"Zwei von drei Lehrern sind glücklich", titelt La Libre Belgique. Etwas andere Feststellung auf Seite eins von De Morgen: "Einer von vier jungen Lehrern wirft die Brocken hin", so die Schlagzeile.
Heute beginnt für die Schüler und natürlich auch für die Lehrer wieder der Ernst des Lebens. Einige Zeitungen bringen heute zu diesem Anlass Umfragen innerhalb der Lehrerschaft. In Flandern ergibt sich auf den ersten Blick ein etwas durchwachsener Blick: Wie De Morgen berichtet, hakt ein Viertel der jungen Lehrer in den ersten fünf Jahren ab und sucht sich eine andere Arbeitsstelle. Das gilt insbesondere für Männer.
Heute ist auch in der DG der erste Schultag. "Mollers will den Lehrerberuf attraktiver machen", titelt das GrenzEcho. Der neue Unterrichtsminister verspricht einen Konsolidierungskurs: "Den Personalmitgliedern und den Schulen müsse die Gelegenheit gegeben werden, die Neuerungen zu verinnerlichen", sagt Mollers.
Hommage an die Lehrer
Einige Leitartikler bringen heute eine Hommage an die Lehrerschaft. "Ich wünsche Euch einen Lehrer, der Euch begeistert", schreibt der Leitartikler von De Morgen. "Einen Lehrer, der Euch die Schönheit der Natur, der Musik, der Kultur näher bringt. Einen Lehrer, der Euren kritischen Geist erweckt. Einen Lehrer, der davon überzeugt ist, dass er Kinder und Jugendliche zu Bürgern und Menschen erziehen muss, der Werte, Ethik und Ästhetik, Emotionen und Vernunft weitergeben will. Und wenn einer darunter ist, der glaubt, dass er euch lediglich auf den Arbeitsmarkt vorbereiten muss: Ignoriert ihn".
Der Lehrerberuf ist ein schwerer Beruf, notiert Het Belang Van Limburg. Das hat schon damit zu tun, dass man selbst jedes Jahr älter wird, während die Schüler ewig jung zu bleiben scheinen. Die Kinder von heute sind nicht die Kinder von gestern und bestimmt nicht die Kinder von damals, als wir selbst noch jung waren. Ganz nebenbei hat sich auch unsere Gesellschaft stark verändert. Nichtsdestotrotz: Man soll den Unterricht denen überlassen, die ihn erteilen. Keine Bevormundung, keine Gängelung. "Vertraut den Lehrern", fordert Het Belang Van Limburg.
Der Pole und die Italienerin
"Europas neue Gesichter", titelt De Standaard. Am Samstag haben die Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel in Brüssel zwei Spitzenposten neu besetzt: Neuer Ratspräsident wird der Pole Donald Tusk, neue EU-Außenbeauftragte wird die Italienerin Federica Mogherini. De Standaard bringt denn auch ein Gruppenfoto mit dem scheidenden EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy.
Die Personalie Donald Tusk hat eine nicht zu unterschätzende Symbolkraft, glaubt Le Soir. Tusk kommt aus Polen, steht gewissermaßen stellvertretend für Zentral- und Osteuropa. Damit wird diese Region endlich als fester Bestandteil der EU gewürdigt. Doch auch die Sprachkenntnisse des Herrn Tusk sprechen Bände: Sein Englisch ist dürftig. Er spricht zudem kein Wort Französisch, dagegen aber fließend Deutsch. Das steht symbolhaft für eine gewisse europäische Realität, zumal auch der Kommissionsvorsitzende Juncker Deutsch spricht.
Problematisch ist dagegen für viele Beobachter die Benennung der Italienerin Federica Mogherini zur EU-Außenbeauftragten. Diese Entscheidung ist enttäuschend, meint De Standaard. Die 41-Jährige verfügt über sehr wenig Erfahrung auf höchstem politischem Niveau. Insofern ist Mogherini aber fast schon wieder eine würdige Nachfolgerin von Catherine Ashton, die nicht überzeugen konnte. Es mag so aussehen, als wolle man in den europäischen Hauptstädten gar keine EU, die auf dem diplomatischen Parkett Akzente setzt.
