La Libre Belgique widmet der Unterzeichnung des Euthanasiegesetzes durch König Albert im Jahre 2002 neun Seiten und unterstreicht: Die Unterschrift des Königs war mit großen Schwierigkeiten verbunden und das Resultat einer jahrelangen Suche nach einer Alternative.
De Standaard behauptet: Albert II war im Augenblick seiner Thronbesteigung davon überzeugt, dass er dem Vorbild seines beliebten Bruders folgen müsse. König Albert war bereit, seine eigene Rolle einzuschränken. Unter der Bedingung, dass das Staatsoberhaupt nicht verpflichtet werden könne, progressistische Gesetzestexte zu unterschreiben.
Le Soir fügt hinzu: Zwanzig Jahre nach der Weigerung von König Baudouin, das Abtreibungsgesetz zu unterzeichnen, ist die Debatte über die Macht des Königs wieder angefacht worden. Albert II ist der König, der am besten verstanden hat, dass er keine persönliche Rolle spielen darf. Doch nichts deutet darauf hin, dass sein Sohn Philippe dies einsieht. Daher der Wunsch zahlreicher Parteien, das Tätigkeitsfeld des Staatsoberhauptes abzustecken. Selbst der ehemalige Premierminister Wilfried Martens behauptet, dass dieses Problem dringend einer Lösung bedarf.
Misstrauensvotum gegen den Kronprinz
Het Belang van Limburg betont: Flandern und die Wallonie können ohne König auskommen. Sie promulgieren selbst ihre Dekrete. Sie bilden selbst ihre Regierungen. Sie ernennen selbst ihre Minister. Weshalb sollte es einem Mann möglich sein, Gesetze zu blockieren, die in einem Parlament von einer demokratischen Mehrheit verabschiedet wurden? Eine Mehrheit der Parteien ist jetzt für eine protokollarische Monarchie gewonnen. Das ist ein Misstrauensvotum gegen Kronprinz Philippe, der bereits zweimal Fehler beging. Das Land könnte keine zweite Abtreibungsdiskussion mehr überleben.
Gazet Van Antwerpen spricht sich dafür aus, die Rolle des Königs zu verändern, ehe Prinz Philippe den Thron besteigt. Mehrere Vertraute des Königshauses behaupten, er habe die Charakterzüge seines Onkels Baudouin. Dieser betrachtete seine Rolle als König als einen göttlichen Auftrag, wie das im Mittelalter der Fall war. So etwas ist im Jahre 2010 nicht mehr möglich. Ein König muss der Regierung und dem Parlament folgen. Wenn man ihm ein Gesetz zur Unterzeichnung vorlegt, hat er keine Wahl. Genau so, wie er auch ein Wahlergebnis akzeptieren muss. Bei der Bezeichnung eines Regierungsbildners darf die persönliche Meinung des Königs nicht mitspielen. Es wäre daher gut, wenn der König nur noch ein protokollarisches Amt ausführt. Die Gesetze können durch den Vorsitzenden von Kammer und Senat promulgiert werden. Nach Wahlen muss die größte Partei die Initiative zur Regierungsbildung ergreifen.
Es gibt keine Königsfrage
Het Laatste Nieuws glaubt, dass die Diskussion über die Rolle des Königs künstlich aufgebauscht wird. Niemand hat den Eindruck, dass diese Frage zurzeit ein gesellschaftspolitisches Problem ist. Unter der Herrschaft von König Albert hat es keinen einzigen Zwischenfall gegeben. Der König hat alle Gesetze unterschrieben und alle Minister ernannt. Man braucht nichts zu lösen, weil es kein Problem gibt. An dem Tag, wo Prinz Philippe den Thron besteigt, wird er genauso begleitet und mit Ratgebern umringt wie sein Vater heute.
Der Papst hat versagt
De Morgen kritisiert die Reaktion des Papstes auf den Pädophilieskandal in der katholischen Kirche. Alle Menschen, auch Priester und Bischöfe, können Fehler begehen. Doch dieser Papst glaubt, dass die Kirche heilig ist und weigert sich zu tun, was für die ganze Welt als absolutes Minimum erscheint, nämlich ein aufrichtiges Mea Culpa der gesamten Kirche für alle Opfer und die Ankündigung eines konkreten Plans, um diesen Zuständen ein Ende zu bereiten. Indem er sich nicht dazu durchringen konnte, hat der Papst seiner Kirche einen schlechten Dienst erwiesen. Ihr Ruf ist jetzt noch schlechter als zuvor. Er hat auch darin versagt, das Unrecht, das so vielen Opfern angetan wurde, wieder gut zu machen.