"Massenmord", titelt De Morgen. "Wieder Tragödie im Mittelmeer", schreibt Le Soir. "Das unendliche Drama", meint L'Avenir.
Vor der lybischen Küste hat sich erneut ein schweres Flüchtlingsunglück ereignet. 500 Tote werden befürchtet. Überlebende berichten vom Untergang eines Bootes, das letzte Woche von Schleppern bewusst gerammt worden sei.
Das macht das Leid noch unerträglicher, findet L'Avenir. Europa darf nicht mehr zynisch die Augen verschließen vor dem, was sich vor seinen Toren abspielt. Es braucht kurzfristige Lösungen, um den Flüchtlingen zu helfen, die auf ihren Nussschalen hilflos das Meer überqueren. Langfristig müssen wir aber auch unsere Flüchtlings- und Einwanderungspolitik überdenken, fordert die Zeitung.
"Zur Not auch ohne UN-Mandat"
De Standaard blickt auf die Offensive gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat. "Belgien ist zur Teilnahme bereit - zur Not auch ohne UN-Mandat", titelt das Blatt. Alle Fraktionen im Parlament sind demnach gewillt, einer belgischen Beteiligung am Militärbündnis gegen den IS zuzustimmen. Die Zeitung gibt jedoch zu bedenken: Bomben allein werden das Problem nicht lösen. Viel wichtiger ist die Stabilisierung der Region. Darüber spricht derzeit aber kaum jemand.
Genauso sieht es Le Soir: Der Westen muss dazu beitragen, dass Schiiten und Sunniten miteinander auskommen. Das ist leichter gesagt als getan. Außerdem muss man den Menschen hierzulande klar machen, dass nicht alle Muslime Terroristen sind. Der Westen führt keinen Krieg gegen den Islam, sondern gegen eine Horde von Extremisten, die ihren Glauben missbrauchen.
Schwedische Koalition: Fluch oder Segen?
"Hölle oder Paradies?", fragt sich La Libre Belgique in Bezug auf die Schwedische Koalition. Wird das geplante Mitte-Rechts-Bündnis ein Fluch oder ein Segen für das Land? Auf einer Doppelseite spielt die Zeitung beide Szenarien durch. Links das Horror-Szenario: Die Opposition führt einen erbitterten Kampf, im Land wird wegen der drastischen Sparmaßnahmen ständig gestreikt, die MR ist im Süden des Landes politisch isoliert. Rechts die Erfolgsgeschichte: Trotz anfänglicher Schwierigkeiten schafft es die Koalition aus N-VA, MR, CD&V und OpenVLD sowohl den Haushalt zu sanieren als auch für neues Wachstum zu sorgen.
Man kann zur Schwedischen Koalition stehen, wie man will, meint La Libre Belgique. Einen Eindruck sollte der scheidende Premierminister und PS-Vorsitzende Elio Di Rupo aber nicht erwecken: Die politische Arbeit ist nicht per se schlecht, weil sie vom konservativen Lager gestaltet wird. Die Sozialisten sind nämlich auch nicht makellos. In der Wallonie wird die PS geführte Regionalregierung ebenfalls kräftig sparen müssen. Außerdem hat der Süden des Landes, in dem die Sozialisten seit Jahren am Ruder sind, den Strukturwandel verschlafen. Und: In Frankreich ist die PS-Regierung dabei, das Land gegen die Wand zu fahren, meint die Zeitung.
Wathelet will raus aus der Politik, Van Rompuy wird Gastprofessor
"Melchior Wathelet will der Politik den Rücken kehren", titelt L'Echo. Der CDH-Politiker soll sich auf den Geschäftsführerposten beim Gasversorger Fluxys beworben haben. Allerdings soll ein interner Kandidat das Rennen gemacht haben. Nach dem Flugrouten-Debakel in Brüssel steht Wathelet auf Kriegsfuß mit seiner Partei. Einige machen den ehemaligen Staatssekretär und Interims-Innenminister persönlich für das schlechte Abschneiden der Zentrumshumanisten in der Hauptstadt-Region verantwortlich.
Wie Le Soir berichtet, wird der scheidende EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy Gastprofessor an der Katholischen Universität Neu-Löwen. Bereits im Oktober soll er eine erste Lesung über die EU in Krisenzeiten geben. Ab Januar wird der 66-Jährige dann Masterstudenten über seine Erfahrungen an der Spitze der Europäischen Union berichten. Gerüchten zufolge soll auch der scheidende Kommissionspräsident Manuel Barroso Gastdozent an der UCL werden.
Teure Kinder und Problemfall Radarkontrolle
"Kinder sind teurer geworden", bemerkt De Morgen. Nach einer Berechnung der Familienliga sind die monatlichen Kosten innerhalb der letzten zehn Jahre um 20 Prozent gestiegen. Mussten Eltern für ihr 12- jähriges Kind im Jahr 2004 im Schnitt noch monatlich 365 Euro ausgeben, sind es heute bereits 445 Euro.
Belgische Radiosender dürfen künftig keine Radarkontrollen mehr über Sender durchgeben, wenn sie dafür Geld von ihren Hörern verlangen. Das schreibt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite. Die Entscheidung hat die Ethikkommission für die Telekommunikation getroffen. Bei verschiedenen, vor allem privaten Sendern ist der Anruf, um einen Blitzer zu melden, kostenpflichtig. Ein solches Vorgehen, das die Verkehrssicherheit auch noch in Gefahr bringt, hält die Ethikkommission für illegal. Außerdem stellt sie die Durchsage von Radarkontrollen im Radio grundsätzlich in Frage.
Foto: Eric Lalmand (belga)