Es folgt die klassische Diskussion über den Erfolg des Streiks, meint Het Belang Van Limburg. Für die Arbeitgeber waren die Auswirkungen gering. Für die Gewerkschaften war der Tag ein voller Erfolg. Eine deutliche Antwort darauf ist nicht möglich, meint die Zeitung. Doch wie geht es nun weiter? Die Ziele der Michel-Regierung, unsere Wirtschaft zu stärken, sind legitim. Aber wie man es auch dreht und wendet, der soziale Dialog zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern muss immer möglich sein. Je breiter der Konsens, umso größer ist die Zustimmung für schwierige Maßnahmen. Der Sozialdialog hat dieses Land wirtschaftlich groß gemacht, das muss so bleiben.
Zeitbombe für CD&V
Het Nieuwsblad beobachtet: Die Arbeitgeber glauben nicht mehr an den Sozialdialog. Jo Libeer, Top-Mann des flämischen Arbeitgeberverbands VOKA, will eine neue Form des Sozialen Dialogs. Dieser soll sich an die sich schnell verändernden wirtschaftlichen Zeiten anpassen. Wie das aussehen soll, ist aber bislang noch nicht klar.
Unterdessen betonen aber auch Spitzenpolitiker der CD&V die Bedeutung des Sozialen Dialogs. Ob die Partei da für sich selbst spricht oder für die Regierung, ist undeutlich. Arbeitsminister Kris Peeters muss Gewerkschaften und Arbeitgeber wieder an den Tisch bringen. In seinem Büro tickt eine Zeitbombe wie aus einem James Bond-Film zur Zeit des Kalten Kriegs. Wenn er es schafft, diese zu entschärfen und den Sozialen Frieden zu retten, dann sollte man ihm ein Denkmal errichten, zumindest in seiner Heimatgemeinde Puurs, meint Het Nieuwsblad.
Für Het Laatste Nieuws ist die Forderung der CD&V nach einer Reichensteuer in dieser Regierung wie das Plädoyer eines Vegetariers in einem Fleischrestaurant. Wer sich mit den Liberalen von OpenVLD, MR und N-VA ins Bett legt, darf nachher nicht den betrogenen Ehemann spielen. Es besteht aber weiterhin die Chance, dass Kris Peeters, Koen Geens und Wouter Beke den Sieg nach Hause holen. Falls nach der ersten Haushaltskontrolle 2015 doch wieder eine oder zwei Milliarden gefunden werden müssen, auf welche Seite werden sich Jambon, Peeters, Michel, De Croo dann schlagen? Wieder ihr da und wir hier? Eher nicht, meint Het Laatste Nieuws.
Alle Tiere gleich, manche Tiere gleicher
Auch De Morgen kommentiert die Rolle der CD&V in dem Ganzen. Das Ringen der Partei in dieser Regierung bekommt masochistische Züge. Sie muss sich damit begnügen, in dieser Regierung zwischen ideologisch rechter Profilierung und knappem Budget zu sitzen - und weder mit dem einen oder mit dem anderen auftrumpfen zu können.
Über die Rolle der CD&V schreibt De Morgen: Im frankophonen Landesteil hat diese Regierung keine demokratische Mehrheit. In Flandern hat sie diese ohne die CD&V auch nicht. Und die Partei ist augenscheinlich nicht bereit, den Mund zu halten - so heftig die Koalitionspartner und der Premierminister das auch verlangen. Die rechten Parteien hoffen, dass sie diese sozialen Unruhen aussitzen können und nach den Weihnachtsferien ihre Politik durchdrücken können.
Mit einer CD&V, die den Gewerkschaften recht gibt, wenn es um die ungerechte Verteilung der Sparmaßnahmen geht, ist das aber ein frommer Wunsch. Da haben die CD&V-Tenore Recht. Nach Lux-Leaks und Marc Coucke sind wir in einer anderen Welt wach geworden. Eine Welt, in der alle Tiere gleich sind, aber manche Tiere gleicher, meint De Morgen.
Auch die Wirtschaftszeitung L'Echo spielt auf die Affäre Marc Coucke an, der auf den Verkaufserlös seiner Firma Omega Pharma keine Steuern zahlen brauchte. Der Milliardär fand es ungerecht, auch nur einen Cent an den Staat zu überweisen, angesichts dessen, was dieser mit dem Geld mache. Die Antworten darauf findet man nicht im Streik, so die Zeitung. Sie sind komplex. Wird Kapital zu hoch besteuert, flüchtet es; wird die Arbeit zu hoch besteuert, dann entsteht Schwarzarbeit. Es wäre anständig, endlich den Mut für eine Steuer- und Sozialreform aufzubringen.
Größte Fußgängerzone Europas in Brüssel
Le Soir kommentiert die Pläne einer riesigen Fußgängerzone in der Brüsseler Innenstadt. Das historische Zentrum soll zur größten Fußgängerzone Europas werden. Das Stadtzentrum wird zum Modell für eine moderne Hauptstadt, und soll Brüssel wieder in den Rang anderen europäischen Metropolen bringen.
Die Zeitung meint: Es wurde Zeit. Brüssel hat einen enormen Rückstand in puncto Mobilität. Wien, Bordeaux oder andere belgische Städte wie Gent sind der Hauptstadt seit langem voraus. Der Umbau ist nicht nur wünschenswert sondern notwendig, um die Stadt für ihre Bewohner lebbar zu machen.