"Irak: Wie kann man den 'Islamischen Staat' stoppen?", titelt Le Soir. "In Belgien fragt man sich, was man tun kann", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. De Morgen warnt auf seiner Titelseite vor einem "Völkermord in Irak".
Die Terrororganisation "Islamischer Staat" setzt im Irak ihre Offensive fort. Besonders bedroht sind die Kurden-Gebiete im Norden des Landes. Hilfsorganisationen schlagen jetzt Alarm. "Die Jesiden werden systematisch getötet", schreibt De Morgen auf Seite eins. Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit innerhalb der Kurden. Und die Terrororganisation "Islamischer Staat" macht offensichtlich systematisch Jagd auf die Gruppe. "Tausende Flüchtlinge sind von Hunger bedroht", schreibt L'Echo auf Seite eins.
Irak: Was tun?
Belgien hat bislang noch keinerlei Initiative im Zusammenhang mit den Ereignissen im Irak ergriffen, notiert La Libre Belgique. Dies im Gegensatz zu Frankreich oder Großbritannien, die ja schon im Alleingang Hilfslieferungen in die Region gebracht haben. Die Belgier werden wohl das heutige Treffen der EU-Botschafter abwarten. Dabei könnte auch beschlossen werden, dass Europa nach dem Vorbild der USA die Kurden mit Waffen ausstattet, damit sie sich gegen den Islamischen Staat zu Wehr setzten können, wie auch Le Soir berichtet.
"Hetzjagd auf den Belgier, der seinen 6-jährigen Sohn zum Dschihadisten erzieht", titelt derweil Het Nieuwsblad. Bekannt geworden ist der Fall durch einen Internetfilm. Zu sehen ist ein Mann, der sich Abdullah der Belgier nennt. Und der fragt einen kleinen Jungen, ob er denn nun Kämpfer werden oder doch den Märtyrertod erleiden will. Die belgischen Behörden versuchen jetzt fieberhaft, den Mann und das Kind zu identifizieren. Die föderale Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen, berichtet unter anderem L'Avenir. La Dernière Heure will erfahren haben, dass das Kind die französische Nationalität hat.
Appell an die Menschlichkeit
La Dernière Heure und auch Het Nieuwsblad widmen einen großen Artikel diesen "Kindern, die von der islamistischen Propaganda instrumentalisiert werden". Beide Zeitungen bringen auch ein furchtbares Foto von einem 7-Jährigen, der in seiner Hand den Kopf eines Enthaupteten hält.
Angesichts dieser schrecklichen Bilder appelliert L'Avenir in einem emotionalen Leitartikel an die Vernunft und die Menschlichkeit. Der Terrorismus kennt offensichtlich keinerlei Grenzen. Und die internationale Gemeinschaft zaudert, improvisiert. Wie ist es möglich, dass das Foto mit dem Enthaupteten auf Twitter erscheinen kann? Diese unsagbare Barbarei ruft in uns allen ein unerträgliches Gefühl der Ohnmacht hervor. Es wird Zeit, dass gemäßigte muslimische Einrichtungen und Autoritäten diese fürchterlichen Taten verurteilen. Angesichts dieser Barbarei muss die Menschlichkeit mit einer Stimme sprechen.
"Jeder fürchtet das Hackebeil"
"Bourgeois unter Druck, um Sparmaßnahmen darzulegen", titelt De Standaard. In Flandern wird der Ruf nach einer Verdeutlichung der Haushaltssanierung lauter. Viele, von den Gewerkschaften über Jugendvereinigungen bis hin zur Opposition, wollen vom neuen flämischen Ministerpräsidenten Geert Bourgeois wissen, wie und wo die neue Regierung sparen will. "Jeder fürchtet das Hackbeil", fasst es De Morgen zusammen. Insbesondere Jugendvereinigungen wie die Pfadfinder und die Chiro fürchten um ihre Zuschüsse. Sie denken sogar über Protestaktionen nach, wie Het Laatste Nieuws berichtet.
