La Dernière Heure.
Der Sexualverbrecher Frank Van Den Bleeken wird am Sonntag doch keine aktive Sterbehilfe erhalten. Offiziell weil der Arzt, der die Euthanasie durchführen wollte, im letzten Augenblick abgesprungen ist. In Wahrheit dürften aber andere Gründe dahinterstecken, ist De Morgen überzeugt. Eigentlich wollten die Behörden die Bewilligung von Van Den Bleekens Antrag auf Sterbehilfe nicht an die große Glocke hängen. Weil der Fall aber weltweit für eine Welle der Empörung sorgte, musste die Justiz eine Kehrtwende vollziehen.
Blamage abgewendet
Belgien bleibt damit eine internationale Blamage erspart, meint Het Nieuwsblad. La Libre Belgique hält fest: Auf den letzten Drücker wurde eine Todesstrafe verhindert. Frank Van Den Bleeken ist sich seiner unheilbaren psychischen Erkrankung bewusst. Er weiß, dass er eine Gefahr für die Gesellschaft ist und hat deshalb auch nie um Entlassung aus dem Gefängnis gebeten. Der einzige Ausweg ist für ihn der Tod.
Der Skandal dabei ist, findet De Morgen, dass die Richter Van Den Bleeken vor 30 Jahren für unzurechnungsfähig erklärt und eine Einweisung in die geschlossene Psychiatrie angeordnet hatten. Weil es aber keine geeignete Einrichtung im Land gab, steckte die Justiz Van Den Bleeken ins Gefängnis - ohne Behandlung in eine gewöhnliche Zelle.
Justizminister Geens schlägt neuen Weg ein
Beschämend findet La Libre Belgique vor allem das Verhalten der Behörden und der ehemaligen Justizministerin Annemie Turtelboom. Obwohl es in den Niederlanden mittlerweile eine therapeutische Einrichtung für Psychopathen wie Van Den Bleeken gibt, wurde er 2013 nicht dorthin verlegt. Stattdessen stimmten sie einfach seinem Wunsch nach aktiver Sterbehilfe zu.
Het Laatste Nieuws bemerkt: Der neue Justizminister Koen Geens hat die einzig richtige Entscheidung getroffen und die geplante Euthanasie gestoppt. Außerdem will er sich für die Schaffung einer Einrichtung für nicht therapierbare Straftäter in Belgien einsetzen.
De Standaard fügt hinzu: Für Van Den Bleeken kommt die Einsicht des Ministers zwar reichlich spät: Er hatte die Beerdigung schon vorbereitet und seine Abschiedsbriefe geschrieben. Der Rückzieher muss für ihn nur sehr schwer zu ertragen sein. Aber für vergleichbare Kriminelle sowie für unseren Rechtsstaat und die Demokratie ist das Vorgehen von Justizminister Geens eine wichtige Weichenstellung, meint das Blatt.
Di Rupos Fähnchen im Wind
"Das peinliche Rollenspiel des Elio Di Rupo", titelt Le Soir. Di Rupo, der Parteivorsitzende der PS, fordert die Rücknahme einer Entscheidung von Premierminister Di Rupo. Das ist nicht nur äußerst dreist, sondern dazu noch extrem heuchlerisch. In einem Radiointerview erklärte der ehemalige Regierungschef, es sei ein Fehler, dass jetzt Tausende Menschen kein Arbeitslosengeld mehr erhalten. Ihm blute das Herz, wenn er an die Schicksale der vielen Betroffenen denke. Damals seien die Folgen der Maßnahme für ihn nicht absehbar gewesen. Außerdem sei die Streichung des Arbeitslosengeldes in bestimmten Fällen eine zu 100 Prozent liberale Forderung gewesen. Dem Koalitionsfrieden zuliebe habe er zustimmen müssen. Für wie blöd hält Di Rupo uns eigentlich?, fragt Le Soir empört. Die Gewerkschaften und das Arbeitsamt hatten schon damals lautstark vor den Folgen gewarnt.
Het Nieuwsblad kann den plötzlichen Meinungsumschwung Di Rupos ebenfalls nicht nachvollziehen. Bei so viel Unglaubwürdigkeit kann man sich nur an den Kopf fassen. Der PS-Chef erweist der gesamten politischen Klasse damit einen Bärendienst. Wie glaubwürdig ist jemand noch, der gerade aus der Regierungsverantwortung entlassen wurde und jetzt schamlos versucht, seine Weste reinzuwaschen. Als habe er vergessen, warum er die schmerzhafte Maßnahme vor drei Jahren ergreifen musste. Le Soir formuliert es so: Die Bürger bekommen den Eindruck, dass die Politiker ihnen etwas vorspielen.
Di Rupos Tränen sind nur Krokodilstränen, meint auch L'Echo. Weil ihm die Wähler am linken Rand wegbrechen und in die Arme der PTB laufen, spielt Di Rupo jetzt den Mitfühlenden. Das ist beinahe populistisch. Die PS sollte ihre Energie lieber darauf verwenden, die Arbeitslosigkeit in der Wallonie abzubauen, statt sich ein Rückzugsgefecht mit der neuen Regierung zu liefern. Das wäre sinnvoller - und glaubwürdiger.
Erfolgreiches Weihnachtsgeschäft
"Die Weihnachtsferien waren für die Tourismusbranche ein voller Erfolg", titeln die Zeitungen der Sudpresse-Gruppe. Die Hotels an der Küste melden, dass sie in den Tagen nach Weihnachten zu 90 Prozent ausgebucht waren. Auch im Süden des Landes ist der Sektor mehr als zufrieden. Vor allem die Ferienhäuser in den Ardennen waren sehr begehrt. Der Schnee hat zusätzlich Wanderer und Wintersportler gelockt.
Bild: Bruno Fahy (belga)