"Der lange Kampf hat begonnen", titelt De Standaard. "Ist das ein aussichtsloser Krieg?", fragt De Morgen. "Belgien, schick uns F16", so Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Die Luftangriffe der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten gegen die Terrorgruppe IS in Syrien ist Thema in allen belgischen Tageszeitungen.
Die Bombardierungen hatten Dienstagfrüh überraschend begonnen. Auch Belgien wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an den Militäraktionen teilnehmen. Dazu schreibt De Standaard: Im Westen besteht wenig Widerstand gegen die Teilnahme an einer solchen Koalition. Die Barbarei, mit der der IS ethnische und religiöse Minderheiten behandelt, und die Enthauptungen westlicher Gefangener haben eine breite Koalition geschmiedet.
Die Zurückhaltung der vergangenen Jahre ist vorbei. Auf die Entschlossenheit eines George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 folgte die Unentschlossenheit Barack Obamas. Das Resultat dieser Stop-and-go-Politik ist ein Machtvakuum im Nahen Osten.
Niemand darf der Illusion erliegen, dass sich der Zustand dort kurzfristig verbessern wird. Belgien muss sich im Klaren sein, dass die Operation auch innerhalb unseres Landes Folgen haben wird. Der Anschlag auf das Jüdische Museum war da eine erste Warnung, meint De Standaard.
Bombardierungen schneller als erwartet
De Morgen meint: Wenn Polizisten anonym behaupten, einen Bombenanschlag gegen die EU in Brüssel vereitelt zu haben, und das am nächsten Tag von der Staatsanwaltschaft verleugnet wird, dann haben die Sicherheitsdienste ein Problem. Wenn es Bomben gibt, dann müssen sie auch vorgezeigt werden. Falls nicht, gibt es Menschen innerhalb der Polizei, die die Bedrohung bewusst übertreiben, um so ihre Daseinsberechtigung zu verteidigen.
Das wäre nicht das erste Mal in der Geschichte unserer Polizei, meint De Morgen. Weiter heißt es: Die Bombardierungen kamen schneller als erwartet und das ohne UN-Mandat. Die arabischen Länder müssen deutlich machen, dass dies keine Aktion gegen den Islam ist, sondern gegen eine barbarische Terrororganisation.
Es wird der Eindruck erweckt, dass man für die gute Sache sogar mit Erzfeind Syrien zusammenarbeitet. Wenn der ebenso barbarische Syrien-Präsident Assad am Ende relativ unbehelligt größere Macht ausüben kann, wäre das ein geopolitisches Wespennest, so De Morgen.
Was kommt nach den Bomben?
Das meint auch Het Nieuwsblad: Im Irak können die Kurden und das irakische Militär einem geschwächten IS den Gnadenstoß geben. In Syrien hingegen profitiere allein Präsident Assad von einer Zerstörung der Terrororganisation. Das kann nicht das Ziel sein. Obama mag viele Gründe vorlegen für die Bombardierung, aber es bleiben noch viele Fragezeichen.
Die wichtigste Frage ist: Was kommt nach den Bomben? Der amerikanische Präsident und der Westen haben Unrecht, wenn sie denken, dass der IS in kürzester Zeit vernichtet werden kann. Die Region muss auch politisch stabil werden. Zu den Verbündeten gehören arabische Länder mit sunnitischer Mehrheit. Und das ist die einzige Glaubensrichtung, die der IS als wahren Glauben toleriert, so Het Nieuwsblad.
Gazet Van Antwerpen kommt auf die Protestkundgebung der Gewerkschaften zurück. Tausende hatten am Dienstag gegen die Sparpläne der künftigen Föderalregierung demonstriert. Dazu meint die Zeitung: Die Linke hat die Wahl vom 25. Mai noch nicht verdaut. Die sozialistischen Gewerkschaften haben auch politische Gründe, um zu protestieren. Die flämische SP.A und die wallonische PS sitzen nicht mehr am Verhandlungstisch. Auf föderalem Niveau drohen fünf Jahre Opposition.
Für die christlichen Gewerkschaften sieht es da etwas anders aus. Ihre Partei, die CD&V, ist Teil der Schwedischen Koalition. Deshalb zeigt man sich auch etwas gemäßigter. Es sind Anstrengungen nötig, um den Haushalt ins Gleichgewicht und die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Dem können auch die Arbeitnehmer nicht entkommen.
Es hat keinen Sinn, alle Sparmaßnahmen abzuschießen und kommenden Generationen noch mehr Schulden aufzubürden, so Gazet Van Antwerpen.
Gewisse Reformen unverzichtbar
Le Soir meint: 7.000 Demonstranten, das ist mehr als ein einfaches Treffen. Allen gewerkschaftlichen Slogans zum Trotz, gewisse Reformen sind unabdingbar. Beispiel: längere Berufslaufbahnen. Andere Maßnahmen scheinen hingegen verzichtbar und sind nichts anderes als symbolisch.
Het Laatste Nieuws rechnet vor: 541 Tage hat es beim letzten Mal gedauert, eine Regierung auf die Beine zu stellen. Aber davon waren 490 Tage nötig, um Brüssel-Halle-Vilvoorde aufzusplitten und die sechste Staatsreform hinzukriegen. Bleiben 51 Tage, in denen es Elio Di Rupo geschafft hat, seine Regierung zusammenzustellen. Für die derzeitigen Regierungsbildner Michel und Peeters war gestern bereits Tag 64.
Seit der Ernennung von Marianne Thyssen zur EU-Kommissarin regiert das Misstrauen. Argwöhnisch beäugen sich die vier Parteien, jede mit einer Geheimagenda in der Hand. Es wird viel gegackert, aber Eier haben sie noch keine gelegt, so Het Laatste Nieuws.
Bild: Yorick Jansens (belga)