"Hassmails gegen Staranwälte", titelt Het Nieuwsblad. "Aquino-Rechtsbeistände heftig in der Kritik", meint De Morgen. "Werden die Honorare der Anwälte mit Geld aus kriminellen Geschäften bezahlt?", fragt De Standaard.
Der große Drogenprozess von Hasselt gegen die Familie Aquino musste vor wenigen Tagen unterbrochen werden. Die bekannten Anwälte der Bande werfen den Ermittlern vor, ihre Beweise auf illegale Weise beschafft zu haben. Möglicherweise wird man die Beschuldigten am Ende nicht verurteilen können, befürchten Experten bereits.
Dem Aquino-Clan wird vorgeworfen, insgesamt drei Tonnen Kokain von Lateinamerika nach Europa geschleust zu haben. Jetzt, wo der Prozess ruht, sorgt das Vorgehen der bekannten Anwälte der Familie Aquino für Empörung. Sven Mary, einer der Rechtsbeistände, hat schon mehr als 60 Hass-Mails von entrüsteten Bürgern erhalten.
Sie werfen ihm vor, Kriminelle vor einer Verurteilung zu schützen und am Drogengeschäft mit zu verdienen. Das Geld für sein Honorar stamme mit Sicherheit aus den dunklen Machenschaften der Aquinos, so ein weiterer Vorwurf.
Recht, Gerechtigkeit und große Prinzipien
In Het Nieuwsblad verteidigt der Anwalt sich: Es gehe ihm lediglich um die juristischen Grundprinzipien. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft müssten sich bei der Beschaffung von Beweismaterial daran halten. Die Zeitung fügt hinzu: Es gibt noch ein weiteres, großes Prinzip. Vor dem Gesetz ist jeder gleich. Der Fall Aquino beweist allerdings, dass jeder nur das Recht auf die Verteidigung hat, die er sich leisten kann. Und die Drogenfamilie aus Maasmechelen hat sich die besten Anwälte besorgt.
Ähnlich sieht es Het Laatste Nieuws und bezeichnet die Rechtsbeistände der Angeklagten als "Anwälte des Teufels". Ethische und moralische Bedenken scheinen diese Rechtsverdreher nicht zu haben. Die Kluft zwischen Recht und Gerechtigkeit könnte einmal mehr größer nicht sein, beschließt das Blatt empört.
Michel will hoch hinaus
La Libre Belgique porträtiert Regierungsbildner Charles Michel. Sein Ziel: Er will aus der MR die stärkste politische Kraft im Süden des Landes machen. Michel geht dafür ein großes Wagnis ein. Die Liberalen treten als einzige französischsprachige Partei der föderalen Koalition bei. Die Zeitung blickt auf die steile Karriere des Politikers zurück, die 1999 im föderalen Parlament beginnt.
Schon ein Jahr später wird Charles, Sohn von MR-Schwergewicht Louis Michel, wallonischer Regionalminister. Anschließend ist er vier Jahre lang föderaler Minister. Und 2011 beerbt er seinen Rivalen Didier Reynders an der Spitze der Partei. Wird Charles Michel jetzt Belgiens neuer Premierminister? Für die Zeitung steht das so gut wie fest.
So weit sind wir allerdings noch nicht, schreibt Het Laatste Nieuws. Den vier Parteien der Schwedischen Koalition stehen noch komplizierte Verhandlungen bevor. Die drei größten Knackpunkte sind der Umfang der Sparmaßnahmen, ein möglicher Indexsprung und die Einführung einer Kapitalertragssteuer.
Schottland und Flandern
De Morgen zieht eine Parallele zwischen dem Unabhängigkeitsbestreben der Schotten und der Lage in Flandern. Rational gesehen gibt es weder in Schottland noch in Flandern einen vernünftigen Grund für die Abspaltung von Großbritannien beziehungsweise Belgien. Allerdings ist es hüben wie drüben ein charismatischer Politiker, der die Menschen mit einer emotionalen Geschichte in seinen Bann zieht und für die Unabhängigkeit wirbt.
Frei nach dem Motto: Die in London oder die in der Wallonie sind schlecht für unseren eigenen Wohlstand. Die Zeitung rät den Belgien-Befürwortern dringend dazu, nicht nur auf rationale Argumente zu setzen, sondern den Nationalisten eine ebenso emotionale Geschichte entgegen zu setzen. Ansonsten könnte es auch hierzulande ein böses Erwachen geben, wenn Bart De Wever für den institutionellen Big-Bang sorgt, auf den er sich jetzt fünf Jahre im Rathaus von Antwerpen vorbereiten kann.
Steuer, Strom, Mondeo und älteste Einwohnerin
"Steuereinnahmen werden nirgendwo in Europa so gut auf die Gesellschaft verteilt wie in Belgien", titelt De Standaard. Einer Untersuchung der Zeitung zufolge wäre die soziale Ungerechtigkeit hierzulande ohne das Steuersystem und die Soziale Sicherheit doppelt so hoch.
Le Soir fragt sich, ob die Stromabschaltpläne für den kommenden Winter legal sind - jedenfalls entsprechen sie nicht ganz einem Erlass aus dem Jahr 2005. Die Akte ist so wichtig, dass jetzt ein führender Politiker Verantwortung übernehmen sollte. Die Zeitung appelliert an den scheidenden Premierminister Elio Di Rupo.
Wie Het Belang Van Limburg bemerkt, beginnt heute die Produktion des letzten Mondeos bei Ford in Genk. Am Donnerstag wird nach 22 Jahren das allerletzte dieser Modelle vom Band rollen. "Uns blutet das Herz", berichten Mitarbeiter in der Zeitung. Zum Ende des Jahres schließt Autobauer Ford seinen belgischen Standort.
Nach dem Tod der 112-jährigen Fanny Godin hat Belgien eine neue älteste Einwohnerin: Anna De Guchtenaere aus Gent, 110 Jahre alt - heute auf der Titelseite von Het Nieuwsblad zu sehen.
akn - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)