"Sie sind sinnlos gestorben", schreibt Het Nieuwsblad auf einer Titelseite mit schwarzem Hintergrund und zeigt Fotos der sechs getöteten Belgier. "Die unschuldigen Opfer von Flug MH17", titelt Het Belang van Limburg. Fotos zahlreicher Opfer sind auch bei La Dernière Heure und Het Laatste Nieuws abgebildet. "Wird man jemals herausfinden, wer die Passagiere auf dem Gewissen hat?", so die Schlagzeile auf Seite eins. "So etwas Schreckliches habe ich noch nie gesehen", zitiert De Standaard auf seiner Titelseite einen Pressefotografen an der Unglücksstelle.
"Zwei Tage nach dem Flugzeugabschuss in der Ostukraine machen sich Wut, Trauer und Unverständnis breit", berichtet das GrenzEcho. Die genauen Umstände, die zur Flugkatastrophe geführt haben, sind weiter unklar. Die Propagandamaschine in Russland und der Ukraine dreht auf Hochtouren. Die Gerüchteküche brodelt, bemerkt De Morgen.
L'Avenir hält fest: Alles weist auf die prorussischen Rebellen hin. Für Het Nieuwsblad hat der Separatistenanführer Igor Strelkow seine Finger im Spiel, den man auch "Igor den Wahnsinnigen" nennt. Kurz nach dem Flugzeugabschuss brüstete er sich in einem russischen Sozialnetzwerk damit, dass seine Leute eine ukrainische Militärmaschine vom Himmel geholt hätten. Kurz darauf wurde der Beitrag gelöscht.
"Kein Unfall, sondern Massenmord"
Het Laatste Nieuws berichtet vom Chaos an der Unglücksstelle. Das Gebiet wird von den Separatisten kontrolliert. Das Gelände ist nicht abgesperrt, Menschen tragen Trümmerteile nach Hause und den internationalen Experten wird der Zugang verwehrt. Für die Zeitung steht fest: Eine Maschine mit 298 Menschen an Bord wurde abgeschossen. Das ist keine Flugkatastrophe, das ist Massenmord.
Auch Le Soir hält die Zerstörung der Boeing von Malaysian Airlines nicht für einen Kollateralschaden des ukrainischen Bürgerkriegs. Es ist vielmehr eine Manifestation der Gefahr eines russischen Regimes, das sich vor den Toren Europas nicht um die internationale Ordnung schert. "Egal, wer auf den Startknopf gedrückt und versehentlich oder nicht die tödliche Rakete abgefeuert hat: Die Toten von MH17 sind in jedem Fall Opfer der Politik Wladimir Putins", meint Le Soir anklagend. Sein Geld, seine Waffen, seine Unterstützung haben den Konflikt erst möglich gemacht.
Gazet van Antwerpen und La Libre Belgique sehen den russischen Präsidenten ebenfalls in der Verantwortung. Falls er weiter auf stur schalten sollte, müssen die Europäer drastische Sanktionen beschließen. So sieht es auch De Morgen: Wenn die EU beweisen will, dass sie sich um ihre Bürger kümmert, dann ist jetzt der Moment, etwas auf höchster Ebene zu unternehmen. Es kann gar nicht genug Druck ausgeübt werden, damit die russischen und ukrainischen Behörden eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls möglich machen. Wir sollten nicht naiv sein: Die wahren Schuldigen sind zweifelsohne bereits dabei, ihre Spuren zu verwischen. Bislang galt Putin als geschickter Schachspieler, doch jetzt dürfte auch ihm die Lage entglitten sein. "Die Geister, die er rief, wird er so schnell nicht mehr loswerden", prophezeit Het Nieuwsblad.
Wallonie: "Keine neuen Steuern"
La Libre Belgique analysiert das neue Koalitionsabkommen in der Wallonie und für die Französische Gemeinschaft. PS und CDH haben gestern in Namur ihre Vereinbarung für die kommenden fünf Jahre vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen Wirtschaftswachstum und der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.
L'Echo hebt hervor: Beide Parteien haben hoch und heilig versprochen, dass es in der nächsten Legislaturperiode keine neuen Steuern oder Steuererhöhungen geben wird. Die Kehrseite der Medaille, so die Zeitung: Es wird drastisch gespart werden müssen. Alleine bis 2016 sind Einschnitte in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro notwendig. PS und CDH werden den Rotstift im Öffentlichen Dienst ansetzen. So sollen vier von fünf Beamten, die in den Ruhestand treten, nicht ersetzt werden.
L'Avenir will schon erste Spannungen zwischen den neuen Koalitionspartnern beobachtet haben. Sozialisten und Zentrumshumanisten behaupten jeweils, die großen Neuerungen wären ihre Idee gewesen. Benoît Lutgen hatte es bereits vor dem Start der Koalitionsverhandlungen erklärt: Der Zusammenschluss von PS und CDH ist keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe. Das fängt ja schon gut an, findet die Zeitung.
"Philippe kann doch König"
Alle Zeitungen blicken bereits dem Nationalfeiertag am Montag entgegen. Dann wird es genau ein Jahr sein, dass König Philippe im Amt ist. "Eine makellose Bilanz", titelt Le Soir. L'Echo meint: Philippe hat die belgische Monarchie erfolgreich ins 21. Jahrhundert geführt. Das Bild, das sein Vater, König Albert, seit einem Jahr abliefert, ist dagegen desaströs, hält Het Nieuwsblad fest.
Het Belang van Limburg findet: Philippe hat es endlich geschafft, sein eisernes Korsett ein Stück weit abzulegen, offener und spontaner zu werden. Er zeigt sich volksnah und ist, wohl auch dank seiner strahlenden Ehefrau Mathilde, bei den Belgiern beliebt, wie nie zuvor. Die Feuertaufe "Regierungskrise" hat er bislang, auch mit Hilfe seiner hervorragenden Berater, ebenfalls gut gemeistert.
Die Zeitung De Morgen, die letztes Jahr noch sehr skeptisch war, titelt heute in Großbuchstaben "Philippe kann doch König".
Archivbild: Dominique Faget (afp)