Der Wunsch nach Klarheit ist nachvollziehbar, meint Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar. Bislang gibt es nicht mehr als ein paar rohe Zahlen. Bekannt ist inzwischen, dass im Vereinsleben eine Milliarde Euro eingespart werden soll. Das ist eine Faust ins Gesicht. Klar muss man Weichenstellungen vornehmen, wenn gespart werden soll. Das muss aber nicht automatisch schmerzhaft sein. Eltern sollten sich aber mal die Frage stellen, ob es wirklich nötig ist, dass ihre Kinder jeden Tag irgendwelchen außerschulischen Aktivitäten nachgehen.
Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Het Nieuwsblad stellt sich seinerseits die Frage, wo die Föderalregierung wohl sparen wird. Insgesamt 17 Milliarden Euro müssen aufgetrieben werden, um den Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen. Wie will man da noch seine Wahlversprechen halten, fragt sich Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Alle Parteien haben eine Senkung der Lohnnebenkosten in Aussicht gestellt, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Nur: Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Wer 17 Milliarden einsparen muss, der dürfte wohl kaum über die nötigen Spielräume verfügen. Für die kommende Regierung wird das ein schmaler Grat. Denn jeder will doch irgendwann mal feststellen, dass sich das Sparen gelohnt hat. Ansonsten wird gespart um zu sparen und das kann ja nun auch nicht die Absicht sein.
Von Maulwürfen und Dinosauriern
"Wer ist der Maulwurf in Doel 4?", fragt sich De Standaard. Der Reaktor musste ja vom Netz genommen werden, weil 65.000 Liter Schmieröl aus einer Turbine ausgelaufen waren. Der Betreiber Electrabel geht von einem Sabotageakt aus. "Niemand darf noch alleine arbeiten", fasst es Het Nieuwsblad zusammen.
Das Ganze hat doch etwas Krampfhaftes, findet De Morgen in seinem Leitartikel. Jetzt müssen vier Augen sein und wenn zwei Mitarbeiter sich zusammentun, brauchen wir dann sechs Augen? Wir sollten endlich mal einsehen, dass Kernkraft ein zu riskantes Experiment ist. Es ist wie ein Dinosaurier im Blumengarten: mächtig, faszinierend aber mit einer potentiell extrem vernichtenden Wirkung. Keine Kontrolle kann das grundsätzlich verhindern, auch nicht mit vier Augen.
"Ebola zu unterschätzen, ist falsch"
Le Soir bringt heute ein Interview mit dem belgischen Arzt Peter Piot, dem Entdecker des Ebola-Virus. "Wir sollten die Epidemie in Westafrika ernst nehmen", mahnt der Forscher. In seinem Leitartikel schließt sich Le Soir an. Am Anfang hat man auch AIDS unterschätzt. Es kommt der Tag, da sorgt Ebola auch in unseren Breiten für ein ausgewachsenes Problem. Die Lage in Westafrika zu ignorieren, ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch politisch falsch. Diesen Luxus können wir uns nicht erlauben.
Bälle und Birnen
Heute prangt auch das Foto von Fußballnationaltrainer Marc Wilmots auf vielen Titelseiten. "Wilmots spricht zum ersten Mal seit der WM", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Gazet van Antwerpen bringt eine Reihe von Zitaten: "Wir haben keine Weltklassestürmer", sagt Wilmots. "Es ist lächerlich, von uns zu erwarten, dass wir Europameister werden", meint der Coach. Und noch etwas: Es sei nicht sicher, dass er tatsächlich noch vier Jahre im Amt bleibt.
"Der Birnenverkauf hat sich nach dem Appell verdoppelt", titelt schließlich Het Belang van Limburg. Russland hat ja ein Einfuhrverbot für europäische Früchte verhängt. Und die limburgischen Obstbauern bleiben jetzt auf ihren Birnen sitzen. Deswegen hat man jetzt dazu aufgerufen, verstärkt heimisches Obst und Gemüse zu essen. Und das hat offensichtlich gewirkt.
Bild: Safin Hamed/AFP