Gewitterwolken
De Tijd bringt die Schlagzeile: "Griechische Gewitterwolken hängen über dem EU-Gipfel" und stellt die Frage: Wie europäisch ist Angela Merkel? Kann sie und will sie vor ihren Wählern die Wende verteidigen, die sie seit einigen Tagen eingeleitet hat?
De Standaard schreibt auf seiner Titelseite: "Entscheidender Tag für den Euro". Jetzt ist auch Portugal im Visier. Das stärkt die Angst vor einem griechischen Domino-Effekt. Der Einsatz des EU-Gipfels ist größer denn je. Der Kampf um Griechenland ist nur ein Symptom. Die tiefere Frage lautet: Wie kann Europa mit dem neuen Deutschland umgehen? Unterdessen nimmt die Union Schaden. Was führt Merkel im Schilde? Europa verliert seine Position in der Welt. Wenn es keine einheitliche Politik entwickelt, wird es nicht mehr länger an den Verhandlungstischen sitzen, an denen die wichtigen Entscheidungen getroffen werden.
Eine gegen alle
Le Soir befindet: Angela Merkel - eine gegen alle. Die Kanzlerin lehnt weiterhin den Unterstützungsmechanismus für Griechenland ab, den alle anderen Staatschefs und die EU-Kommission befürworten. Gehört das europäische solidarische Deutschland, das das Symbol des Euro unterstützt, der Vergangenheit an? Europa muss sich diese Angst einjagende Frage stellen, die die Achse Paris - Berlin auf eine schwere Probe stellt.
Gazet van Antwerpen findet: Wenn der Frühjahrsgipfel nach guter europäischer Gewohnheit doch noch zu einem Kompromiss für die Unterstützung Griechenlands kommt, muss dieser zwei Elemente enthalten, die den Forderungen der deutschen Bundeskanzlerin entgegenkommen, nämlich eine Rolle für den Internationalen Währungsfonds und strengere Regeln für zahlungsunfähige Euroländer. Merkel steht unter dem Druck einer öffentlichen Meinung, die dem Euro schon immer skeptisch gegenüberstand. Zudem sind im Mai Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, und die Koalition von Christdemokraten und Liberalen schneidet in den Meinungsumfragen schlecht ab. Angela Merkel könnte heute wie ein neuer Bismarck die deutschen Interessen verteidigen. Unterdessen ist Europa in dieser Krise ohne Steuermann.
Auch De Morgen behauptet: Angela Merkel steht unter dem schweren Druck der öffentlichen Meinung in Deutschland. Die harte deutsche Haltung hat auch mit den bevorstehenden Landtagswahlen zu tun. EU-Präsident Van Rompuy hegte die Hoffnung, die 16 Euroländer noch heute zu einem Kompromiss zu führen. Doch wahrscheinlich kommt die Griechenlandfrage erst heute Abend bei den Kamingesprächen an die Reihe.
Europa wird alleine nicht mit seinen Problemen fertig
La Libre Belgique erklärt in ihrem Leitartikel: Europa erwartet von seinen politischen Führern Entschlossenheit und Einsatzbereitschaft, um einen europäischen Mechanismus zu finden, der Griechenland helfen kann. Es wäre ein großer Fehler, wenn Europa eine solche Rettungsoperation dem Internationalen Währungsfonds überlassen würde, der von den USA beherrscht wird. Zudem würde das Ausbleiben einer deutlichen politischen Botschaft die Büchse der Pandora öffnen, während verschiedene andere Länder ebenfalls ein großes Defizit aufweisen. Das würde es den Spekulanten ermöglichen, weiterzumachen und die Eurozone und die Währung selbst dauerhaft zu untergraben.
L'Echo warnt: Deutschland ist Brandstifter in Griechenland, wenn es sich zweifelhafte Scherze erlaubt und fragt, ob man Griechenland nicht besser an die Türkei verkauft. Deutschland besteht auf Haushaltsdisziplin, während die aktuelle Situation nur mit einer größeren Kulanz bewältigt werden kann. Frankreich wirft Deutschland vor, zu wettbewerbsfähig geworden zu sein und sich als Streber aufzuführen, dem die anderen europäischen Länder nicht folgen können. Das alles zeigt, dass Europa noch nicht in der Lage ist, allein mit seinen Problemen fertig zu werden. Das Schlimmste muss vermieden werden, nämlich ein echter Streit zwischen den 27 Staatsoberhäuptern über Griechenland.