"Die schwarze Serie geht weiter", schreibt Le Soir auf Seite eins. "Dritter tödlicher Crash innerhalb einer Woche", titelt Het Nieuwsblad. "Und wieder stürzt ein Flugzeug ab", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Die seit Donnerstagmorgen vermisste Maschine der Fluggesellschaft Air Algérie ist über Mali abgestürzt. An Bord waren mindestens 116 Menschen, darunter mindestens eine Belgierin. "Was ist mit Flug AH5017 passiert?", fragt sich La Libre Belgique auf Seite eins. Das Flugzeug war von Ouagadougou in Burkina Faso nach Algier unterwegs, als es plötzlich von den Radarschirmen verschwand. Die Unglücksursache ist unklar.
Mörderischer Sommer
Es ist jedenfalls ein "mörderischer Sommer", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. Bis jetzt sind schon 714 Menschen bei Flugzeugabstürzen getötet worden. Das Blatt berücksichtigt dabei auch die Toten des rätselhaften Unglücks der Malaysia Airlines-Maschine vom 8. März.
Gazet Van Antwerpen macht eine andere Rechnung auf: Mehr Tote im Flugverkehr innerhalb einer Woche als im ganzen Jahr 2013.
Bittere Pille in Flandern…
In Flandern steht weiter das Regierungsabkommen im Fokus. Die Mitglieder von N- VA, CD&V und OpenVLD haben ja am Abend Grünes Licht für eine Regierungsbeteiligung ihrer jeweiligen Partei gegeben.
"Die Großfamilien sind die Leidtragenden der Sparmaßnahmen", stellt Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite fest. Hauptgrund ist, dass das Kindergeld in Flandern neu gestaffelt wird. Eine Familie mit drei Kindern verliert damit pro Jahr bis zu 2.000 Euro.
Gazet Van Antwerpen verrechnet noch andere Sparmaßnahmen der neuen Regierung und stellt fest: Eine fünfköpfige Familie muss ab jetzt mit 3.700 Euro pro Jahr weniger auskommen.
De Morgen befasst sich mit anderen Auswirkungen der Sparmaßnahmen: "Einschreibung an der Uni oder Hochschule steigt auf 1.072 Euro", titelt das Blatt. Das sind bis zu 600 Euro mehr als bisher. "Das kann dafür sorgen, dass sich Jugendliche ein Studium nicht mehr leisten können", beklagt Rik Torfs, Rektor der Uni Löwen.
… aber es geht nicht anders
Und doch hält sich die Kritik in den Leitartikeln noch in Grenzen. Nichts zu tun war keine Option, notiert etwa Het Laatste Nieuws. Insbesondere die Regionen haben mitunter über ihre Verhältnisse gelebt. Beispiel Gratispolitik: Gratis gibt es nicht. Irgendwann zahlt immer irgendwer die Rechnung dafür. Beispiel Wohnbonus: Die Steuervorteile für Hauskäufer haben allenfalls dazu geführt, dass die Preise für Immobilien und Grundstücke schneller ansteigen. Die flämische Regierung will ab 2015 einen ausgeglichenen Haushalt. Und das ist richtig.
Jeder andere hätte es nicht anders gemacht, bemerkt auch De Standaard. Auch die Mitte-Links-Regierung in der Wallonie hat drastische Sparmaßnahmen angekündigt. Ob Rechts oder Links, hier verschwimmen die Grenzen. Keine Thatcher-Regierung in Flandern, die einer verschwenderischen Wallonie gegenüber steht. Alle sind gezwungen, in dieselbe Kerbe zu schlagen. Erst kommt der Schmerz, danach die Belohnung. Hoffentlich.
Het Nieuwsblad sieht das ähnlich: Man fühlt sich an die Ära Dehaene erinnert. Selten ist eine Regierung mit einer solchen Salve von unpopulären Maßnahmen an den Start gegangen. In der Wallonie wird es kaum anders sein. Vor allem für die N- VA steht hier viel auf dem Spiel. Viele ihrer zahlreichen Wähler hatten sich die versprochene "neue Politik" wohl anders vorgestellt. Für die N- VA ist es denn auch sehr wichtig, dass auf die zwei mageren Jahre drei fette folgen.
Flandern als Blaupause für die Wallonie?
In der Wallonie kennt man ja noch keine Zahl. Der neue Ministerpräsident Paul Magnette hat bislang lediglich ein Sparprogramm angekündigt, ohne es jedoch zu beziffern. Man sollte sich da ein Beispiel an Flandern nehmen, empfiehlt L'Echo. Die neue flämische Regierung will den so genannten Wohnbonus beschneiden, also die steuerlichen Vorteile beim Kauf eines Hauses. Wenn man im Norden des Landes zu dem Schluss gekommen ist, dass der Wohnbonus unbezahlbar ist, warum sollte das - Oh Wunder - in der Wallonie anders aussehen?
Chronik einer angekündigten Schlammschlacht
Auf der föderalen Ebene bereiten sich die frankophonen Sozialisten PS indes auf die Opposition vor. Dabei soll die bisherige Vize-Premierministerin Laurette Onkelinx das "Schwert der PS" sein, wie es La Libre Belgique formuliert. Onkelinx jedenfalls kündigt schon einen knallharten Oppositionskurs an.
Das kann ja heiter werden, meint dazu L'Avenir. Im wallonischen Parlament konnte man ja gestern schon beobachten, dass sich PS und MR in den nächsten fünf Jahren wohl nichts schenken werden. Die Sozialisten werden den Liberalen vorwerfen, mit dem Teufel paktiert zu haben, sprich: mit der N- VA. Die MR wirft ihrerseits der PS die wundersame Pöstchenvermehrung im Süden des Landes vor. Die kommenden fünf Jahre, die ja schon ziemlich polternd begonnen haben, werden wohl lang und anstrengend.
Renten-Zeitbombe
Eine der wichtigsten Herausforderungen für die kommende Föderalregierung steht auf Seite eins von Le Soir: "Bis 2020 zählt das Land 800.000 Rentner mehr", so die Aufmachergeschichte. Und diese Explosion bei den Verrentungen wird die Sozialkassen pro Jahr zusätzlich 3,5 Milliarden Euro kosten.
An diesem leidigen Thema kommt jetzt definitiv niemand mehr vorbei, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Jahrelang haben die Parteien beziehungsweise die zuständigen Minister den Kopf in den Sand gesteckt. Einzige Ausnahme ist Vincent Van Quickenborne, dessen Reform von 2012 man aber allenfalls als Reförmchen bezeichnen kann. Die nächste Regierung wird entschlossen und ohne Tabus das Rentensystem neuaufstellen müssen. Die wahrscheinliche Koalition, die so genannte "schwedische", kündigt vollmundig resolute Reformen an. Sie wird dieses Versprechen sehr schnell einlösen müssen.
Archivbild: Virginie Lefour (belga)