"Die Schwedische Koalition teilt Belgien in zwei", titelt La Libre Belgique. Die Zeitung veröffentlicht die Umfrageergebnisse ihres Politbarometers. Demnach stimmt die Mehrheit der Flamen der Bildung einer Mitte-Rechts-Regierung auf föderaler Ebene zu, während der Süden des Landes gespalten ist. Der Umfrage zufolge lehnt nämlich die Hälfte der Frankophonen das geplante Bündnis der MR mit den flämischen Parteien ab. Zustimmung gibt es nur von einem Drittel der Französischsprachigen.
Das Blatt wollte in der repräsentativen Befragung auch wissen, was die Wähler vom Nein der CDH halten - also der Tatsache, dass die Partei von Benoît Lutgen Verhandlungen mit den Nationalisten von vornherein ausgeschlossen hat. Die Antwort: Nur vier von zehn Französischsprachigen halten das für eine gute Sache.
Soziales Blutbad und heißer Herbst?
"Lieber demonstrieren als verhandeln", titelt De Morgen. "Die Gewerkschaften kündigen Protestaktionen an, obwohl die neue Regierung noch gar nicht steht", schreibt La Libre Belgique. Die drei großen Arbeitnehmervertretungen planen in der übernächsten Woche eine Protestaktion in Brüssel. Sie sind besorgt über die Einsparungen und Reformpläne der Schwedischen Koalition.
Die Gewerkschaften befürchten ein "soziales Blutbad". Wie De Morgen berichtet, sind CSC, FGTB und CGSLB aber nicht auf ein Gesprächsangebot der beiden Regierungsbildner eingegangen. Sie wollen lieber ihre Anhänger mobilisieren und vorsorglich auf die Straße ziehen.
Dass die Gewerkschaften Einwände haben und ihre Beunruhigung öffentlich kundtun wollen, dagegen gibt es nichts einzuwenden, findet L'Echo. Solange sie das Land nicht lahmlegen und gesprächsbereit sind, fügt das Blatt allerdings hinzu. Gleiches gilt übrigens für die vier Parteien: Auch sie müssen Gesprächsbereitschaft zeigen und auf die Gewerkschaften zugehen. Denn weder von einem "heißen Herbst" noch von einem sozialen Blutbad hätte das Land etwas zu. Egal, welche Partei an der Macht ist, die neue Regierung wird unpopuläre Maßnahmen treffen müssen - Das wissen auch die Gewerkschaften, meint L'Echo.
Het Nieuwsblad stellt sich die Frage, welche Strategie die Gewerkschaften wählen werden. Werden sie das komplette Regierungsprogramm kritisieren oder werden sie schmerzhafte, aber notwendige Maßnahmen zulassen? De Morgen hofft, dass der soziale Dialog keinen allzu großen Schaden nehmen wird.
Tickende Zeitbombe PPP
"Oosterweel sprengt flämischen Haushalt", so die Schlagzeile von De Standaard. Die Kosten für die Lückenschließung des Antwerpener Rings, die so genannte Oosterweel-Verbindung, werden vermutlich ins flämische Budget aufgenommen werden müssen. Dadurch droht ein Defizit von über drei Milliarden Euro. Hintergrund sind strengere Regeln auf europäischer Ebene.
Demnach müssen die PPP-Investitionen in den laufenden Haushalt aufgenommen werden. Bislang gab es für die alternativen Finanzierungsprojekte mit privaten und öffentlichen Mitteln getrennte Buchführungen. Gazet Van Antwerpen meint: Das ist ein neuer, schwerer Schlag für die Verkehrsprobleme in und um Antwerpen. Die Saga um die Oosterweel-Verbindung geht in eine neue Runde, das Ende dieses Dramas ist noch lange nicht in Sicht. Auch anderen PPP-Projekten droht in Kürze eine böse Überraschung, prophezeit das Blatt.
"Obama tritt in Bushs Fußstapfen"
Zu der amerikanischen Offensive gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat meint La Libre Belgique: Vor allem die geplanten Angriffe gegen IS in Syrien bergen große Gefahren. Sollte das Assad-Regime nicht zustimmen und ohne Mandat der Vereinten Nationen, droht neues Ungemach. Die Zeitung befürchtet die Wiederholung erfolgloser Kriege wie in Afghanistan oder im Irak.
Auch L'Avenir findet: Ohne es zu wollen, tritt US-Präsident Obama in die Fußstapfen seines Vorgängers Bush. De Morgen hält fest: Aus westlicher Sicht mögen Obamas Pläne einleuchtend sein; betrachtet man das Ganze durch die irakische Brille, dann sieht es schon anders aus. Die irakische Armee allein am Boden wird IS nicht besiegen können. Die syrischen Rebellen mit Waffen zu beliefern, hält die Zeitung ebenfalls für bedenklich. Niemand weiß, wie gemäßigt diese Kräfte noch sind. Le Soir fordert angesichts der globalen Herausforderungen - auch im Kampf gegen IS - mehr Europa.
"Wegen De Wever getötet"
Unter anderem La Dernière Heure berichtet vom so genannten Opern-Mord von Antwerpen. "Wegen Bart De Wever getötet", titelt das Blatt. In Antwerpen hat der Mord-Prozess gegen Hedwig S. begonnen. Dem Opernsänger wird vorgeworfen, im Mai 2012 seinen langjährigen Freund und Kollegen erdrosselt zu haben. Beide Männer waren seit eh und je Vlaams Belang-Anhänger. Doch als der eine dem anderen nach ein paar Bier eingestand, jetzt zu De Wevers N-VA überlaufen zu sein, brach ein heftiger Streit aus…
Foto: Benoit Doppagne (belga)