De Standaard bringt die Schlagzeile: "Durch einen Kompromiss wahrt die Eurozone ihr Gesicht" und kommentiert: Die Eurokrise, die erste echte Krise sei der Einführung der gemeinsamen Währung, hat Europa an den Rand des Abgrunds gebracht. Die undenkbare Perspektive eines Zerbrechens oder selbst das Ende der gemeinsamen Währung wurden zu einer ernsthaften Hypothese. Die Verwundbarkeit der Währungsunion ohne eine gemeinsame Politik war allen seit langem bekannt, doch jetzt erst sieht man, wie ein solcher Baufehler zum Einsturz der gesamten Konstruktion führen kann. Es war eine nützliche und notwendige Erfahrung. Die Eurofamilie wird nie mehr so sein wie vor dieser Krise. Die Rolle Deutschlands in Europa ist gestärkt.
De Tijd fügt hinzu: Alle Mitglieder haben ein Interesse an einem stabilen Euro und einer glaubwürdigen wirtschaftlichen Zukunft, sei es nur, um Spekulanten fernzuhalten. Vor allem Deutschland: Das größte europäische Exportland profitiert am meisten von gesunden Absatzmärkten. Die größte europäische Wirtschaftsnation profitiert auch am meisten von einem stabilen Euro.
De Morgen meint: Die Krise ist mit der Einigung wahrscheinlich größtenteils beseitigt, doch jeder muss jetzt daraus eine Lehre ziehen. Der Euro war nicht immun gegen die Spekulation. Die Gefahr einer Abwertung der nationalen Währungen hat der Euro gebannt. Doch der Preis dafür ist, dass alle Mitgliedsländer unbedingt ihre Staatshaushalte unter Kontrolle halten müssen.
Europa unter deutscher Führung
L'Echo fragt: Hat Deutschland in dieser Krise nicht sein wahres Gesicht gezeigt? Was wird in Zukunft geschehen, wenn die Inflation wieder auftaucht? Deutschland steht dann im Mittelpunkt einer Debatte, die es mit den schwächsten Ländern, wie Griechenland und Portugal, konfrontiert. Bald wird die Europäische Zentralbank von dem Deutschen Axel Weber geleitet. Es ist zu erwarten, dass sie unter deutscher Führung die orthodoxe Linie der Bundesbank fortführen wird.
Le Soir fragt, ob die Einigung ein guter Kompromiss für Europa ist. Er gibt dem Währungsfonds nur eine untergeordnete Rolle. Zwar gestattet er der Union, Gesichtsverlust zu vermeiden und ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Deutschland hat sich durchgesetzt und die Achse Paris-Berlin hat den anderen ihre Lösung aufgezwungen. In einer Union der 27 ist das kein idealer Zustand.
Für La Libre Belgique sind die europäischen Regierungen erneut gedemütigt worden. Sie haben diese Erniedrigung sich selbst zu verdanken, denn sie haben die Hilfe des Internationalen Währungsfonds angefordert, anstatt das griechische Problem unter sich zu lösen. Sie verfügten über die wirtschaftlichen Mittel, um sich selbst aus der Sackgasse zu retten. Stattdessen haben sie erneut ihre politische Ohnmacht gezeigt.
Die Zukunft der belgischen Pensionen
Pensionsminister Daerden hat der Regierung sein Grünbuch über die Zukunft der Pensionen ausgehändigt. Het Nieuwsblad schreibt: Es ist eine interessante Lektüre, für jeden der wissen will, wie es um die Pensionen bestellt ist. Doch die Föderalregierung wiederholte gestern nur, was man schon seit Jahren hört: Alle müssen länger arbeiten, aber nicht länger als bis zum 65. Lebensjahr.
Das ärgert Het Laatste Nieuws. Die PS will das gesetzliche Pensionsalter nicht heraufsetzen. Doch alle Nachbarländer sind dabei, das Pensionsalter stufenweise und schmerzlos auf 67 Jahre anzuheben.
Gazet van Antwerpen meint: Zwei Dinge müssen zuvor geschehen: Die Staatsverschuldung muss gesenkt werden, denn jeder Euro, den man nicht für das Abtragen der Staatsschuld verwendet, kann in die Pensionskasse gesteckt werden. Und der Aktivitätsgrad muss angehoben werden. Die Bevölkerung muss mehr und länger arbeiten.