"Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen"', titelt Le Soir. "400 Menschen mussten in Ittre aus ihren Häusern evakuiert werden", schreibt L'Avenir auf Seite eins. "Chaos nach der Sintflut", meint La Dernière Heure. "Feuerwehr im Dauereinsatz", titelt Het Belang Van Limburg.
Die sintflutartigen Regenfälle gestern Nachmittag und Abend haben einige Teile des Landes überflutet. Am schwersten betroffen ist die Ortschaft Ittre in der Provinz Wallonisch-Brabant. Innerhalb kürzester Zeit stand das Wasser zwei Meter hoch in den Straßen. Bis an die Dächer der Häuser, wie La Dernière Heure mit Fotos belegt. Das komplette Ortszentrum wurde überschwemmt, parkende Autos weggespült und einige hundert Meter weiter regelrecht aufgetürmt.
In der gesamten Provinz wurden die Notfallpläne in Kraft gesetzt. Der Bürgermeister von Ittre spricht in Le Soir von einer Katastrophe für seine Ortschaft. Ganze Straßenzüge seien verwüstet worden, die Häuser voller Wasser und Schlamm, die Einwohner verzweifelt.
Auch in den Provinzen Flämisch-Brabant und Limburg haben die sintflutartigen Regenfälle Schäden angerichtet, bemerkt Het Belang Van Limburg. Innerhalb kürzester Zeit sind 50 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, das entspricht der Menge, die sonst während mehreren Wochen niedergeht. Bei Neerpelt mussten zwei Jugendlager mit insgesamt 300 Teilnehmern evakuiert werden. Die Feuerwehr von Hasselt hat innerhalb von nur einer Stunde mehr als 200 Hilferufe wegen vollgelaufener Keller oder überschwemmter Straßen erhalten.
Richtungsweisendes Urteil
"Fortis hat seine Anleger getäuscht", titelt La Libre Belgique. "Die Aktionäre können auf eine Entschädigung hoffen", meint L'Echo. "Der Fortis-Nachfolgerin Ageas droht eine Rechnung in Milliardenhöhe", prognostiziert De Standaard. "Tausende Belgier werden Schadensersatz einfordern", ist Gazet Van Antwerpen überzeugt.
Das Urteil eines niederländischen Gerichts hat gestern viele in Belgien aufhorchen lassen. Nach Ansicht des Berufungsgerichts von Amsterdam hat die Führungsriege der Fortis-Bank ihre Anleger belogen. Um die ganze Geschichte zu verstehen, muss man auf den September 2008 zurückblicken. Mitten in der Finanzkrise hält die Fortis-Bank an der Übernahme der niederländischen ABN Amro fest. Die Bank könne sich den Deal leisten, es gebe keine Liquiditätsprobleme, ließen die Fortis-Bosse damals verlauten. Wenige Tage später musste das Finanzhaus durch staatliche Mittel vor dem Absturz gerettet werden. Hunderttausende Anleger, darunter viele Kleinaktionäre, verloren ihr Geld.
Sechs Jahre später hat das Gericht in Amsterdam ein richtungsweisendes Urteil gefällt, findet La Libre Belgique. Erstens, weil das Fehlverhalten der Fortis-Führung nun von der Justiz bestätigt wurde. Und zweitens, weil der Weg für Schadenersatzforderungen jetzt offen steht. Belgische Anleger können sich dem Verfahren in den Niederlanden anschließen, bemerkt Het Nieuwsblad. Über 2.000 haben das bereits getan und es kommen minütlich neue hinzu.
Das niederländische Gericht wird jetzt ein salomonisches Urteil über die Höhe des Schadensersatzes sprechen müssen, findet Het Belang Van Limburg. Fällt die Summe hoch aus, dann ist das eine gute Neuigkeit für die Betrogenen von einst, allerdings eine sehr schlechte für den Fortbestand der Versicherungsgruppe Ageas und ihrer 13.000 Mitarbeiter. Die Ageas ist die Rechtsnachfolgerin von Fortis in Belgien. Auf sie könnten Forderungen in Milliardenhöhe zukommen. Die Ageas-Aktie hat gestern zeitweise mehr als 18 Prozent an Wert verloren. L'Avenir schreibt: Einigen Anlegern dürfte das wie ein Déjà-Vu vorgekommen sein, als würden sie das Fortis-Debakel ein zweites Mal miterleben.
L'Echo fügt hinzu: Wenn man bedenkt, dass das alles hätte vermieden werden können, wenn die Fortis-Bosse von damals etwas mehr Hellsichtigkeit und Demut an den Tag gelegt und die Übernahme der ABN Amro noch rechtzeitig gestoppt hätten. De Morgen schreibt: Endlich werden auch die bislang Unantastbaren zur Rechenschaft gezogen. Wenn jemand abgelaufene Nahrungsmittel aus einem Mülleimer vor einem Supermarkt klaut, dann kann er sich im schlimmsten Fall eine Gefängnisstrafe einhandeln. Wenn jemand aber seine Anleger belügt und hinters Licht führt, dann ist das höhere Gewalt. Es hat zwar sechs Jahre gedauert, aber nun kommt endlich das Signal, dass sich auch die oberen Zehntausend nicht alles erlauben dürfen.
Hoffentlich ist Putin schlauer als Saddam Hussein
De Morgen geht auch auf die Wirtschaftssanktionen ein, die die EU gegen Russland einleiten wird. Weil jetzt so gut wie sicher ist, dass das malaysische Flugzeug mit vielen Europäern an Bord von einer Rakete aus russischer Herstellung abgeschossen wurde, hatte die EU keine andere Wahl, meint das Blatt.
Das Verhalten des russischen Präsidenten Wladimir Putin bereitet De Standaard weiter Sorgen. Offenbar zieht er in Erwägung den Abrüstungsvertrag von 1987 zu missachten. Dieser Vertrag zwischen den USA und Russland hatte das Ende des Kalten Krieges eingeläutet. De Standaard hofft, dass der neue russische Zar Putin besser nachdenkt als Saddam Hussein, bevor er mit dem Westen auf Konfrontationskurs geht.
Bild: Eric Lalmand (belga)