Euthanasie und Abtreibung
Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen bringen als wichtigste Meldung: Nur ein Viertel aller Euthanasiefälle wird auch tatsächlich gemeldet. 2009 wurden etwa 700 Sterbehilfefälle registriert, tatsächlich waren es an die 2.800. Vor allem in der Wallonie verzichten die meisten Ärzte noch immer darauf, Sterbehilfe auch anzumelden, schreiben diese Zeitungen.
Vers l'Avenir befasst sich ausführlich mit der Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruches. Seit 20 Jahren ist bis zur 12. Schwangerschaftswoche Abtreibung erlaubt. Es gibt jetzt einen Vorstoß, um diese Frist zu verlängern. Einen entsprechenden Entwurf will die PS ins Parlament bringen. Vers l'Avenir lässt auch Abtreibungsgegner zu Wort kommen.
Pläne zur Rentenreform
In De Standaard und Le Soir finden wir heute ausführliche Interviews mit Minister Daerden, der dort die fünf Reformvorschläge zur Rettung unserer Renten präsentiert. Er will unter anderem die Frührente beschneiden, den Rentenfonds wiederbeleben, die Mindestrente erhöhen und Arbeitnehmer belohnen, die länger als bis zum 60. Lebensjahr arbeiten. Außerdem möchte er die Steuergesetzgebung ändern, um längere Lebensarbeitszeiten attraktiver zu machen. "Ich muss mit gutem Beispiel vorangehen" ist dazu in De Standaard die Schlagzeile. Mit seinen 60 Jahren denke er noch lange nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen, zitiert die Zeitung Michel Daerden.
Wie muss es weitergehen mit der Monarchie?
Eine Woche lang befassten sich La Libre Belgique und De Standaard ausführlich mit der Zukunftsperspektive des belgischen Königshauses. La Libre Belgique titelt: "Umfrage belegt: Belgier stehen zu ihrer Monarchie". Demnach sind 62 % der Befragten dafür, dass unser Land auch in Zukunft ein Königreich bleibt. Auch möchten sie, dass König Albert weiterhin im Amt bleibt. Im Kommentar meint die Zeitung: Der König bleibt der Garant des Gleichgewichts zwischen den großen Gemeinschaften unseres Landes. Es gibt auch keine ernstzunehmende Studie, wie dieses institutionelle Gleichgewicht ohne das Königshaus garantiert werden könnte. Der Schein, als sei Prinz Philippe schüchtern und schlecht auf sein zukünftiges Amt vorbereitet, trügt. Das bestätigen verschiedene Quellen. Der Mann wird seinem Amt gewachsen sein, so La Libre Belgique im Kommentar.
De Standaard vertritt im Leitartikel eine völlig andere Position: Nur eine knappe Hälfte der Flamen befürwortet den Beibehalt der Monarchie. Die meisten Parteien möchten, dass der König nur noch eine zeremonielle Rolle spielt. Diese Zeitung findet auch, dass Prinz Philippe den Anforderungen seiner zukünftigen Funktion noch absolut nicht gewachsen ist.
Anklage gegen Modrikamen
In der französischsprachigen Presse ist Staranwalt Modrikamen Thema vieler Kommentare. Gegen ihn wurde Anklage erhoben. Er wird der Urkundenfälschung und der Geldwäsche in einem Konkursverfahren beschuldigt. Modrikamen, der vor einigen Monaten die rechte "Volkspartei" gründete, spricht von einer politischen Abrechnung.
L'Echo kommentiert: Die beste Verteidigung ist der Angriff. Deshalb hat Modrikamen selbst die Anklageerhebung gegen seine Person in die Medien gebracht. So gibt er dem Fall einen politischen Anstrich, und das ist reinster Populismus. Abzuwarten bleibt, welche Konsequenzen das haben wird.
Vers l'Avenir schreibt im Leitartikel: Egal wie dies Affäre sich entwickelt, Modrikamen und seine "Volkspartei" dürften immer auf der Gewinnerseite sein. Auf jeden Fall wird der Anwalt es geschafft haben, Justiz und Politik erneut zu diskreditieren. Besser wäre es gewesen, abzuwarten, ob die Justiz wirklich nachweisen kann, dass es sich in diesem Fall um einen betrügerischen Konkurs handelte.
La Dernière Heure widmet dem Fall mehrere Seiten und porträtiert Untersuchungsrichter Michel Claise, der den Fall ins Rollen brachte. Der Richter hat schon in verschiedenen großen Fällen erfolgreich ermittelt, unter anderem gegen Scientology und gegen die Moslemexekutive.
Le Soir kommentiert: Für einen Anwalt ist es eine Todsünde, Behauptungen in die Welt zu setzen, ohne hierfür griffige Beweise zu liefern. Modrikamen nutzt seine Anklage als Wahlkampfstrategie, indem er die These eines politischen Komplotts in die Welt setzt. Das hat er von Berlusconi gelernt, der auch immer ohne Beweise Politik und Justiz in ein schlechtes Licht stellt. Das sind in der Regel Kunstgriffe der Rechtsextremisten, so Le Soir.
Missbrauch in der katholischen Kirche
Het Nieuwsblad schließlich befasst sich im Kommentar mit den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche: Die Kirche ist in einen viel zu langsamen Lernprozess verwickelt. Die Missbrauchsopfer wurden jahrelang ein zweites Mal zum Opfer, weil die Taten totgeschwiegen wurden. Es wird höchste Zeit, dass Rom einsieht, dass jetzt endlich ein Schlussstrich gezogen werden muss. Dies ist auch notwendig für alle die Priester und Gläubigen, die hiermit überhaupt nichts zu tun haben, aber jetzt die Kollektivschuld mittragen müssen, findet Het Nieuwsblad.