"Wann geht bei uns das Licht aus?", fragt De Standaard provokativ auf Seite eins. La Libre Belgique fragt sich: "Werden wir im Winter im Dunkeln sitzen?" "Der drohende Blackout", titelt Le Soir.
Der durch einen Sabotageakt stillgelegte Atomreaktor Doel 4 wird nicht vor Ende des Jahres wieder hochgefahren werden können. Das erklärte Betreiber Electrabel. Weil die Meiler Tihange 2 und Doel 3 ebenfalls außer Betrieb sind, produziert damit die Hälfte der belgischen Kernreaktoren keinen Strom mehr.
An kalten Wintertagen droht jetzt tatsächlich Strommangel, warnt Netzbetreiber Elia. Die Behörden arbeiten an einem Notfallplan, um einen kompletten Blackout zu verhindern. Wie Le Soir berichtet, könnte im Ernstfall in bis zu einem Viertel des Landes der Strom kontrolliert abgeschaltet werden, betroffen wären vor allem ländliche Gebiete. Außerdem soll bei Bedarf auf die Straßenbeleuchtung zum Beispiel auf den Autobahnen verzichtet werden, bemerkt Gazet van Antwerpen.
Ohne Strom nichts los
"Es droht das totale Chaos", ist Het Laatste Nieuws überzeugt und listet alle Dinge auf, die ohne Strom nicht funktionieren würden. Und das ist viel mehr als man spontan denken würde, schreibt das Blatt. Fernsehen, Telefon und Internet würden ausfallen, nicht mal mehr die elektrischen Rollläden würden sich öffnen lassen. Im Dunkeln und ohne Heizung würden wir ja sowieso da sitzen. Geschäfte und Restaurants müssten geschlossen bleiben. Auch Züge und Straßenbahnen könnten nicht mehr verkehren.
Stromabschaltungen kämen die belgische Wirtschaft teuer zu stehen, gibt L'Echo zu bedenken. Eine Stunde Stromausfall kostet die Unternehmen im Land 120 Millionen Euro. Het Nieuwsblad warnt: Die Energiekrise werden wir in unserem Geldbeutel spüren. Die Stromknappheit wird den Preis in die Höhe treiben.
Das Lachen ist uns vergangen
Le Soir scherzt: Die Politik hat wohl schon eine Kerze angezündet und ein Stoßgebet für einen milden Winter an die Heilige Rita gerichtet - die Schutzpatronin für aussichtlose Anliegen. Der drohende Blackout, das war jahrelang ein Running Gag in Belgien, doch jetzt ist uns das Lachen vergangen, aus dem Witz ist bitterer Ernst geworden. Die Zeitung stellt die entscheidende Frage: Wie kann ein Land den Atomausstieg beschließen, ohne zuvor für ausreichend Ersatz gesorgt zu haben?
In dieselbe Kerbe schlägt De Standaard. In den letzten zehn Jahren haben die Regierungen in Belgien in Sachen Energiepolitik nichts auf die Reihe bekommen. Es wurden einfach keine Entscheidungen getroffen. Während die Franzosen voll auf Atomstrom gesetzt haben, die Deutschen auf erneuerbare Energien und die Niederländer auf fossile Energieträger, hat sich Belgien hingegen mit offenen Augen ins Unglück gestürzt. Die Interimsstaatsekretärin für Energiefragen, Catherine Fonck, versucht jetzt erfolglos, die Bürger mit einem Krisenplan zu beruhigen.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Sobald die neue Föderalregierung steht, wird sie auf ihrem Schreibtisch eine große Problemakte vorfinden. Das föderale Parlament wird früher aus der Sommerpause zurückkehren müssen, bemerkt De Morgen. Der zuständige Kammerausschuss könnte bereits am Donnerstag zusammenkommen und der scheidenden Regierung in Sachen Stromversorgung auf den Zahn fühlen.
Welches Spiel wird hier eigentlich gespielt?
Für das GrenzEcho hat die Atomlobby ihren letzten Trumpf verspielt. Jahrelang hatte sie gegen den beabsichtigten Ausstieg aus der Kernenergie mit dem Argument mobil gemacht, Atomkraft sei im Gegensatz zu "sauberen" Alternativen ein zuverlässiger Stromlieferant. Spätestens mit der Abschaltung von Doel 4 zieht diese Erklärung aber nicht mehr. Auf der Verliererseite befindet sich laut der Zeitung jedoch auch die Politik. Eine klare, langfristige Strategie gibt es offenbar nicht.
Auch La Libre Belgique fragt sich: 2003 wurde der Atomausstieg in Belgien beschlossen. Die Schwedische Koalition könnte in ein paar Wochen die Laufzeit der Reaktoren wieder verlängern. Und im Winter drohen jetzt Stromausfälle. Welches Spiel wird hier eigentlich gespielt?
Het Laatste Nieuws meint: Nicht nur die Regierung ist für das Debakel verantwortlich, sondern auch die Energieversorger. Sie waren es nämlich, die uns so vom Strom abhängig gemacht und gleichzeitig aber nicht für die notwendigen Reservekapazitäten gesorgt haben. Die Zeitung meint ebenfalls: Vielleicht ist jetzt genau der richtige Moment, unseren privaten Verbrauch grundsätzlich in Frage zu stellen. Brauchen wir den ganzen strombetriebenen Schnickschnack überhaupt? Früher konnten wir doch auch von Hand unsere Zähne putzen, die Orangen pressen und die Rollläden hoch- und runterfahren.
Erste Medaille für Belgien
"Bronze für Belgien" titelt L'Avenir. Die erst 19-jährige Nafi Thiam hat bei der Leichtathletik-EM in Zürich die erste Medaille für Belgien errungen. Im Siebenkampf landete sie auf Platz drei. Die junge Sportlerin hat eine vielversprechende Zukunft vor sich, glaubt La Dernière Heure. Während die Saison für die Borlée-Brüder gelaufen zu sein scheint.
Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA