"Letzte Reise für Fabiola", schreibt L'Avenir auf Seite eins. "Die Beisetzungsfeier wird ihre Handschrift tragen", so die Schlagzeile von Le Soir.
Königin Fabiola wird heute zu Grabe getragen. Es wird ein Staatsbegräbnis sein. Zahlreiche Königshäuser aus der ganzen Welt werden vertreten sein, darunter allen voran die Kaiserin Michiko von Japan, der spanische König Juan Carlos mit Frau Sophia und Prinzessin Beatrix aus den Niederlanden. Bemerkenswert, wie Le Soir hervorhebt: Die englische Krone bleibt der Zeremonie fern. Der Palast wollte im Vorfeld keine Einzelheiten über den Ablauf der Beisetzungsfeier bekanntgeben. Nur so viel, wie La Libre Belgique berichtet: Es wird eine "überraschende" Zeremonie.
Was verdient eigentlich ein Lokführer?
Im Mittelpunkt der Leitartikel steht aber vor allem das derzeitige soziale Klima. Für den kommenden Montag rufen die Gewerkschaften zum Generalstreik auf. Für Diskussionsstoff sorgt aber zunächst die gestrige Protestaktion einer kleinen Lokführergewerkschaft. Die wird nicht einmal von der SNCB anerkannt, hat es aber dennoch geschafft, dass quasi die Hälfte aller Züge ausfiel. Hintergrund ihres Streiks war insbesondere ein Streit über die bahninterne Prämienregelung für Lokführer. In diesem Zusammenhang wirkt die Schlagzeile von La Dernière Heure fast schon anklagend: "182 Arbeitstage, Ruhestand ab 55, Anfangsgehalt von 1.600 Euro netto: wo liegt denn das Problem?", fragt das Blatt.
In ihrem Kommentar relativiert La Dernière Heure aber ihre Schlagzeile von Seite eins. Lokführer haben einen harten Job mit unregelmäßigen Arbeitszeiten. Und ehe sie zum ersten Mal im Führerstand Platz nehmen, müssen sie eine anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen. Ein Lokführer hat jedenfalls am Ende des Monats sein Gehalt nicht gestohlen. Das ist im Übrigen nicht fürstlich, steht jedenfalls in keinem Vergleich zu der Abschiedsprämie eines SNCB-Managers.
Ein "selten dummer" Streik
Einige Zeitungen üben aber beißende Kritik an dem Streik von Donnerstag. Die meisten Leitartikler stellen nur ein Wort in den Vordergrund: "dumm".
Das Timing hätte schlechter gar nicht sein können, notiert etwa Het Nieuwsblad. Am kommenden Montag findet der vierte Streik in Serie statt; an vier Montagen hintereinander mussten die Pendler zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen hinnehmen. Und dann meint eine Gruppe von 500 Mann, mittendrin den Schienenverkehr noch einmal lahmlegen zu dürfen. Dabei merken sie gar nicht, dass sie an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Inzwischen wird der Ruf immer lauter, dass das Streikrecht eingeschränkt werden sollte.
Die Aktion von Donnerstag ist ein Geschenk an die Regierung, glaubt De Morgen. Bislang hatte die breite Öffentlichkeit ja noch einigermaßen Verständnis für die Gewerkschaftsproteste. Viele Menschen sind der Ansicht, dass die Sparmaßnahmen der Regierung unausgewogen sind und die Reichen bevorzugen. Der Streik der kleinen Lokführergewerkschaft war aber "der Streik zu viel", hat die öffentliche Meinung gegen die Gewerkschaften aufgebracht. Es war wohl die dümmste Protestaktion seit Jahren.
Die Lokführergewerkschaft schießt sich nicht nur in ihren eigenen Fuß, sondern gleich allen Gewerkschaften, meint auch Het Belang van Limburg. Das, was an Rückhalt in der Bevölkerung noch blieb, hat dieses Grüppchen jedenfalls untergraben.
