"Jejoen Bontinck teilte die Zelle mit James Foley", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Monatelang zusammen in der Zelle", titeln Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen. "Bontinck war gefangen mit enthauptetem Journalisten", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Viele flämische Zeitungen bringen heute die Meldung des Fernsehsenders VTM. Demnach hat also einer der ersten namentlich bekannten belgischen Syrienkämpfer drei Monate lang mit dem inzwischen ermordeten amerikanischen Journalisten James Foley in einer Zelle gesessen. Nach seiner Rückkehr nach Belgien war der 19- jährige Jejoen Bontinck umgehend inhaftiert worden. Im belgischen Gefängnis bekam er Besuch von US-Ermittlern. Die FBI-Agenten wollten von Bontinck insbesondere nähere Informationen über den Aufenthaltsort von James Foley. Bontinck soll auch den Kontakt zur Familie des entführten Journalisten gesucht haben, um sie über dessen Schicksal zu informieren. Foley war in der vergangenen Woche vor laufender Kamera ermordet worden.
Von der Politik zum Fußball
Ebenfalls allgegenwärtig auf den Titelseiten der flämischen Blätter ist der ehemalige Antwerpener Bürgermeister Patrick Janssens. Der frühere SP.A-Politiker ist jetzt offiziell der neue Geschäftsführer des Fußball-Erstligisten Racing Genk. Einen Fußballclub zu leiten, das sei immer sein Traum gewesen, sagt Janssens auf Seite eins von De Morgen. Er sage jetzt der Politik definitiv Lebewohl, zitiert ihn Gazet van Antwerpen. Er werde nun aber nicht den Besserwisser geben, verspricht Janssens auf der Titelseite von Het Belang van Limburg.
Die Benennung von Patrick Janssens zum Geschäftsführer ist nicht ohne Risiko, notiert Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Janssens ist im belgischen Spitzenfußball bislang ein unbeschriebenes Blatt. Er verfügt über kein Netzwerk in der Szene. Gerade deswegen ehrt es Racing Genk, eine solch überraschende und gewagte Entscheidung getroffen zu haben. Mit Janssens bekommt der Club einen fähigen Manager mit unbestrittenen Marketingfähigkeiten.
Patrick Janssens ist in erster Linie ein Mann aus der Werbung, bemerkt Het Laatste Nieuws. Dieser Background half ihm schon, als er 1999 SP.A-Chef wurde. Er schaffte es, die Partei zu entstauben und zu spektakulären Wahlsiegen zu führen. Wenn sein Widersacher 2012 nicht Bart De Wever geheißen hätte, dann säße er wohl jetzt noch im Antwerpener Rathaus. Der Marketingmensch in ihm wird nun versuchen, ein neues Produkt zu veredeln. Diesmal ist es nicht die SP.A, auch nicht die Stadt Antwerpen, sondern Racing Genk.
Janssens ist ein Mann, der die Herausforderung sucht, analysiert Gazet van Antwerpen, erst in der Welt der Werbung, dann in der Politik, und jetzt eben im Spitzenfußball. Das war schon immer sein Traum, doch kann er den anscheinend nur fernab der Heimat verwirklichen.
Schwedische Koalition "altmodisch rechts"
Einige Leitartikler beschäftigen sich heute auch einmal mehr mit den Koalitionsverhandlungen. Ab heute steht der Haushalt im Mittelpunkt. Auf der Titelseite von De Morgen macht die Partei von Bart De Wever eine klare Ansage: "Die N- VA will die Lohnnebenkosten um weitere vier Milliarden Euro senken", so die Schlagzeile. Beschlossen war ja schon die Senkung der Arbeitgeberbeiträge von 33 auf 25 Prozent. Neben dem enormen Sanierungsauftrag wird also auch die Liste der zu finanzierenden Maßnahmen immer länger.
Genau diese Entwicklung macht De Morgen Angst. Die wohl künftige Regierung scheint fast ausschließlich an die Unternehmen zu denken. Die bisher bekannten Maßnahmen werden aber allenfalls dazu beitragen, die Firmengewinne zu erhöhen. Einen wirklich nachhaltigen Impuls für die belgische Wirtschaft darf man davon nicht erwarten. Es zeigt sich immer mehr: Diese Schwedische Koalition steht nicht mitte-rechts, sondern plant eine altmodische rechte Politik. Die Frage sei erlaubt, ob der vielbeschworene "hartarbeitende Flame", der die N- VA gewählt hat, wohl geahnt hat, dass er selbst für sein Votum die Rechnung zahlen muss.
Wie unter anderem De Standaard berichtet, hat der sogenannte Hohe Finanzrat den Verhandlungspartnern eine Reihe von Denkansätzen unterbreitet. Aber so viel vorweg: Eine Patentlösung ist nicht dabei.
In seinem Leitartikel wünscht sich De Standaard eine glaubwürdige und zugleich intelligente Haushaltspolitik. Wir dürfen nicht dem Zahlenfetischismus verfallen. Und wir dürfen auch nichts übers Knie brechen. In Europa beginnt der Konjunkturmotor wieder zu stottern. Eine blindwütige Sparpolitik ist da wohl keine Lösung.
Haarsträubendes Spektakel um den französischen Nabel
Genau an dieser Frage ist ja gerade erst die französische Regierung zerbrochen. "Hollande im Zentrum eines politischen Sturms", so die Schlagzeile von L'Echo. "Der Bruch", titelt Le Soir. Zu sehen ist der ehemalige Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg. Der hatte ja öffentlich Kritik an der Politik von Präsident Hollande und Ministerpräsident Valls geübt;. Am Ende reichte Valls wegen der internen Streitigkeiten den Rücktritt seiner Regierung ein.
Das politische Spektakel in Frankreich ist schlichtweg haarsträubend, findet Le Soir. Hier geht es nicht mehr um politische Inhalte, hier bringen sich nur noch einige Leute in Stellung für die Präsidentschaftswahl 2017. Es zeigt sich: Die französische Politiker-Kaste leidet unter derselben Krankheit wie das Land, das sie regieren will: Man blickt ausschließlich auf den eigenen Nabel und will alle anderen maßregeln, bevor man die eigenen Probleme anpackt.
L'Echo lanciert einen flammenden Appell an das Nachbarland: Frankreich ist die zweitgrößte europäische Wirtschaftsmacht. Das Land muss endlich seinen Problemen ins Auge sehen. Europa braucht ein Frankreich, das rund läuft.
François Hollande bewegt sich auf einem immer schmaler werdenden Grat, meint La Libre Belgique. Die Probleme werden kontinuierlich größer. Und sein politischer Handlungsspielraum wird zugleich immer kleiner. Das Ganze befeuert letztlich nur den Front National, der immer mehr der orientierungslosen Bürger begeistert.
Bild: Dirk Waem (belga)