"Russland und Ukraine am Rande des Krieges", "Russland ist auf Krieg aus", "Putin voll auf Angriff": Fast alle belgischen Tageszeitungen beschäftigen sich auf Seite eins mit der Ukraine-Krise. Es gibt Hinweise darauf, dass zwei schwerbewaffnete russische Truppen auf ukrainischem Boden sind. Die Rede ist von 4.000 russischen Soldaten, alle mit modernstem Kriegsmaterial ausgerüstet. Russland selbst bestreitet das.
Im Nato-Krisenzentrum machten Satellitenfotos von vergangener Woche die Runde. Sie zeigen russische Artilleriebewegungen an der ukrainisch-russischen Grenze. Sie sollen beweisen, dass der Kreml die russischen Separatisten in der Ukraine unterstützt. Einer der Rebellenführer soll das auch bestätigt haben. Für den ukrainischen Außenminister ist klar: Putin will den Krieg. Der ukrainische Präsident Poroschenko berief den Nationalen Sicherheits- und Versicherungsrat zusammen.
Der ukrainische EU-Botschafter bat Brüssel um militärische Hilfe. Doch Europa ist derzeit noch nicht bereit für einen großen Krieg, schreibt De Morgen. Trotz aller Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine ist die Chance auf militärische Unterstützung gleich null. Möglicherweise kommt es zu weiteren Sanktionen gegen Russland.
EU und Russland: Zwei Logiken prallen aufeinander
De Standaard kommentiert die aktuelle Lage: Hier prallen zwei Logiken aufeinander. Im Europa des Handels herrscht das Streben nach Wohlstand. Jeder will es gut haben, am liebsten sogar noch etwas besser. Je mehr Frieden und Offenheit herrschen desto mehr kann verkauft werden. Freiheit und Demokratie bringen Wohlstand und Wachstum. Putin ist eben aus anderem Holz geschnitzt, meint De Standaard. Er bespielt die Klaviatur des Nationalismus, der sich in gekränktem Stolz suhlt. Die frühere Größe Russlands muss wiederhergestellt werden. Dafür darf auch gelitten werden.
Die anderen großen flämischen Tageszeitungen kommentieren den überraschenden Rücktritt von Wouter Van Besien. Der Vorsitzende der flämischen Grünen hatte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz angekündigt, bei den Wahlen zum Vorsitzenden im November nicht mehr anzutreten. Seit 2010 war Wouter Van Besien Vorsitzender von Groen. Bei den Wahlen gewann seine Partei jedes Mal Sitze hinzu. In Zukunft will Van Besien als Hinterbänkler im flämischen Parlament sitzen. Dort will er sich vor allem um wirtschaftliche Fragen kümmern.
Wouter Van Besien: Eleganter Abschied
"Ich hatte Angst, dass ich es satt werde", so begründete Van Besien seine Entscheidung. Auf die taktischen Politikmanöver hat er keine Lust mehr. Gazet Van Antwerpen kommentiert: Van Besien hatte schnell verstanden, dass es in der heutigen politischen Kultur mehr um Persönlichkeit als um Parteiprogramm geht. Den König besuchte er 2010 in seinem alten Toyota und machte sich damit unsterblich sympathisch. In der endloslangen politischen Krise war es stets bereit für ein Radio- oder Fernsehinterview, während alle anderen Unterhändler schwiegen. Mit dem Wollsocken-Image der Grünen räumte er auf.
Het Laatste Nieuws meint: Unter seiner Führung ist Groen eine Partei wie jede andere geworden. Das klingt negativer als es gemeint ist. Groen hat an Ernst und Tiefgang gewonnen. Die Partei ist erwachsener und pragmatischer geworden. Seit den Gemeinderatswahlen 2012 regiert Groen mit den Meistbietenden. Mit SP.A in Gent, mit OpenVLD in Mechelen und mit der N- VA im Bezirk Antwerpen.
Het Nieuwsblad spricht von einem eleganten Abschied. Wer als Parteivorsitzender seinen eigenen Abtritt bestimmen kann, der hat Glück. Meistens endet man als Parteichef in Pech und Schwefel. Van Besien habe viele Herausforderungen angenommen. Dass die Linke in Flandern an Gewicht verliert, konnte er aber auch nicht verhindern.
Die Gräueltaktik der ISIS funktioniert
ISIS-Terror lockt immer mehr junge Leute nach Syrien. 13 Belgier sollen kürzlich nach Syrien oder Irak gereist sein, um sich dort der Terrorbewegung ISIS anzuschließen, schreibt Het Nieuwsblad. Damit befinden sich rund 200 Belgier in Syrien. Die Gräueltaktik funktioniert, schreibt die Zeitung. Nach Informationen der Zeitung hängt das mit der Propaganda der Terror-Gruppe in den sozialen Medien zusammen. Die Verbreitung von Schock-Videos soll vor allem junge Menschen radikalisieren. Erst am Donnerstag hatte die Terror-Gruppe das Video einer Massenexekution von 250 syrischen Soldaten veröffentlicht. Vergangene Woche machte die Ermordung des amerikanischen Journalisten James Foley die Runde. Het Nieuwsblad zitiert Außenminister Didier Reynders: Die schockierenden Bilder wirken keineswegs abschreckend auf radikale junge Muslime. Im Gegenteil: Sie bekommen das Gefühl, an einer historischen Mission teilzunehmen.
Century 21 Benelux wechselt den Besitzer, schreibt die Wirtschaftszeitung L'Echo. Belgiens führende Immobilienagentur wird von einer belgischen Investorengruppe übernommen. Über den Kaufpreis gibt es keine offiziellen Angaben, die Lizenz wird jedoch auf mehr als drei Millionen Euro bewertet. Century 21 Benelux hat 190 Filialen und verkauft jährlich rund 6.000 Häuser.
Het Laatste Nieuws meldet auf seiner Titelseite, dass die Polizei härter gegen Schaulustige und Katastrophentouristen vorgehen will. am Donnerstag war es auf der Autobahn E313 bei Massenhoven zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen. Auf der Gegenfahrbahn staute sich der Verkehr, weil Schaulustige mit ihren Smartphones Fotos oder Videos von der Unfallstelle machten. Die Polizei stellte Protokolle in Höhe von 110 Euro aus. Da dieses Phänomen nicht nur zu längeren Staus sondern auch zu weiteren Unfällen führen kann, will die Polizei in Zukunft öfters kontrollieren.
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