"Belgien hat jetzt eine Ebola-Beauftragte", titelt Het Laatste Nieuws. "Unser Land will auf alles vorbereitet sein", meint das GrenzEcho. Bei Le Soir heißt es auf Seite eins: "Nur drei Krankenhäuser können tatsächlich Ebola-Patienten aufnehmen".
Erika Vlieghe wurde gestern von der neuen Gesundheitsministerin Maggie De Block zur Ebola-Koordinatorin ernannt. Die erfahrene Ärztin vom Tropeninstitut Antwerpen soll alle Maßnahmen koordinieren, damit Belgien möglichst von dem tödlichen Virus verschont bleibt.
Hierzulande gebe es keinen Grund zur Panik. Vorerst wird es keine systematischen Passagierkontrollen am Brüsseler Flughafen geben - obwohl hier regelmäßig Direktflüge aus den betroffenen Krisenstaaten in Westafrika landen. Die Kontrolle ankommender Passagiere auf erhöhte Temperatur sei wirkungslos, meinen Experten.
Überzogene Panik bei uns, dramatische Situation in Afrika
Auch Le Soir findet: Das ist psychologische Augenwischerei, dadurch sinkt das Ebola-Risiko keineswegs. Trotzdem fragt die Zeitung sich: Warum reagiert Belgien erst jetzt? Nur sechs Flugstunden von uns entfernt sind bereits Tausende Menschen gestorben. Unsere überzogene Angst hierzulande steht im krassen Gegensatz zu unserer Untätigkeit angesichts der hohen Opferzahlen und der außer Kontrolle geratenen Situation in Afrika.
Genauso sieht es Het Laatste Nieuws: Erst wenn es bei uns einen Toten gibt, werden wir unsere Hilfe für Afrika auf das erforderliche Maß aufstocken. Das ist wie mit der Terrorgruppe Islamischer Staat: Erst als die Extremisten auch amerikanische und nicht mehr nur syrische und irakische Geiseln enthauptet haben, hat der Westen eingegriffen. Doch bis zum Beweis des Gegenteils ist die Ebola-Gefahr bei uns in Belgien nur virtuell, während sie in Liberia, Guinea und Sierra Leone ungehindert und von uns ignoriert weiter wütet.
Rückblick: Chaos-Woche in der Kammer
Im Gespräch mit La Libre Belgique verlangt Denis Ducarme, Fraktionssprecher der MR in der Kammer, eine Entschuldigung des CDH-Vorsitzenden Benoît Lutgen. Der hatte die französischsprachigen Liberalen im Parlament lautstark als "Kollaborateure" beschimpft - aufgrund ihrer Allianz mit der nationalistischen N-VA. Ducarme erklärt wörtlich: "Wenn Lutgen nicht durch die parlamentarische Immunität geschützt wäre, hätte ich längst Anzeige gegen ihn erstattet."
In L'Echo erklärt die neue Verkehrsministerin Jacqueline Galant von der MR: "Die Angriffe auf Staatssekretär Theo Francken sind ungerecht". Er vertrete zwar klare Positionen, sei aber ein sehr umgänglicher Politiker mit großer Aktenkenntnis. Galant kennt Francken aus dem Innenausschuss der Kammer, wo beide jahrelang Mitglieder waren. Die Attacken, allen voran der PS, beschreibt Galant als hysterisch; das Verhalten von Oppositionsführerin Laurette Onkelinx in der Kammer sei erbärmlich gewesen.
Oppositionsparteien wollen sich profilieren
L'Echo kommt auf die turbulente politische Woche zurück und meint: Die verbalen Entgleisungen der Opposition haben nicht unbedingt den erwünschten Effekt auf die Öffentlichkeit gehabt. Viele Bürger sind nämlich verwundert, dass die linksgerichteten Parteien keine inhaltlichen Fragen stellen, sondern erst mal durch persönliche Angriffe für Tumult gesorgt haben. Viele sind der Meinung, dass man der neuen Föderalregierung zumindest den Hauch einer Chance hätte geben und sie unbehelligt die Arbeit aufnehmen lassen müssen.
Auch L'Avenir findet, dass die Debatten in der Kammer zeitweise die rote Linie überschritten haben. Man denke nur an die "Collabo"-Verunglimpfung durch Lutgen. Im Grunde genommen ist das Problem nicht, dass die MR die einzige frankophone Regierungspartei ist, sondern dass alle anderen Französischsprachigen in der Opposition sitzen. Das führt zu einem Profilierungsdrang. Die Folge: gegenseitiges Überbieten mit Beschimpfungen. Solche ruppigen Manöver können aber schnell nach hinten losgehen, warnt L'Avenir.
Gazet van Antwerpen hält fest: Etwas Gutes kann man der Chaos-Woche im Parlament dennoch abgewinnen. Langweilig wird es in Zukunft nicht mehr.
Teure Energiewende
Nach Angaben des Planbüros wird die Energiewende Belgien langfristig über 30 Milliarden Euro kosten. Darüber berichtet La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. Als Berechnungsgrundlage dienen der geplante Atomausstieg im Jahr 2025 und die notwendigen Investitionen in alternative Energiequellen. Dadurch wird der Strompreis hierzulande deutlich steigen, prophezeien die Experten des Wirtschaftsministeriums.
Saubere Energie hat eben ihren Preis, stellt Het Belang van Limburg fest. Die neue Regierung sollte klare Zukunftspläne ausarbeiten, damit die Wischiwaschi-Politik der letzten Jahrzehnte im Energiebereich ein Ende hat.
Die neue Föderalregierung denkt über eine Herabsetzung der sexuellen Volljährigkeit nach, so De Morgen. Bislang verbietet ein Gesetz aus dem Jahr 1912 Jugendlichen unter 16 Jahren, Geschlechtsverkehr zu haben. Die Realität sieht aber längst anders aus: Jeder dritte 15-Jährige in Belgien hat bereits erste sexuelle Erfahrungen gemacht.
De Standaard berichtet über eine Parallelwelt. Schätzungsweise 100.000 Menschen leben hierzulande illegal - die meisten in der Hauptstadtregion Brüssel. Offiziell existieren diese Menschen gar nicht.
Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA