"Die Welt erinnert an den Ersten Weltkrieg in Ypern und Nieuwpoort", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Geeint im Frieden und in der Erinnerung", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins.
Neben dem Königspaar und der Regierung haben Vertreter aus 83 Ländern gestern auf den flämischen Schlachtfeldern der Opfer des Ersten Weltkrieges gedacht. Vor exakt 100 Jahren befahl König Albert I., die Schleusen zu öffnen und das Land unter Wasser zu setzen. Dadurch wurde die Vorwärtsbewegung der deutschen Truppen gestoppt, es begann der Stellungskrieg. Gekommen waren unter anderem die frühere niederländische Königin Beatrix und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Het Laatste Nieuws spricht von einem "besonderen Besuch für einen besonderen Last Post". "Angela Merkel klagt die Gräueltaten der deutschen Armee an", notiert L'Echo auf Seite eins.
Haussegen hängt schief bei der SNCB
Viele Zeitungen beschäftigen sich außerdem mit der wachsenden Unruhe bei der Nationalen Eisenbahngesellschaft SNCB. "Bahngewerkschaften legen Sozialen Dialog auf Eis", schreiben Het Laatste Nieuws und De Standaard auf ihrer Titelseite. Sie reagieren damit auf die jüngsten Aussagen des SNCB-Hauptgeschäftsführers Jo Cornu. In einem Interview hatte der Bahnchef die mangelnde Produktivität des SNCB-Personals beklagt. Die Gewerkschaften betrachten dies als Provokation, zumal vor dem Hintergrund der drohenden Sparmaßnahmen bei der Staatsbahn.
Die mögliche Folge steht auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Bahngewerkschaften drohen mit neuen Protestaktionen", so die Schlagzeile. Dabei gibt fast jeder dem Bahnchef Recht, bemerkt die Zeitung. So kommt die niederländische Eisenbahngesellschaft mit knapp 8.000 Mitarbeitern weniger aus. Einer Studie zufolge lässt die Effizienz bei der SNCB tatsächlich zu wünschen übrig.
Verändern statt poltern
Und doch stellt sich die Frage, was Jo Cornu mit seinen Aussagen genau bezweckt, meint L'Avenir in seinem Kommentar. Der Bahnchef mag sich im Augenblick in einer vorteilhaften Position wähnen, nachdem sich die Bahngewerkschaften in den letzten Wochen mit wilden Streiks unbeliebt gemacht haben. Ein solcher Zustand dauert aber nie lange an. Früher oder später wird Cornu mit den Gewerkschaften reden müssen. Zu provozieren ist eine Sache; Cornus Erfolg wird aber nicht daran gemessen.
Het Nieuwsblad sieht das ähnlich. Cornu schmeißt buchstäblich eine dumme Wahrheit auf den Tisch. Was aber nicht heißt, dass er Unrecht hätte. Die Bahn muss sich schnellstens neu aufstellen. 2023 wird der Personenverkehr teilweise liberalisiert; die SNCB von heute wäre hier hoffnungslos überfordert. Deswegen muss eine Grundsatzdiskussion über die Bahn von Morgen geführt werden. Und das mit offenem Visier. Und doch packt Cornu die Sache falsch an. Er wird jedenfalls beweisen müssen, dass er nicht nur Analysen provokativ in den Raum stellen, sondern auch tatsächlich Veränderungen bringen kann.
Das ideale Rentenalter
"60 Jahre, das ideale Renteneintrittsalter", titelt Le Soir. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die christliche Krankenkasse durchgeführt hat. Befragt wurden Menschen, die schon im Ruhestand sind, im Alter zwischen 50 und 99 Jahren. 85 Prozent der Befragten gaben an, dass sie selbst viel früher hätten in Rente gehen wollen.
Hier sprechen Leute, die es wissen müssen, bemerkt Le Soir in seinem Kommentar. 60 Jahre, dieses Alter ist im Leben eines Menschen eine veritable Zäsur. Auf der anderen Seite wissen wir aber, dass Rente ab 60 nicht mehr zu bezahlen ist. Daraus ergeben sich zwei Schlussfolgerungen. Erstens: Es müssen die Grundbedingungen geschaffen werden, um es 60- bis 67- Jährigen zu ermöglichen, ihrem Alter angepasste Arbeit zu verrichten. Und zweitens: Man muss aufpassen, dass die Menschen nicht mit 60 ausgebrannt sind - sprich: eine intelligente Planung der gesamten Laufbahn ermöglichen. In einem Satz: Lasst uns nicht buchhalterisch vorgehen, sondern kreativ.
Beispiel BNP Paribas Fortis
L'Echo schlägt in dieselbe Kerbe. Hintergrund: Wie das Blatt auf seiner Titelseite berichtet, will die Bank BNP Paribas Fortis eine Reform ihrer Gehaltsstruktur durchführen. Grob zusammengefasst will man die Arbeitsverträge vereinheitlichen. Bei Fortis ist es ja so, dass die Mitarbeiter bis heute über ihre alten Arbeitsverträge der inzwischen längst übernommenen früheren Banken verfügen, wie die Generale Bank oder die ASRK.
Der wahre Grund ist aber ein ganz anderer, meint L'Echo. Aufgrund der Altersstruktur des Personals werden die Mitarbeiter schlicht und einfach zu teuer. Und BNP Paribas Fortis tut es den unzähligen anderen Betrieben gleich: Man versucht, ältere Arbeitnehmer möglichst sanft rauszukehren. Diese Praxis illustriert noch einmal ganz konkret die Frage, wie man in diesem Land auf Dauer bis 67 arbeiten soll.
Von Brandstiftern und Schlagerterroristen
La Libre Belgique kritisiert einmal mehr die Tatsache, dass die N- VA ihre Leute an vielen Schaltstellen der Macht beziehungsweise auf sensiblen Posten positionieren konnte. Neben dem Innenminister und dem Asylstaatssekretär stellt die Partei auch den neuen Chef des Zentrums für Chancengleichheit. Der neue Vorsitzende des Innenausschusses der Kammer ist ebenfalls ein notorischer Separatist. Da kann man auch gleich einem Brandstifter Streichhölzer schenken. Zwar heißt es immer, dass jegliche Kritik die N-VA nur noch stärker macht. Das heißt aber nicht, dass man dafür schweigen muss.
"Flämischer Schlagerterror", schreiben schließlich De Standaard und Het Nieuwsblad. Eine 66- jährige Frau aus Oudenaarde muss sich jetzt vor Gericht verantworten, weil sie ihre Nachbarn nächtelang mit lautstarker Musik beschallt hat. Eine Klägerin fasst es so zusammen: Bei allem Respekt für Künstler wir Laura Lynn oder Willy Sommers, aber ich kann sie nicht mehr hören.
Bild: Siska Gremmelprez (belga)