Im Gaza-Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas ruhen die Waffen. Dazu meint Het Laatste Nieuws: Beide Seiten sind Sieger und Verlierer. Die Palästinenser haben viele Opfer zu beklagen. Aber die Hamas sitzt in Gaza wieder fest im Sattel. Noch vor drei Wochen hatte sich die Bevölkerung größtenteils von ihr abgewandt.
Israel seinerseits hat militärisch gewonnen, aber mit 64 Soldaten mehr Verluste zu beklagen als noch in den Kriegen 2009 und 2012. Außerdem hat Israel mal wieder an internationalem Ansehen verloren. Es ist an der Zeit, diesem Konflikt ein Ende zu setzen. Die Regierung in Jerusalem sollte nach dem Bombenregen sich nun daran machen, ernsthafte Friedensverhandlungen einzuleiten, findet Het Laatste Nieuws.
Gewonnen hat nur der Hass
An den Erfolg solcher Verhandlungen glaubt Le Soir nicht: Gewonnen hat nur der Hass. Die israelischen Panzer rollen zurück, aber Erleichterung macht sich nicht breit. Sondern vielmehr die Überzeugung, dass ein neues Massaker droht, wenn jetzt nicht die richtigen Worte gefunden werden. Worte der Entschuldigung, des Mitleids, des Mitgefühls. Ansonsten wird der Hass weiter schwelen. Und dann wird kein Weg zum Frieden führen in diesem Teil der Erde - aber viele Wege zu neuen Konflikten, glaubt Le Soir.
So sieht es auch Het Belang van Limburg: Was haben die letzten drei Wochen gebracht? Die Antwort ist einfach: nichts. Ohne Wunder wird es wieder so sein wie nach dem Ende der letzten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Hamas. Zähneknirschend setzt man sich an den Verhandlungstisch, ohne Überzeugung, ohne dass man den Verhandlungspartner überhaupt wirklich als solchen akzeptiert. Die Feuerpause jetzt ist kein Ende des Konflikts, sondern nur ein Aufschub bis zum nächsten Mal, schreibt Het Belang van Limburg.
Atomausstieg verschieben?
Die Wirtschaftszeitung L'Echo kommentiert den Vorschlag der frankophonen Liberalen, den Atomausstieg Belgiens um zehn Jahre auf 2035 zu verschieben: Der Plan macht Sinn. Die Meinungsänderung der MR ist allerdings auch bedenklich. Denn eine Partei darf durchaus ihre Meinung ändern, doch wenn ein Staat das gleiche tut, ist das problematisch. Was soll der Energiesektor machen, wenn sich bei jeder neuen Regierung die Vorgaben ändern? Es geht immerhin um Milliarden-Investitionen, um Arbeitsplätze, kurz: um Planungssicherheit, meint L'Echo.
La Libre Belgique sieht im Sparen die Hauptaufgabe der neu zu bildenden Föderalregierung: Diese Aufgabe ist schwer, aber es führt kein Weg an ihr vorbei. 17 Milliarden Euro müssen eingespart werden, die Regierung Di Rupo hatte es in Zeiten der Krise bereits auf 22 Milliarden Euro weniger Ausgaben gebracht. Dieser Weg muss fortgesetzt werden, auch wenn es weh tut und unpopulär ist. Die potentiell neuen Führungskräfte des Landes wissen das. Sie wären gut beraten, die notwendigen Sparmaßnahmen jetzt, wo der Wahlkampf vorbei ist, offen anzusprechen, empfiehlt La Libre Belgique.
Noch immer kein Kandidat für EU-Kommissar
L'Avenir kommentiert die Tatsache, dass Belgien noch immer keinen Kandidaten für den Posten eines EU-Kommissars benannt hat: Alle anderen Länder haben ihre Kandidaten bereits gemeldet, nur wir nicht. Dabei gab es eine Frist, die am 31. Juli auslief. Der Grund für unsere Verspätung ist rein politischer Natur. Bei der Bildung der Föderalregierung geht es um Posten und Pöstchen, und eben auch um den Posten des künftigen EU-Kommissars. Ich geb' dir dies, du gibst mir das - nach diesem Motto wird der Kandidat gefunden. Das wirft von vornherein kein gutes Licht auf den Politiker, der Belgien künftig vertreten wird in der Kommission. Aber auch kein gutes Licht auf die Kommission selbst, die immer noch irgendwie als Parkplatz angesehen wird für Politiker, die man woanders nicht mehr braucht, urteilt L'Avenir.
Wer viel bezahlt, kriegt auch viel
Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Ernst & Young ist heute der erste Tag im Jahr, an dem der arbeitende belgische Steuerzahler sein Gehalt für sich behalten darf. Dazu schreibt De Morgen: Heute sollen alle jubeln. Endlich arbeiten wir für uns und nicht mehr für den Fiskus. Doch ist Feiern wirklich angebracht? Sicher, die Steuerlast in Belgien ist sehr hoch. Aber wir kriegen auch viel dafür. Wer bekommt Pensionen, Kindergeld, Krankengeld? Wer fährt kostenlos auf unseren Straßen? Wer lebt in einem der sozial am besten abgesicherten Staaten der Welt? Wer will unser System eintauschen gegen die Systeme von Zypern oder Bulgarien, wo die Menschen weniger Steuern zahlen aber auch viel weniger Leistungen bekommen?, fragt rhetorisch De Morgen.
Bild: David Buimovitch/AFP