"F16 in den Irak", titelt De Morgen. "Bereit für den Kampf gegen IS", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg.
Das Parlament hat am Freitag grünes Licht für einen belgischen Kampfeinsatz im Irak gegeben. Belgien wird demnach sechs F16-Kampfflugzeuge und 120 Soldaten zu der internationalen Koalition beisteuern, die im Irak und in Syrien den Kampf gegen die Terrororganisation IS aufgenommen hat.
Die Debatte im Parlament hatte sich am Freitag in die Länge gezogen. Irgendwann konnten die Soldaten dann offensichtlich nicht mehr länger warten: "Belgische Flugzeuge steigen schon auf, bevor die Kammer abgestimmt hatte", fasst De Morgen die Ereignisse von am Freitagnachmittag zusammen. Der vorgezogene Abflug sorgte demnach für Irritationen bei einer Reihe von Parlamentariern.
Belgien zieht in den Krieg - kritische Töne
"Diese Geschichte sagt im Grunde alles", urteilt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Das Parlament hat, wenn es um Krieg und Frieden geht, im Grunde nichts zu melden. Klar wird in solchen Fällen immer mit Brimborium irgendeine Resolution verabschiedet. Eine echte parlamentarische Debatte, wie sie in anderen Ländern üblich ist, findet bei uns aber nicht wirklich statt. Die Tatsache, dass Belgien nur ein kleines Rädchen in einer großen Kriegsmaschinerie ist, sollte uns nicht daran hindern, den Einsatz kritisch zu hinterfragen. Am Freitag waren genau in dem Moment die Flugzeuge aber schon in der Luft.
Auch De Morgen steht dem belgischen Irak-Einsatz kritisch gegenüber. IS ist zweifelsohne eine barbarische Organisation. Und weltweit wurde der Ruf immer lauter, nicht mehr länger tatenlos zuzusehen. Fragt sich nur, ob da ein paar chirurgisch platzierte Bomben aus der Luft reichen werden. Hat jemand einen Plan, was danach passieren soll? Hat man an den Wiederaufbau gedacht? Gibt es eine langfristige Strategie für die Region? Wichtiger als das Endresultat war offensichtlich eben besagter Ruf, irgendetwas zu unternehmen. Und das tun wir denn auch: Wir ziehen in den Krieg.
La Dernière Heure hängt ihrerseits schon mal ein vorläufiges Preisschild dran: "Ein Krieg für 30 Millionen Euro", so die Schlagzeile auf Seite eins. 30 Millionen, das sind wohlgemerkt allein die Kosten, die die Belgier tragen müssen.
Prozess gegen Sharia4Belgium
Die Ereignisse in Syrien und im Irak werden ab Montag im Übrigen auch die Justiz beschäftigen. Vor dem Strafgericht von Antwerpen beginnt der Prozess gegen frühere Mitglieder der inzwischen verbotenen Islamistenorganisation Sharia4Belgium. Der Vereinigung wird unter anderem vorgeworfen, junge Männer in Belgien angeworben und dann in den Krieg nach Syrien geschickt zu haben. Auf vielen Titelseiten prangt in diesem Zusammenhang heute das Foto von Jejoen Bontinck. Bontinck war einer der ersten, von dem bekannt war, dass er sich den Rebellen angeschlossen hatte. Inzwischen ist er wieder in Belgien, er sitzt allerdings im Gefängnis. Er wird nämlich zusammen mit den Sharia4Belgium-Aktivisten am Montag auf der Anklagebank Platz nehmen. De Standaard bringt heute auf seiner Titelseite Auszüge aus den "Verhörprotokollen von Jejoen Bontinck". Das Blatt zitiert den jungen Mann mit den Worten: "Ohne Fouad Belkacem wäre ich nie nach Syrien gegangen". Belkacem, das war seinerzeit der Chef und ideologische Führer von Sharia4Belgium.
Jejoen Bontinck hat natürlich ein Interesse daran, möglichst alle Schuld auf andere abzuwälzen, bemerkt De Standaard in seinem Leitartikel. Die Kernfrage lautet nach wie vor, welche Rolle Sharia4Belgium im Zusammenhang mit der belgischen Syrienkämpferproblematik genau gespielt hat. In jedem Fall müssen diese Rattenfänger die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Das darf allerdings nicht alles sein: Neben dem repressiven Aspekt muss man auch den Dialog mit diesen Leuten suchen. Es gilt letztlich zu verstehen, was diese Leute bewegt.
Neue Regierung in Sicht?
Ganz anderes Thema auf Seite eins von La Libre Belgique: "Wer wird Mitglied der nächsten Regierung?", fragt sich das Blatt. La Libre versucht aber natürlich auch eine Antwort zu finden: Premier würde demnach Charles Michel. Und Didier Reynders bliebe Außenminister, obgleich der ja anscheinend nicht unter einem Premier Michel arbeiten will.
Unterdessen verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Föderalregierung nun tatsächlich auf der Zielgeraden sind. Wie unter anderem Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen berichten, könnte am Sonntag die entscheidende Verhandlungsrunde anstehen. Denkbar wäre demnach, dass in der Nacht zum Montag die neue Regierung auf die Schienen gesetzt würde.
Es würde jedenfalls langsam Zeit, befindet Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Diesmal wird ja bekanntlich nicht über eine neue Staatsreform verhandelt. Und vor diesem Hintergrund muss man feststellen, dass die Gespräche inzwischen doch schon lange dauern. Immerhin ist es bereits vier Monate her, dass wir gewählt haben. Jetzt liegen alle Puzzlestücke auf dem Tisch. Und für die vier Parteien gibt es keine Entschuldigung mehr. Jetzt muss der Sack zugemacht werden.
Französische Gemeinschaft: Festtag ohne Feierlaune
Die Frankophonen haben heute übrigens was zu feiern. Heute ist nämlich der Festtag der Französischen Gemeinschaft. Die Feierlaune ist allerdings etwas getrübt, sind sich Le Soir und La Libre Belgique einig. In den letzten Jahren hat man die Gemeinschaft doch eher stiefmütterlich behandelt, meint Le Soir. Wenn man sie jetzt als "Verteidigerin der frankophonen Interessen" in Stellung bringt, dann ist das reiner Opportunismus. Hier wird die Französische Gemeinschaft, die man plump und ungeschickt in Föderation Wallonie-Brüssel umgetauft hat, hier wird diese Institution von eben diesen Leuten auf ein Podest gestellt, die sie vor kurzem noch abschaffen wollten.
"Viele Menschen verbinden den 27. September wohl eher mit dem Namenstag des Heiligen Vincent, jedenfalls nicht mit der altehrwürdigen Französischen Gemeinschaft", meint La Libre Belgique. Im Grunde sind sich die meisten darüber einig, dass die Französische Gemeinschaft sich selbst überlebt hat. Wenn sie jetzt einen neuen Frühling zu erleben scheint, dann hat das allenfalls parteipolitische Gründe. Schluss damit!, fordert La Libre. Das Belgien von morgen steht auf vier Füßen, nämlich vier Regionen: Flandern, die Wallonie, Brüssel und die deutschsprachige Region.
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