"Rote Teufel lassen zwei Punkte liegen", titelt Le Soir. "Bitteres 0:0 gegen Wales", schreibt Gazet Van Antwerpen. "Enttäuschung", meint unterdessen La Dernière Heure auf Seite eins.
Das Jahr 2014 endet für die Fußballnationalmannschaft in Moll: Die Roten Teufel haben ihr letztes Spiel des Jahres nicht gewinnen können. Auf die gute, aber torlose erste Halbzeit folgte eine sehr schlechte und ebenso torlose zweite Halbzeit, hält Het Nieuwsblad fest. Die nächsten Spiele gegen Zypern und Israel im Frühjahr müssen die Roten Teufel unbedingt gewinnen, ansonsten wird das Rennen um die Teilnahme an der nächsten Europameisterschaft eine heikle Angelegenheit, warnt das Blatt.
Keine Glanzleistung und (noch) keine Panik
Fünf von neun möglichen Punkten: So lautet die ernüchternde Bilanz nach den drei ersten Qualifikationsspielen. Natürlich sind wir enttäuscht, schreibt L'Avenir. Sogar sehr. Da wäre deutlich mehr drin gewesen. Vor allem am Sonntagabend zuhause in Brüssel gegen Wales. Die Nationalmannschaft hat kein gutes Spiel abgeliefert, war streckenweise völlig ideenlos. Het Laatste Nieuws greift Trainer Marc Wilmots an: "Werden Sie endlich wach", so der eindringliche Appell auf der Titelseite. "Wie können Sie so gute Spieler so schlechten Fußball spielen lassen?", fragt die Zeitung weiter. Es wird Zeit, dass Wilmots seine Trainingsmethoden überdenkt.
Het Nieuwsblad und L'Avenir warnen davor, jetzt schon in Panik zu verfallen. Alles ist noch drin. Wir schweben nur nicht mehr auf Wolke sieben, sondern sind am Sonntagabend wieder auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet.
"Kapitän Michel hat seine Matrosen nicht im Griff"
Politisch sorgt die so genannte Reichensteuer weiter für Diskussionsstoff. "Michel hat seine Truppe nicht unter Kontrolle", titelt Het Laatste Nieuws. Das Durcheinander innerhalb der Föderalregierung könnte größer nicht sein. Mal zeigt sich ein Minister offen für eine Kapitalertragssteuer, mal wird die Idee kategorisch ausgeschlossen. Dann greift der Premierminister ein und erklärt, das Thema würde intern besprochen, doch kurze Zeit später äußert sich erneut der Finanzminister dazu. Auch schon zu anderen Themen waren sich die Koalitionspartner gegenseitig in die Parade gefahren, bemerkt Het Nieuwsblad - etwa bei der Drogenproblematik, der Laufzeit der Atomkraftwerke oder der Finanzierung der föderalen Kultureinrichtungen. Diese Regierung braucht einen Kapitän, einen Coach, auf den alle hören. Charles Michel scheint dieser Aufgabe im Moment nicht gewachsen zu sein, stellt die Zeitung fest.
"Sparmaßnahmen nicht ausgewogen"
Dabei wäre die Vermögenssteuer keine schlechte Sache, meint Gazet Van Antwerpen. Nach dem Bekanntwerden der Lux-Leaks-Affäre, also den Steuerschlupflöchern für Großunternehmen und Superreiche, sind inzwischen viele der Ansicht, dass die Sparmaßnahmen der Föderalregierung nicht ausgewogen sind. Genauso sieht es Het Belang Van Limburg: Viele Bürger haben zwar verstanden, dass die drastischen Einschnitte notwendig sind und dass wir nicht weiter über unsere Verhältnisse leben können wie bisher, aber sie haben auch verstanden, dass die Strapazen nicht gerecht verteilt worden sind. Eine Kapitalertragssteuer, die genutzt würde, um die Lohnkosten zu senken, davon hätten alle etwas, ist die Zeitung überzeugt.
Het Laatste Nieuws rät der Regierung auf die Gewerkschaften zuzugehen. Die Koalition braucht ihren Kurs nicht drastisch zu ändern, aber der Ton macht ja bekanntlich die Musik. In den 1980er Jahren hat die Regierung Martens noch heftigere Einschnitte vornehmen müssen: Abwertung des belgischen Franken und gleich drei Indexsprünge hintereinander. Allerdings gab es damals bessere Absprachen zwischen der Regierungsspitze und den Gewerkschaften. Michel und sein Team sollten sich am Riemen reißen, wenn sie verhindern wollen, dass es bereits im Frühjahr zu Neuwahlen kommt, urteilt Het Laatste Nieuws.
Schwurgericht und schlechte Studenten vor Reform
Justizminister Koen Geens will die Schwurgerichte reformieren. So sollen in Zukunft keine großen Terrorismusakten und Verfahren gegen schwere Kriminelle mehr von Geschworenengerichten behandelt werden. Das berichtet unter anderem De Morgen. Geens will in solchen Fällen professionelle Richter urteilen lassen und nicht mehr Laien, um diese zu schützen. Kritiker sehen dagegen die Schwurgerichte vor dem Aus.
Nach Angaben von De Standaard will die Katholische Universität Löwen Studienanfänger mit besonders schlechten Ergebnissen daran hindern, ein Jahr in derselben Studienrichtung zu wiederholen. Wer am Ende des ersten Jahres weniger als 30 Prozent seiner Fächer besteht, darf demnach nicht weitermachen. Die anderen Unis befürchten Chaos und kritisieren den Alleingang der KUL.
Scharia im Herzen der EU
"Die Scharia besteht bereits in Europa", titelt La Libre Belgique. In Thrakien im Nordosten Griechenlands steht das islamische Recht über dem des Staates. Rund 100.000 Muslime leben an der EU-Südostgrenze unter dem Recht aus dem Koran. Allerdings handelt es sich um eine "Light-Fassung" der Scharia: In Thrakien werden niemandem Kopf oder Hände abgehackt. Vor allem für die Frauen dort ist das Leben aber hart, berichtet die Korrespondentin der Zeitung. Zwangsehen von Minderjährigen gehören dort ebenso zum Alltag wie Erbschaften zugunsten der Männer und die völlige Unterdrückung von Frauen.
Bild: Virginie Lefour (belga)