"Gaza, die Hölle zwischen Feuerpause und Bomben", titelt Le Soir auf Seite eins. Die Zeitung zeigt sich in ihrem Kommentar hilflos gegenüber der Situation bei der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israel und der palästinensischen Hamas: Die Bilder von Samstag haben uns alle empört. Da haben wir gesehen, wie die Bewohner von Gaza eine Feuerpause dazu genutzt haben, um zu ihren Häusern zurückzukehren. Aber sie haben nur noch Ruinen vorgefunden. Diejenigen, die angesichts der Bilder von Zerstörung und Kinderleichen weiter gleichgültig bleiben, beruhigen ihr Gewissen damit, dass alles die Schuld der Hamas sei. Doch Zeugenaussagen aus Gaza übermitteln uns etwas anderes. Hier wächst die Abscheu nicht gegen die Hamas, sondern gegen Israel. Man wird also weiter über Gaza und die Besetzung sprechen müssen, so Le Soir.
Glückwunsch an Belgien
La Libre Belgique schreibt zu dem Konflikt: Am Sonntag fanden zwei Protestmärsche in Brüssel statt - ein proisraelischer und ein propalästinensischer. Dabei gab es kaum Ausschreitungen. Global gesehen kann man sich dazu beglückwünschen: Dort, wo es bei unseren französischen Nachbarn zu massiven Gewalttätigkeiten gekommen ist, bleibt es bei uns relativ friedlich. Geschuldet ist das dem Verantwortungsbewusstsein der beiden Gemeinschaften, die von dem Konflikt betroffen sind. "Wir müssen darauf achten, dass das so bleibt", mahnt La Libre Belgique.
De Morgen sieht das ähnlich, meint aber auch: "Wir müssen aufpassen, dass sich die beunruhigende Polarisierung im israelisch-palästinensischen Konflikt nicht auf unsere Straßen überträgt." In Antwerpen wurde einer Frau bereits der Zugang zu einem Geschäft verweigert, weil sie Jüdin ist. In einem Café in Lüttich hing ein Schild an der Tür, dass Hunde willkommen seien, Juden aber nicht. Die Folge ist, dass viele Juden Belgien verlassen, weil sie hier Angst haben. Der Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel mit vier Toten muss für uns ein Warnsignal sein, das wir nicht überhören dürfen. An dem friedlichen Zusammenleben der Gemeinschaften müssen wir täglich arbeiten, schreibt De Morgen.
Sparen und Stänkern
Nach Flandern. Dort hat am Samstag die neue Regierungskoalition aus N- VA, CD&V und OpenVLD ihre Arbeit aufgenommen. Dazu meint Het Laatste Nieuws: "Der Ton ist gesetzt." Wir fühlen uns zurückversetzt in die Vergangenheit, genauer gesagt in die 1980er Jahre. Die rechte Regierung kürzt und spart, die Sozialisten stänkern kräftig von der Oppositionsbank. Im flämischen Parlament können wir uns jetzt auf fünf spannende Jahre einstellen. Die einen werden das Sparen predigen, die anderen den "asozialen Totengräber" für die Kaufkraft der Familien an den Pranger stellen, prophezeit Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad schreibt: Die Regierung von Geert Bourgeois hat ihr Programm klar umrissen. Kürzen um zu wachsen. Wird dieser Slogan nach den Sommerferien noch um ein paar Wörter ergänzt? Das wäre zu wünschen. Denn die Flamen würden gerne wissen, wie das Wachstum aussehen soll, für das sie jetzt zum Verzicht gezwungen werden. Bleibt die Regierung diese Erklärung schuldig, droht sie das Opfer reiner Zahlenarithmetik zu werden, glaubt Het Nieuwsblad.
Vorbild Österreich?
L'Avenir kommentiert das Vorhaben der flämischen Regierung, 2015 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen: Damit setzen N- VA und OpenVLD ihre Wahlversprechen um. Ganz anders als die CD&V. Sie muss ihrer Basis den harten Sparkurs erklären und um Zustimmung werben. Aber vielleicht ist das alles Taktik - und zwar gegen die N- VA. Im Jahr 2000 haben wir das in Österreich gesehen: Dort hatte damals die bürgerliche ÖVP den Nationalisten um Jörg Haider weitestgehend freie Hand im Regierungsgeschäft gelassen. Erfolg: Haiders FPÖ musste bei den nächsten Wahlen bluten. So könnte auch die CD&V denken: Überlassen wir der N- VA möglichst viel Verantwortung, der Wähler wird ihr die Quittung schon ausstellen, mutmaßt L'Avenir.
Bauwut bändigen
De Standaard schreibt zu dem Ergebnis einer Studie, nach der in Flandern täglich sechs Hektar Land neu bebaut werden: Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, wird Flandern 2050 zugebaut sein. Wir müssen wegkommen von der Mentalität, dass jeder sein eigenes Haus bauen muss. Die neue Regierung hat das erkannt und in ihr Programm geschrieben, dass man diese Bauwut eindämmen muss. Wir können der neuen Ministerin für Wohnen nur alles Gute wünschen bei ihrem Kampf gegen die mächtige Bau-Lobby und die Mentalität der Menschen, schließt De Standaard.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)