"Die Stunde der Wahrheit für Bart De Wever", schreibt L'Echo auf Seite eins. "Die Parteien denken schon über Nachfolge von De Wever nach", so die Schlagzeile von De Standaard. "Wenn's heute nicht gelingt, dann droht eine monatelange Krise", warnt Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite.
Informator Bart De Wever muss morgen dem König über die Fortschritte seiner Sondierungsmission Bericht erstatten. Der N-VA-Chef versucht nach wie vor, eine Mitte-Rechts-Koalition auf die Beine zu stellen. Auf frankophoner Seite hätte er dafür die MR und die CDH nötig. Und es sind weiterhin die Zentrumshumanisten von Benoît Lutgen die zögern, einer solchen Konstellation beizutreten.
Das "Elfmeterschießen hat begonnen", bringt L'Echo die Situation auf den Punkt. Ohne eine wirklich klare Perspektive auf eine Koalition gilt es als unwahrscheinlich, dass De Wever morgen erneut in die Verlängerung gehen kann.
CDH im Fokus
"Beißt die CDH an?", fragt sich De Morgen. Offenbar will Bart De Wever seinen Wunschpartnern heute noch eine detailliertere Note zukommen lassen, um sie doch noch von einer Mitte-Rechts-Koalition zu überzeugen. Danach kommt es wohl zum Showdown: N-VA und CDH werden "die Versammlung der Wahrheit" abhalten.
"Oui oder totale Blockade", stellt Het Laatste Nieuws fest. Das Problem ist nämlich, dass es zu einer Mitte-Rechts-Koalition aus N-VA, CD&V, MR und CDH nicht wirklich eine Alternative gibt. Rechnerisch gibt es zwar andere Optionen, doch gibt es immer mindestens ein Veto von mindestens einer Partei. La Libre Belgique, die traditionell der CDH nahesteht, geht jedenfalls davon aus, dass die CDH "Non" sagen wird.
Vielleicht ist es ja besser so, meint Gazet van Antwerpen. Ob die CDH nun einwilligt oder nicht: Der Druck wird bleiben. Sollte die CDH mit der N-VA ins Boot steigen, läuft sie Gefahr, fünf Jahre lang von den linken Parteien im frankophonen Landesteil beschimpft und beschossen zu werden. Und inhaltlich ist auch längst nicht klar, dass die Zentrumshumanisten an dem Projekt mitwirken wollen, das dem Informator vorschwebt.
Es gäbe da ja noch die Möglichkeit einer Koalition, die auf frankophoner Seite allein aus der MR bestehen würde. Eine solche Konstellation bezeichnet man aber nicht umsonst als "Kamikaze-Koalition", bemerkt Het Belang van Limburg. Erstens: Die MR verfügt lediglich über 20 von 63 frankophonen Sitzen.
Und zweitens: Die MR wäre als alleiniger frankophoner Partner in der Position, dass sie die Flamen konstant unter Druck setzen, um nicht zu sagen, erpressen könnte. Dieses Land braucht aber eine stabile Föderalregierung mit Parteien, die fünf Jahre lang ihre Verantwortung übernehmen und schwierige Entscheidungen treffen können.
De Wever zwischen PS und Roten Teufeln
"Wer oder was kommt nach De Wever?", fragen sich denn auch viele Zeitungen. Wie De Standaard berichtet, wollen die flämischen Christdemokraten CD&V in der jetzigen Phase noch an der Seitenlinie bleiben. "Die CD&V schielt auf Di Rupo als neuen Informator", glaubt Het Nieuwsblad zu wissen. Di Rupo sagt, dass er in zehn Tagen eine Föderalregierung bilden kann; Nun, dann soll er es versuchen, zitiert das Blatt einen nicht genannten CD&V-Politiker.
Allerdings: Die liberale MR hat sich offenbar vorgenommen, einem möglichen PS-Informator das Leben schwer zu machen, berichtet La Libre Belgique. Die Liberalen haben jedenfalls nicht vor, einem Sozialisten einen schnellen Erfolg zu ermöglichen.
Das alles ist zweifelsohne wichtig, aber nimmt es überhaupt jemand wahr?, fragt sich provokativ L'Avenir in seinem Leitartikel. Im Augenblick ziehen allein die Roten Teufel alle Blicke auf sich. Das ist ja auch angenehmer als diese Unglücksboten von Politikern, die den Bürgern erklären, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen.
Da träumen und feiern wir doch lieber noch ein bisschen. Jeder ahnt wohl, dass es ein böses Erwachen geben wird. In der Zwischenzeit dürfte Bart De Wever den von seiner Seite ansonsten so geschmähten Roten Teufeln dankbar sein, dass sie ihn in den Schatten stellen.
Unterschlagung beim Lüttich-Airport?
"Happart und Partoune wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder im Fadenkreuz der Justiz", titelt L'Echo. Auch La Libre Belgique spricht von "schweren Vorwürfen" gegen die beiden Hauptverantwortlichen des Lüttich-Airports. Gegen den Verwaltungsrat-Präsidenten beziehungsweise den Geschäftsführer des Flughafens wird seit Jahren wegen Unterschlagung und Zweckentfremdung von Steuergeldern ermittelt. Die Staatsanwaltschaft will sie jetzt an ein Strafgericht verweisen lassen.
"Rekordanzahl Autofahrer ohne Führerschein erwischt", so die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Im vergangenen Jahr sind fast 10.000 Menschen verurteilt worden, weil sie ohne Führerschein unterwegs waren; das sind doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren.
Allzeit bereit
"Workaholic selbst im Urlaub", so die Aufmachergeschichte von Le Soir. Nach einer Studie sind zwei von drei Belgiern auch in den Ferien für ihren Arbeitgeber erreichbar. Tendenz steigend.
Auch Het Nieuwsblad hat sich mit der Untersuchung beschäftigt. Diese übereifrigen Mitbürger sind auf dem besten Weg zum Burn-out, warnt das Blatt in seinem Kommentar. Mal ehrlich: Eine Mail mit höchster Priorität ist doch ein paar Tage später schon längst nicht mehr so wichtig, wie es am Anfang schien. Ein bisschen Abstand hilft doch, den Job zu relativieren. Urlaub ist auch das Recht, auch mal eben weg zu sein. Und zwar wirklich weg.
Wer hupt, bezahlt!
So ganz kann man dem Fußball heute dann doch nicht entgehen. "Keine Alkoholkontrollen nach den Spielen der Roten Teufel, schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Das Blatt kann nur für den Großraum Antwerpen sprechen; doch auch Het Nieuwsblad hat festgestellt, dass die Polizei am Sonntag nur ganz wenige Alkoholkontrollen durchgeführt hat.
In anderen Bereichen sind die Ordnungshüter dagegen weniger zimperlich. Beide Zeitungen stellen fest: "Hupen nach dem Sieg der Roten Teufel - 55 Euro Geldbuße".
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)