"Die Sparmaßnahmen der Mitte-Rechts-Regierungen werden vor allem die Familien treffen", titelt Het Laatste Nieuws. Die Zeitung hat den Effekt der Kürzungen berechnet - und zwar sowohl die Vorhaben der föderalen Koalition als auch die der flämischen Regionalregierung: Ein Haushalt in Flandern mit einem monatlichen Einkommen von 4.400 Euro brutto verliert demnach durch die Sparmaßnahmen auf Jahresbasis 2.600 Euro. Der Verlust setzt sich aus dem geplanten, einmaligen Indexsprung auf föderaler Ebene zusammen - der kostet den Haushalt 1.200 Euro.
Dazu kommt eine Reihe rein flämischer Maßnahmen, die für Einbußen in Höhe von 1.800 Euro sorgen, darunter die Senkung der steuerlichen Absetzbarkeit von Hypothekenkrediten, die Erhöhung der Studiengebühren und die Streichung der kostenlosen Strom- und Wasserkontingente. Insgesamt muss die Durchschnittsfamilie in Flandern auf 4,5 Prozent ihrer Kaufkraft verzichten.
Het Laatste Nieuws meint: Ja, Premierminister Michel und der flämische Ministerpräsident Bourgeois machen Ihr Leben teurer. Allerdings kann man nicht - wie so oft behauptet - sagen, dass sie mit dem Hackbeil vorgehen. Es ist eher ein Messer, findet das Blatt. Kleine Einkommen und Sozialhilfeempfänger werden von den allermeisten Sparmaßnahmen glücklicherweise verschont. Diejenigen, die es am härtesten trifft, sind die Familien am unteren Rand der Mittelklasse. Sie verdienen nämlich nur wenige Euro zu viel, um in den Genuss der Ausnahmeregelungen und von staatlichen Börsen zu kommen. Aber sie verdienen gleichzeitig zu wenig, um ein sorgenfreies Leben führen zu können.
"Schoßhündchen Michel"
"Charles Michel ist nur das Schoßhündchen von Bart De Wever", meint Oppositionsführerin Laurette Onkelinx auf der Titelseite von De Standaard. Sie kann es nicht lassen, meint die Zeitung. Die PS-Politikerin fährt erneut schweres Geschütz gegen die Schwedische Koalition auf. Auch Le Soir bringt das Gespräch mit Onkelinx. Sie bezeichnet das föderale Kabinett darin als "Regierung der sozialen Gewalt" - unter anderem wegen der drastischen Sparmaßnahmen und wegen der Erhöhung des Rentenalters. Sie wolle eine starke Oppositionspolitik betreiben, um die Regierung zum Einlenken zu bringen.
L'Echo findet, dass der Zweck nicht die Mittel heiligt. Die Sozialisten haben sich nach Ansicht der Zeitung in den letzten Wochen mehrmals im Ton vergriffen. Besser als die verbalen Angriffe wäre eine konstruktive, und inhaltlich starke Oppositionsarbeit.
L'Avenir hält fest: Trauriges, politisches Spiel. Auf der einen Seite eine Regierung, die uns mit ihren Sparmaßnahmen überfordert; auf der anderen Seite die PS, die aus allen Rohren schießt und teilweise sogar manipuliert. Etwa in einem Werbefilm, in dem es heißt, die Föderalregierung würde die Indexierung unserer Löhne und Gehälter streichen. Geplant ist aber "nur" ein einmaliger Indexsprung. Auch die Zahlen, die PS und Gewerkschaften ins Spiel bringen, sind total irreführend. Bis zu 20.000 Euro soll der Indexsprung - auf die gesamte Karriere berechnet - kosten. Dabei werden Äpfel mit Birnen verglichen, so das Blatt. Denn ein Euro heute und in 40 Jahren haben nicht denselben Wert.
"40-27-27 geht nicht weit genug"
Zum gestern in Brüssel beschlossenen Klimaabkommen der Europäischen Union meint La Libre Belgique: Ehrgeizig sein heißt sich ein ambitioniertes Ziel stecken. Gemessen daran ruft der "Klima-Deal" der 28 EU-Staaten keine Begeisterung hervor. Es mangelt vor allem an starken und verbindlichen Verpflichtungen für jeden einzelnen Staat, kritisiert die Zeitung. Le Soir drückt sich ähnlich aus: Zwar kann man der Meinung sein, dass es ein Erfolg ist, überhaupt zu einer Einigung gekommen zu sein. Vor allem wenn man weiß, dass Polen alles unternommen hat, um ein Abkommen zu verhindern. Doch die Klimaziele "40-27-27", also 40 Prozent weniger CO2-Ausstoß, 27 Prozent erneuerbare Energien und 27 Prozent Energieeinsparung bis 2030, gehen eindeutig nicht weit genug.
Het Belang Van Limburg fügt hinzu: Wenn wir wollen, dass andere Staaten in der Welt mitmachen, dann müssen wir beim Klimagipfel im kommenden Jahr in Paris nicht nur verbindliche Ziele festlegen, sondern uns auch um die Finanzierung der Klimaschutzmaßnahmen kümmern. Ansonsten werden sich die afrikanischen Staaten oder China nicht beteiligen.
Le Soir macht mit einem Bewerbungstipp auf: Wer eine Stelle sucht, sollte auf seinem Lebenslauf nicht vermerken, dass er Mitglied einer Gewerkschaft ist. Wie eine Studie der UCL zeigt, schreckt das Arbeitgeber nämlich ab. Die Forscher haben Hunderte falscher Bewerbungen losgeschickt. Jeweils eine mit dem Gewerkschaftshinweis und eine andere mit dem Hinweis auf die Mitgliedschaft in einer kulturellen Vereinigung. Die zweite Gruppe erntete deutlich mehr Zuspruch.
"Immer vorwärts, niemals zurück"
Wie viele andere Zeitungen erinnert Het Laatste Nieuws seine Leser daran, dass in der kommenden Nacht der Wechsel zur Winterzeit erfolgt. Das Blatt hat den ältesten Uhrenmacher des Landes besucht. Der 85-Jährige aus Gent erklärt: Auch wenn die Uhr um eine Stunde zurückgesetzt wird, ein mechanisches Zifferblatt sollte man niemals rückwärts drehen lassen. Die mühselige Alternative: Die Uhrzeiger 23 Stunden nach vorne bewegen. Das ist wie im wahren Leben, sagt der Uhrmacher: "Immer vorwärts, und niemals zurück".
Bild: Benoit Doppagne (belga)