La Libre Belgique sieht das ähnlich: Die Benennung von Federica Mogherini ist weniger ihrer Kompetenz geschuldet, sondern beruht wohl allein auf taktischen Erwägungen. Es musste eine Frau sein, vorzugsweise aus Südeuropa. Eigentlich geht es aber gar nicht um die Fähigkeiten von Mogherini. Indem man ihr ein wirkliches, starkes Mandat geben würde, konnte man ihren Handlungsspielraum vorab wirklich erweitern.
Ohrfeige für Belgien
Bei besagtem EU-Gipfel am vergangenen Samstag hat der neue EU-Kommissionsvorsitzende Jean-Claude Juncker auch Belgien zur Ordnung gerufen. Belgien ist das einzige Land, das noch keinen möglichen EU-Kommissar benannt hat. De Morgen spricht von einer "peinlichen Seifenoper". Dass Belgien immer noch keinen Vertreter in die neue EU-Kommission entsandt hat, sei eine bleibende Blamage für das Land. Im Raum stehen ja zwei Namen: der amtierende MR-Außenminister Didier Reynders und die CD&V-Politikerin Marianne Thyssen. Juncker hatte indirekt für seine Parteifreundin Thyssen plädiert, als er die Benennung einer Frau verlangte.
Das hätte er besser gelassen, konstatiert De Standaard in seinem Leitartikel. Er hat der Kandidatur von Marianne Thyssen damit noch eher geschadet. Wen Belgien in die Kommission schickt, das entscheidet jedenfalls nicht diese EU, nicht dieses Europa der Intrigen und Machtspiele. Diese Benennungssoap in Belgien ist aber letztlich nur die Folge der seltsamen politischen Konstellation: Würde die stärkste Partei, also die N- VA, den Posten des Premiers für sich beanspruchen, dann kämen alle anderen Personalentscheidungen quasi von alleine.
"Wie weit geht Putin?"
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit den jüngsten Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Zukunft der Ukraine. "Putin droht die Schaffung eines neuen Staates an", schreibt etwas Le Soir auf Seite eins. In einem Interview hatte der Kreml-Chef die Möglichkeit in den Raum gestellt, dass sich der Südosten der Ukraine abspalten und einen neuen Staat bilden könnte. Der Kreml hatte diese Lesart später dementiert.
Mehr denn je erleben wir einen seltsamen Kalten Krieg zwischen dem Westen und Russland, notiert L'Avenir in seinem Kommentar. Man fühlt sich ins 20. Jahrhundert zurückversetzt. Amerikanische Diplomaten werden schon mit den Worten zitiert: "Russland sollte erste gar nicht daran denken, ins Estland oder anderen Länder der Region dasselbe zu machen wie in der Ukraine". Die Frage ist: Wieweit wird Putin am Ende gehen? Er will unter keinen Umständen das Gesicht verlieren und riskiert dabei, den Bogen zu überspannen und die Rote Linie zu überschreiten. Ein solches Szenario kann heute niemand ausschließen. Eher im Gegenteil.
"Igor hatte noch so viele Pläne"
Traurige Geschichte schließlich auf Seite eins von Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad. "Igor hatte noch so viele Pläne", titelt Het Laatste Nieuws. Hier geht es um Igor Decraene. Der galt als eins der größten belgischen Radsport-Talente. Igor wurde in der Nacht auf Samstag tot aufgefunden. Laut Polizei scheint alles auf Selbstmord hinzudeuten. Die Eltern glauben aber nicht daran, eben weil ihr Sohn noch so viel vorhatte. In einigen Wochen wollte er seinen Juniorenweltmeistertitel verteidigen.
Achivbild: Laurie Dieffembacq (belga)