"Wichtiges Wochenende für die Regierungsbildung", titelt Gazet Van Antwerpen. "Nächste Woche stehen die neuen Kabinette in den Regionen", sagt Het Nieuwsblad voraus. Het Belang Van Limburg spricht vom "Super Sunday" für die Politik.
In den drei Regionen Brüssel, Wallonie und Flandern treten die Koalitionsverhandlungen in eine entscheidende Phase ein. "Wir sind bereit zur Landung", wird ein flämischer Unterhändler auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws zitiert. Einfach werden die finalen Beratungen aber nicht, ist das Blatt überzeugt.
Flandern muss in den nächsten Jahren 1,4 Milliarden Euro einsparen. Das sorgt für Meinungsunterschiede zwischen den Koalitionspartnern N- VA und CD&V. Het Nieuwsblad meint: Nationalistenchef Bart De Wever hat den Druck auf die Christdemokraten jetzt erhöht, indem er erklärte, die neue flämische Regierung werde kommende Woche die Arbeit aufnehmen.
"Prinzipienreiter" Bourgeois neuer MP?
Het Laatste Nieuws wirft einen Blick auf die mögliche Zusammenstellung des neuen Kabinetts mit Sitz am Brüsseler Märtyrerplatz: Neuer flämischer Ministerpräsident wird aller Voraussicht nach der bisherige Finanzminister Geert Bourgeois. Der 63-Jährige wurde früher belächelt, als er die N-VA vor zehn Jahren über Wasser hielt - Die Partei krebste damals unter der Fünf-Prozenthürde herum.
Bourgeois ist ehrgeizig und sehr gründlich. Seine Gegner bezeichnen ihn als Sturkopf und manchmal sogar als Prinzipienreiter. Bourgeois hat gewiss viele Qualitäten, schreibt die Zeitung. Doch ist er wirklich der richtige Mann, der Visionär für das Flandern von morgen? Das Blatt fragt sich, warum nicht Parteichef De Wever selbst in den Ring steigt.
Nach Angaben von De Morgen werden zwei Frauen das flämische Führungstrio vervollständigen: N-VA-Politikerin Liesbeth Homans und die Stimmenkanone der CD&V Hilde Crevits. Einer wird nicht mehr dabei sein, ist L'Echo überzeugt: Kris Peeters, der bisherige Ministerpräsident. Der CD&V-Mann wird je nach Konstellation als neuer Premierminister gehandelt.
Verlängerung oder schwedische Kamikaze-Koalition?
Nicht nur für die flämische Regierung ist das Wochenende entscheidend, sondern auch für die föderale Ebene, findet Het Belang Van Limburg. Informator Charles Michel wird sich entscheiden müssen, ob er seine Mission am Montag von König Philippe verlängern lässt, die MR in eine Kamikaze-Koalition führt oder eine Neuauflage des klassischen Dreierbündnisses auf den Weg bringt.
L'Echo glaubt an eine Verlängerung des Informatorauftrags von Michel. Denn für die beiden anderen Optionen ist die Zeit noch nicht reif. Die flämischen Christdemokraten stecken in einer Zwickmühle: Die schwedische Kamikaze-Lösung mit der N-VA und den Liberalen könnte den CD&V-Anhängern zu rechtslastig sein. Bei einer Neuauflage des Dreierbündnisses mit der PS würde die CD&V in Flandern hingegen als Verräterin durchgehen.
Het Belang Van Limburg meint: Egal, wer künftig am Ruder sein wird, Belgien braucht einen erwachsenen und stabilen Föderalismus. Die Teilstaaten müssen sich die Hand reichen und aufhören, gegeneinander zu arbeiten. Viel zu lange haben wir Flamen an der Klagemauer gestanden und mehr Zuständigkeiten eingefordert, analysiert die flämische Zeitung. Jetzt verfügen wir über ausreichend Befugnisbereiche, um unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Wenn etwas schief läuft in Flandern, dann können und dürfen wir nicht mehr dem Föderalstaat oder den Wallonen die Schuld dafür in die Schuhe schieben, hält Het Belang Van Limburg fest.
750 Millionen Euro und 450 Jobs in Gefahr
Laut Le Soir könnten dem Föderalstaat 750 Millionen Euro durch die Lappen gehen. Der Grund: Es gibt zu wenig Beamte im Finanzministerium für die Regulierung der Steuersünder, die ihr Schwarzgeld zurück nach Belgien bringen. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung Steueramnestie und Selbstanzeigen beim Finanzamt ermöglicht, wodurch zahlreiche Steuersünder ihr Kapital zurückgebracht haben. Sollte die Personaldecke in der zuständigen Abteilung beim Fiskus nicht bald erhöht werden, dann drohen 9.000 Akten nicht fristgerecht bearbeitet werden zu können, warnt das Blatt.
L'Avenir macht mit den Absatzschwierigkeiten der französischen Warenhauskette Cora auf. "Knapp 450 Arbeitsplätze in Belgien sind in Gefahr", titelt die Zeitung. Überdimensionierte Großmärkte à la Cora in Autobahnnähe, die alles Mögliche anbieten, haben ausgedient. Die Supermarktbranche, die in Belgien ohnehin in der Krise steckt, muss sich dringend gründlich neu erfinden, mahnt die Zeitung.
WM-Finale: Neuauflage von 1986 oder von 1990?
La Libre Belgique blickt auf das Finale der Fußball-WM in Brasilien. "Messi gegen die Mannschaft", fasst das Blatt das Spiel zusammen. Le Soir erwartet viel Zündstoff. "Wird sich die deutsche Tormaschine durchsetzen oder das Team des flotten Argentiniers Lionel Messi?", fragt Gazet Van Antwerpen.
L'Avenir ist sich sicher: Am Ende wird es einen neuen Weltmeister geben. Entweder Deutschland setzt sich gegen Argentinien durch wie beim WM-Finale 1990. Oder aber Argentinien hat die Oberhand gegen die Deutschen wie im WM-Finale von 1986. Morgen Abend wissen wir definitiv mehr…
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)