"Die Roten Teufel sind bereit, Messi herauszufordern", schreibt Le Soir auf Seite eins. "Stärker denn je", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Zu sehen ist das Foto des doch ziemlich grimmig dreinschauenden Romelu Lukaku.
Alle Blicke richten sich schon auf das morgige Viertelfinale-Spiel der Roten Teufel gegen Argentinien. Trainer Marc Wilmots jedenfalls macht aus seinen Ambitionen keinen Hehl: Wir wollen ins Finale, steht auf Seite eins von Het Nieuwsblad, Het Belang Van Limburg und L'Avenir. In La Dernière Heure wird Wilmots noch deutlicher: "Für mich zählt allein der Weltmeistertitel".
Champions an Bord
Het Laatste Nieuws hat heute einen Aufkleber beigelegt, den man möglicherweise bald überall sehen wird; Aufkleber mit der Aufschrift: "Champions an Bord".
Die ansonsten nicht wirklich fußballverrückte Libre Belgique blickt heute hinter die Kulissen. "Im Schatten von Wilmots", so die Aufmachergeschichte. Vorgestellt werden alle 28 Mitglieder des Betreuerstabs der Nationalmannschaft.
Het Laatste Nieuws hebt einen anderen Aspekt hervor: "Die Roten Teufel sind unbezahlbar für unser Image", schreibt das Blatt. "Einen besseren Werbefilm für Belgien hätte man gar nicht drehen können", sagt der amtierende Premier Elio Di Rupo. Deswegen fliegt er auch nach Brasilien, um sich das Viertelfinale live anzuschauen.
Arco-Erdbeben
Vor allem in Flandern sorgt eine Entscheidung der EU für Aufsehen. "Arco muss dem Staat 150 Millionen zurückzahlen", titelt De Standaard. Die EU-Kommission hat entschieden. Ihrer Ansicht nach war die Garantieregelung für die Anteilseigner von Arco illegal. Arco, das war der finanzielle Arm der Christlichen Arbeiterbewegung. Und Arco war Aktionär der Dexia-Bank. Nach der Dexia-Pleite hatte auch Arco Konkurs anmelden müssen. Die Regierung hatte aber versprochen, die Teilhaber für ihren Verlust zu entschädigen. Das lehnt die Kommission jetzt ab. Sie betrachtet die Arco-Anteilseigner als Anleger, nicht als Sparer.
Juristisch gesehen mag das stimmen, meint Gazet Van Antwerpen. Der Punkt ist: Die rund 800.000 Mitglieder der Genossenschaft haben sich selbst nie als Aktionäre betrachtet. Hätten sie das gewusst, dann hätten sie ihr Geld möglicherweise anderswo angelegt. Sie sind also zurecht wütend.
Naja, die Arco-Anteilseigner waren bestenfalls naiv, glaubt seinerseits De Morgen. Man hat den braven Familienvätern und Hausfrauen die Arco-Anteile als bombensichere Geldanlage verkauft, so sicher wie ein Sparbuch. Und die Arco-Mitglieder, die diese Produkte an den Mann gebracht haben, waren im besten Fall ziemlich dumm, haben ihren Auftraggeber und die Qualität seiner Finanzprodukte nie in Frage gestellt. Als Betrüger kann man sie allerdings nicht bezeichnen.
Zeit für Plan B
Die Anteilseigner wollen das nicht auf sich sitzen lassen: "Die Arco-Geschädigten klagen ihr Geld vor Gericht ein", titelt Gazet van Antwerpen. Andere Zeitungen geben die Hoffnung noch nicht auf: "Hintertürchen für die Arco-Sparer", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Het Belang van Limburg spricht von einem "letzten Strohhalm für die Arco-Sparer". Finanzminister Koen Geens will jedenfalls alles tun, um die Leute doch zu entschädigen. Zunächst will er vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg die Entscheidung der EU-Kommission anfechten.
Seine Erfolgschancen sind aber eher gering, orakeln die Zeitungen. Das ist so verrückt, dass es einem dem Atem verschlägt, wettert Het Nieuwsblad. Geens beruft sich allein auf ein Versprechen. Die Regierung hat den Arco-Teilhabern Garantien gegeben und das allein ist Argument genug, um der Zusicherung nachzukommen. Hier folgt ein fauler Rettungsplan dem nächsten.
Het Laatste Nieuws bescheinigt dem Finanzminister zumindest ein gehöriges Maß an Dreistigkeit. Wer eine solche Entscheidung vor dem EuGH in Luxemburg anfechtet, der hat Nerven. Klar: Der CD&V-Mann Koen Geens kämpft hier im Grunde für "seine" Christliche Arbeiterbewegung. Am Ende läuft aber darauf hinaus, dass ein ganzes Land für die Fehler der ACW bezahlen muss, und hier geht es immerhin um 1,5 Milliarden Euro. Das nennt man nicht Solidarität, sondern das ist Gruppenegoismus vonseiten der ACW.
Stichwort CD&V. Für die flämischen Christdemokraten ist die Arco-Geschichte wie ein Mühlstein um den Hals. Der Plan B von Koen Geens setzt voraus, dass die Regierungspartner damit einverstanden sind. Bei den Koalitionsverhandlungen liegt Arco zweifelsohne mit in der Waagschale. Und das schwächt die Position der CD&V.
Het Belang Van Limburg schlägt einen eigenen Plan B vor. Der Staat hat ja seinerzeit die belgische Dexia gekauft. Der Preis war relativ günstig. Man kann ja die heutige Belfius-Bank verkaufen und den Gewinn an die Arco-Teilhaber verteilen.
Seltsame Zeiten
Unterdessen wird heute Informator Charles Michel dem König zum ersten Mal über den Verlauf seiner Sondierungsmission Bericht erstatten. Ausnahmslos alle Zeitungen sind überzeugt, dass die Mission verlängert wird. "Charles Michel macht noch ein paar Wochen weiter", vermutet sogar Het Nieuwsblad.
Wir erleben doch seltsame Zeiten, findet Le Soir. Die Guten von gestern sind die Bösen von heute, gemeint ist die PS. Und umgekehrt: Die N- VA geht plötzlich als staatsmännisch durch. Man sollte sich da aber nicht blenden lassen. Die neuerliche Kritik der N- VA am neuen Senat zeigt, dass die Nationalisten keine Gelegenheit auslassen werden, die Sechste Staatsreform zu attackieren.
L'Echo mahnt aber alle Beteiligten zur Besonnenheit. Die Welt hört nicht am belgo-belgischen Nabel auf. Noch blicken die Märkte wohlwollend auf Belgien. Man sollte aber ihre Geduld nicht allzu lange auf die Probe stellen.
Großes Thema auf den Titelseiten ist schließlich auch der Auftakt des Rockfestivals in Werchter. "Werchter - Anstoß des Sommers", so die Schlagzeile von De Standaard. "Backen und Braten am ersten Festivaltag", schreibt Het Nieuwsblad.
Bild: Dirk Waem/BELGA