"Teurer für alle", titelt De Morgen. Demnach könnten auch die Preise bei den öffentlichen Verkehrsgesellschaften angehoben werden. Zugfahrscheine etwa könnten bis zu zehn Prozent teurer werden. Hintergrund: Die nationale Eisenbahngesellschaft SNCB wird insgesamt 175 Millionen Euro einsparen müssen.
In Flandern ist ja inzwischen weitgehend bekannt, wer wie viel zur Haushaltssanierung beisteuern muss. Die Sparmaßnahmen werden vor allem Familien mit Kindern und auch den Kultursektor treffen. Der flämischen Wirtschaftswelt reicht das noch nicht: "Wir müssen noch mehr sparen", sagt der Chef des Selbstständigen-Verbandes UNIZO, Karel Van Eetvelt, in Het Laatste Nieuws. Ähnlich hatte sich auch schon Jo Libeer geäußert, der Chef des flämischen Unternehmerverbandes VOKA.
Sparmaßnahmen: "Es reicht!"
Viele Leitartikler teilen diese Ansicht nicht. Vorläufig reicht es, meint etwa Gazet van Antwerpen. Irgendwann sind kritische Grenzen erreicht. Beispiel Kleinkindbetreuung: Wenn die Kinderkrippen immer teurer werden, wird man bestimmt nicht mehr Menschen ins Arbeitsleben integrieren. Schon jetzt sind die beschlossenen Sparmaßnahmen für so manchen starker Tobak. Da darf man sich fragen, ob die Unternehmerverbände hier nicht der Mittelklasse bewusst vors Schienbein treten wollen.
De Morgen ist besonders wütend. Die Unternehmer glauben offensichtlich immer noch, dass sie die einzigen sind, die diesen Staat finanzieren. Alle anderen sind reine Profiteure. Sehr geehrte Herren Van Eeetvelt und Libeer, wir haben Neuigkeiten für Sie: Auch die Menschen im Unterrichtswesen, bei der VRT, in Kultureinrichtungen und in Kinderkrippen - auch diese Menschen arbeiten hart. Und man muss nicht arm sein, um Kreativität zu entwickeln.
Het Belang van Limburg kritisiert vor allem die drohenden Einsparungen im Unterrichtswesen. Die Regierung Bourgeois macht hier einen schweren Fehler, meint das Blatt. Eine gute Ausbildung erhöht erwiesenermaßen die Aussichten am Arbeitsmarkt. Wer im Unterrichtswesen spart, der spart an der Zukunft. Und das ist kontraproduktiv.
Flandern ist kein Maßstab
Die frankophone Zeitung L'Avenir jedenfalls plädiert dafür, sich nicht am flämischen Vorbild zu orientieren. Im Kultursektor zu sparen ist ein dramatischer Fehler. Man mag der Ansicht sein, dass es in Krisenzeiten nun mal Luxus ist, Sänger und Gaukler finanziell zu unterstützen. Aber: Eine Gesellschaft, die ihre Kultur vernachlässigt, ist eine Gesellschaft, die vergessen hat, dass Kultur letztlich der Motor des Fortschritts ist. Und ohne Kultur öffnet sich die Tür zur Intoleranz, zur Einigelung, zu Extremismus.
De Standaard kann aber nur feststellen, das sich der Widerstand gegen den flämischen Sparkurs bislang noch in Grenzen hält. Wenn das der Maßstab ist, dann hat die Schwedische Koalition eigentlich freie Fahrt. Doch sollte sich die politische Klasse da mal nicht verschätzen. Es ist offensichtlich, dass die Gewerkschaften noch abwarten, sie wollen ihr Pulver nicht zu früh verschießen. Erst muss die Föderalregierung stehen. Der versprochene "heiße Herbst", der ist allenfalls verschoben.
Keine zweite Geige für Reynders
Die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Föderalregierung sind ja derzeit auf der Zielgeraden. Le Soir orakelt, dass die Regierung möglicherweise in der kommenden Woche auf die Schienen gesetzt wird. Und auch am Verhandlungstisch steigt die Spannung. "Reynders legt jetzt schon eine Bombe unter die Regierung", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. De Standaard ist dasselbe zu Ohren gekommen; das Blatt formuliert es aber nicht ganz so reißerisch: "Reynders will nicht in eine Regierung unter einem Premierminister Michel", schreibt das Blatt.
Didier Reynders will ganz offensichtlich unter keinen Umständen neben Michel die zweite Geige spielen, konstatiert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Diese Episode ist aber symptomatisch für die Koalition in ihrer Gesamtheit. Neben Reynders stehen ja auch mit Bart De Wever und Wouter Beke zwei mächtige Parteichefs an der Seitenlinie. Die neue Regierung braucht aber inneren Zusammenhalt, Teamgeist. Und die Geschichte lehrt, dass das besonders schwierig ist, wenn die wirkliche Macht anderswo liegt.
Vorkehrungen für Einsatz gegen IS
"Die Armee will absolute Diskretion über die Mission gegen IS", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Anscheinend haben die Soldaten Anweisung, keine Details über die Aktion an die Öffentlichkeit zu geben; das gilt vor allem für soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Es gehe darum, die Piloten der Kampfjets und ihre Familien vor möglichen Racheakten von IS-Sympathisanten zu schützen.
Und auch das Außenministerium trifft seine Vorkehrungen. "27.720 Belgier befinden sich in Risiko-Gebieten", titelt La Dernière Heure. Das Außenministerium ruft diese Landleute auf, in Zukunft noch wachsamer zu sein. Insgesamt 64 Länder stehen inzwischen auf einer Liste von Staaten, in denen erhöhte Vorsicht geboten ist.
"Not in my name"
"Muslime gegen den Dschihad", titelt Le Soir. Immer häufiger bringen Muslime ihr Entsetzen über die Gewalttaten der Terrororganisation IS zum Ausdruck. In Großbritannien gibt es etwa die Aktion "Not in my name", nicht in meinem Namen.
"Und was ist mit Belgien?", fragt sich Le Soir in seinem Leitartikel. Die belgischen Muslime sind in diesen Tagen auffallend diskret. Diese Feststellung beinhaltet aber eine andere: Ist es immer noch so, dass diese Gesellschaft gespalten ist, nach dem Motto: Es gibt die und es gibt uns? Wir sind doch in erster Linie Belgier. Und doch sollte die muslimische Gemeinschaft nicht untätig bleiben. Es gibt nun mal die Ängste und Vorurteile ihr gegenüber; und darauf muss man reagieren.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)