Generalstreik politisch motiviert?
Der Fokus liegt jetzt aber schon auf dem Generalstreik vom kommenden Montag. N-VA-Chef Bart De Wever sprach in diesem Zusammenhang von einem "politischen Streik". Die FGTB sei doch nichts anderes als der bewaffnete Arm der PS, sagte De Wever im Radiosender Bel RTL. Für diesen Satz gab es Kritik vom CD&V-Vizepremier Kris Peeters, wie unter anderem De Standaard berichtet. Mit solcherlei Aussagen Öl ins Feuer zu gießen, das bringt uns keinen Schritt weiter, sagt Peeters und dann wird er noch deutlicher: Man sollte die Regierung bitte arbeiten lassen und nicht vom Spielfeldrand aus die Sache noch schwieriger machen, so Peeters sinngemäß.
Im Übrigen verkennt De Wever die Lage, glauben einige Zeitungen. Erstens: Den Streik als eine Auftragsarbeit für die PS zu bezeichnen, ist zu kurz gegriffen, meint De Standaard. Hier geht es nicht um eine Auseinandersetzung zwischen dem rechten Flandern und der linken Wallonie. Diese Polarisierung gibt es nur im Weltbild der N- VA. Sie vergisst dabei nämlich die ACV, also den flämischen Flügel der Christlichen Gewerkschaft CSC. Die ACV ist nicht nur größer als die wallonische FGTB, sondern ihre Rhetorik ist in Teilen auch schärfer. Wegen ihrer Nähe zur CD&V ist es zudem so, dass vor allem die ACV die Schlüssel in der Hand hat.
Doch liegt De Wever auch inhaltlich daneben, glaubt die Wirtschaftszeitung L'Echo. Die Proteste als "politisch gesteuert" abzutun, ist allenfalls die halbe Wahrheit. In weiten Teilen der Bevölkerung gibt es ein wirkliches Malaise. Viele empfinden die Sparmaßnahmen als ungerecht. Insofern wäre die Regierung Michel gut beraten, nicht mehr in Karikaturen zu denken.
"Recht auf Arbeit"
Im Zusammenhang mit dem Generalstreik rückt aber auch die Forderung nach einem "Recht auf Arbeit" immer mehr in den Vordergrund. Wie unter anderem De Standaard berichtet, haben sich tausende Streikunwillige inzwischen sogar zusammengeschlossen. Die Internetinitiative "Wir streiken nicht mit" etwa hat schon 78.000 Mitglieder. Und wie beispielsweise Het Nieuwsblad auf Seite eins berichtet, will Innenminister Jan Jambon die Gewerkschaften notfalls "manu militari" daran hindern, ganze Industriegebiete abzuriegeln. "Jambon will Polizei gegen Streikende einsetzen", schreibt das Blatt.
Einige Zeitungen bringen dafür in gewisser Weise Verständnis auf. Natürlich stellt niemand das Streikrecht in Frage, meint etwa Gazet van Antwerpen. Frage ist nur, ob das beinhaltet, dass man dafür das ganze Land lahmlegt. Wer arbeiten will, dem darf man das nicht verwehren.
Die eine geht, der andere kommt
"Emily Hoyos wirft das Handtuch", titelt L'Avenir. Emily Hoyos, das ist ja eine der Ko-Vorsitzenden von Ecolo. Naja, und Ecolo hat bei der letzten Wahl nicht unbedingt ein Super-Ergebnis eingefahren. Und daraus zieht Hoyos jetzt die Konsequenzen.
Bei der liberalen MR hingegen ist Olivier Chastel am Donnerstag offiziell zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Er ersetzt Charles Michel, der ja seit einigen Wochen Premierminister ist. "Chastel predigt die Rückkehr des 'Sozialen Liberalismus'", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. Er will jedenfalls beweisen, dass Liberalismus sozialer ist, als man angesichts der Gewerkschaftsproteste vielleicht meinen könnte.
Archivbild: Bruno Fahy (belga)