"Polemik um homosexuellen Lehrer", titelt Het Nieuwsblad. "Flämische Bildungsministerin stärkt dem jungen Mann den Rücken", schreibt De Standaard. "Kinder müssen lernen, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben", werden entrüstete Lehrer in Gazet van Antwerpen zitiert.
Für Aufsehen sorgt der Fall eines homosexuellen Lehrers aus Brüssel. Die Direktorin seiner Schule hatte ihm nahegelegt, seine sexuelle Orientierung zu verheimlichen. Der junge Mann war davon so schockiert, dass er sich entschloss, an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Generaldirektor des Brüsseler Unterrichtswesens, Charles Huygens, verteidigte die Vorgehensweise der Grundschule: Lehrer müssten neutral sein und sich zurückhalten. Die flämische Bildungsministerin, Hilde Crevits, widersprach dem jedoch vehement: Die sexuelle Orientierung habe nichts mit dem Neutralitätsauftrag der Schule zu tun. Auch die Zeitungen äußern sich sehr kritisch.
Premier darf schwul sein, Lehrer nicht?!
Het Laatste Nieuws meint: Wir leben schon in einem merkwürdigen Land. Der scheidende Premierminister von elf Millionen Belgiern darf offen homosexuell sein, ein Brüsseler Lehrer, der 20 Kinder unterrichten soll, aber nicht. Die Schulleitung sollte sich schämen, meint das Blatt.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Der wahre Grund hinter der Aufforderung an den Lehrer wird nicht offen ausgesprochen, ist aber bestens bekannt. Vor allem muslimische Kinder und ihre Eltern haben ein Problem mit Homosexualität. Glücklicherweise hat sich aber sofort ein Sturm der Entrüstung gegen solche Intoleranz erhoben, bemerkt Gazet van Antwerpen.
Man ist homosexuell oder man ist es nicht, es handelt sich nicht um eine ideologische oder politische Überzeugung. Die sexuelle Orientierung ist Teil der persönlichen Identität, die man nicht einfach ändern kann. Kinder müssen lernen, dass niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. Nur so kann unsere Gesellschaft ihre Werte der Toleranz und des Zusammenlebens schützen, meint auch De Standaard.
17 Milliarden Euro in zwei Jahren...
"Die neue Regierung bereitet eine Schocktherapie vor", titelt Het Nieuwsblad. Nach Angaben der Zeitung will das Mitte-Rechts-Bündnis bereits 2017 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Die Latte liegt damit ziemlich hoch, denn die dafür notwendigen Einsparungen in Höhe von über 17 Milliarden Euro müssen innerhalb von nur zwei Jahren realisiert werden.
Ganz ohne Steuererhöhungen wird es wohl nicht gehen, schreibt L'Echo. Offenbar denken die Unterhändler über einen höheren Dieselpreis nach. Laut Le Soir prüft die neue Koalition eine automatische Anhebung der sogenannten Akzisen auf Treibstoff und Alkohol - ähnlich wie bei der automatischen Lohnindexbindung. Für De Morgen steht bereits fest: Es dürfte mal wieder die Mittelklasse sein, die die Zeche zahlt.
La Libre Belgique stellt die 14 Unterhändler vor, die dabei sind, die neue Föderalregierung zu bilden. Für jeden von ihnen hat das Blatt einen Spitznamen. Die Zeitung nennt Bart De Wever von der N- VA den "King" am Verhandlungstisch. Maggie De Block von der OpenVLD ist die "Diva", Regierungsbildner Charles Michel von der MR der "Draufgänger" und Kris Peeters von der CD&V der "Premierminister in spe".
Erschreckender Einbruchsrekord
Wie Het Nieuwsblad bemerkt, war das Risiko, Opfer eines Wohnungseinbruches zu werden, in Belgien noch nie so hoch wie im vergangenen Jahr. Die Polizei hat insgesamt 75.000 Einbrüche und Einbruchsversuche registriert. Nach Angaben der Behörden halten sich derzeit 660 Einbrecherbanden im Land auf - so viele wie noch nie. Die meisten stammen aus Rumänien, gefolgt von Albanien, Serbien und Frankreich. Die Banden sind am aktivsten in den Großräumen Lüttich, Charleroi, Brüssel und Antwerpen.
Milch, Französisch und Wetter
Neben den Obstbauern äußern sich auch die Milcherzeuger besorgt über das russische Einfuhrverbot für westliche Agrarprodukte, berichtet L'Avenir. Rund ein Viertel der europäischen Milch wurde bislang nach Russland exportiert. Die Landwirte befürchten einen Preiseinbruch und damit eine neue Milchkrise.
Die Universitäten in Flandern läuten die Alarmglocken. Wie Gazet van Antwerpen bemerkt, waren die Französischkenntnisse der flämischen Abiturienten noch nie so schlecht wie heute. Den Einstufungstest an der Universität Antwerpen bestehen nur noch 35 Prozent der angehenden Studierenden. 1993 waren es noch über 50 Prozent.
"Der kälteste 19. August seit 50 Jahren", titelt Het Laatste Nieuws. An der zentralen Wetterstation des Königlichen Meteorologischen Instituts in Brüssel betrug die Höchsttemperatur am Dienstag 16 Grad - das sind sechs Grad weniger als die Durchschnittstemperatur zu dieser Jahreszeit. Seit 1964 war es Mitte August nicht mehr so kalt gewesen.
Archivbild: Thierry Roge (belga)