"Gaza: zwischen Verzweiflung und Wut", schreibt Le Soir auf Seite eins. Nach Ablauf einer Waffenruhe hat Israel seine Militäroperationen im Gazastreifen gleich wieder aufgenommen. "Die tödliche Spirale wurde nur für wenige Stunden unterbrochen", notiert die Zeitung.
La Libre Belgique spricht von den "zerplatzten Träumen einer Waffenruhe". Das Blatt bringt eine Reportage über eine bombardierte Schule der UNO am vergangenen Donnerstag. Die israelische Seite räumt zwar ein, dass eine Mörsergranate auf den Schulhof gefallen ist. Das Gebäude sei aber zu diesem Zeitpunkt leer gewesen.
Die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt, meint La Libre Belgique in einem resignierten Kommentar. Im vorliegenden Fall ist aber die Hoffnung auf eine dauerhafte Waffenruhe fast schon unmoralisch. Seit 66 Jahren bekriegen sich jetzt schon die beiden Brudervölker. Wie kann man da noch auf Frieden hoffen?
Bloßes Label oder Boykott?
Auch De Morgen ist in seiner Analyse messerscharf: "Frieden wird es nie geben". Israel baut Stein für Stein an einem de facto-Gefängnis für die Palästinenser. Und der Westen reagiert allenfalls mit symbolischen Maßnahmen.
Eine davon bringt De Morgen auf seiner Titelseite: "Aufgepasst: Lebensmittel aus den besetzten Gebieten", so die Schlagzeile. Belgien wird jetzt ein Label einführen, mit dem z.B. Früchte, Gemüse oder Wein versehen werden sollen. Dieses Label weist darauf hin, dass die Produkte aus den von Israel besetzten Gebieten, insbesondere im Westjordanland, kommen. Das ist kein Boykott, aber eine symbolische Maßnahme, die zweifellos einen Impact hat, schreibt De Morgen.
Andere Zeitungen blicken nach Russland. "Die EU wird sich Russland vorknöpfen", titelt De Standaard. Die EU-Botschafter beraten heute über neue Sanktionen gegen Russland; und die sollen dann richtig wehtun, schreibt das Blatt.
Apropos Russland: "Den Haag brummt Russland eine Geldstrafe von 50 Milliarden Dollar auf", schreibt L'Echo. Auch das GrenzEcho macht mit der Geschichte auf. Nach einem Beschluss des internationalen Schiedsgerichtshofs in Den Haag muss Russland die Aktionäre des zerschlagenen Erdölkonzerns Yukos entschädigen.
"Milliardenschwere Ohrfeige"
Das "System Putin" bekommt Risse, glaubt L'Echo in seinem Leitartikel. Fest steht: Nach dem Ukraine-Konflikt hätte der Kremlherrscher wohl auf die 50 Milliarden schwere Ohrfeige aus Den Haag verzichten können. Putin muss ja schon seinem Umfeld die internationalen Sanktionen zumuten. Zugleich muss er seinem Volk verklickern, dass Russland im Ukraine-Konflikt den Kürzeren zieht. In Moskau dürfte wohl der eine oder andere langsam die Geduld verlieren. Allerdings hört man diese Leute bislang noch nicht.
Der Ukraine-Konflikt, das ist der schlechte Fortsetzungsroman des Sommers 2014, bemerkt L'Avenir in seinem Kommentar. Die Ereignisse sind ebenso dramatisch wie unglaublich. Wir werden in die dunkelsten Zeiten der jüngeren europäischen Geschichte zurück katapultiert. Die Kämpfe im Osten der Ukraine werden wohl leider erst dann aufhören, wenn die letzte Kugel und die letzte Rakete verschossen sind und die Anführer in Den Haag vor Gericht gestellt werden.
Sparmaßnahme mit "Matthäus-Effekt"
In Flandern ist eine Diskussion über eine mögliche Erhöhung der Studiengebühren entbrannt. Fakt ist, dass die flämische Regierung ihre Zuschüsse an die Universitäten und Hochschulen zurückschrauben wird. Deswegen geht man davon aus, dass die Bildungseinrichtungen nicht an einer Erhöhung des Einschreibegelds vorbeikommen werden. Da kursieren die unterschiedlichsten Zahlen, wie Het Belang van Limburg bemerkt. Pessimisten erwarten eine Verdopplung der Studiengebühr auf dann 1.200 Euro.
In diesem Zusammenhang hat sich jetzt Wouter Jambon zu Wort gemeldet, der Sohn des N- VA-Spitzenpolitikers Jan Jambon. Wouter Jambon ist Vorsitzender einer Studentenvereinigung und verteidigt die Erhöhung der Gebühren. "Dass Universitäten Eliten vorbehalten sind, ist eine gute Sache", zitiert ihn auch Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Im Moment wollten ja Hinz und Kunz studieren, was sei denn da noch sein Diplom wert?, fragt sich der Studentenführer. Die flämischen Sozialisten gingen sofort auf die Barrikaden und fordern eine Reaktion von der flämischen Regierung.
Das ist ein Freifahrtschein in die Vergangenheit, glaubt De Morgen. Die Demokratisierung des Unterrichtswesens war ein Motor in der flämischen Nachkriegsentwicklung. Jetzt droht wieder ein sogenannter Matthäus-Effekt: Erfolge sind eher geerbt denn erarbeitet. Wenn das Leistungsprinzip im Mittelpunkt stehen soll, dann muss aber die Politik dafür sorgen, dass jeder eine Chance bekommt.
Auch Gazet van Antwerpen warnt vor Sparmaßnahmen im Unterrichtswesen. Opel Antwerpen oder Ford Genk haben gezeigt, dass die arbeitsplatzintensive Industrie keine Zukunft hat. Innovation, so lautet das Zauberwort. Und deswegen muss man in das Bildungssystem investieren.
Regen und Beton
Het Laatste Nieuws befasst sich heute mit einem ganz anderen Thema, nämlich mit dem Wetter: "Das soll ein normaler Sommer sein?", titelt das Blatt. Fünf Tage trocken, drei Tage Regen, fünf Tage trocken, drei Tage Regen - und gestern der Tiefpunkt, schreibt die Zeitung. Stellenweise sind 74 Liter Regen innerhalb von einer Stunde gefallen.
Die dadurch verursachten Überschwemmungen sind aber letztlich von Menschenhand, glaubt Het Nieuwsblad. Wir betonieren das ganze Land zu. Jeden Tag verschwinden sechs Fußballfelder Wald und Wiesen. Wir brauchen dringend eine neue Raumordnungspolitik. Ansonsten wird Flandern absaufen.
Bild: Mahmud Hams/AFP