"Qualifiziert!", titelt Le Soir. "Wir sind weiter!", jubelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Wir sind im Achtelfinale!", so die Schlagzeile von La Dernière Heure.
Die Roten Teufel haben gestern auch ihr zweites Gruppenspiel gewonnen. Sie besiegten Russland dank eines Last-Minute-Treffers mit 1:0. Damit hat sich Belgien vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert. "Wir sind unter den letzten 16!", stellt denn auch De Standaard auf seiner Titelseite fest.
"Ori…genial"
Den Siegtreffer erzielte in der 88. Minute der Newcomer Divock Origi. L'Avenir lässt sich auf Seite eins zu einem etwas waghalsigen Wortspiel hinreißen: "Ori…genial". Gazet van Antwerpen stimmt seinerseits sogar einen Fangesang an: "Oh, oh, Origi!" Het Belang van Limburg sagt ganz einfach danke: "Merci Origi", so die Schlagzeile. "Der 19-jährige Mann aus dem limburgischen Houthalen ist der Held der Nation", fügt das Blatt hinzu. "Jetzt schon qualifiziert dank eines coolen Kickers von 19 Jahren", fasst es Het Laatste Nieuws zusammen.
Divock Origi war ja bis vor einigen Wochen fast nur Insidern bekannt. Nationaltrainer Marc Wilmots hatte ihn erst vor einem Monat aus dem Hut gezaubert, als er seinen WM-Kader bekanntgab.
De Morgen zieht dennoch ein etwas nachdenkliches Fazit: "Die Belgier sind beruhigt aber...: Auf diese Art und Weise kommen wir nicht weit", schreibt das Blatt. Es war nämlich ein schwaches Spiel; überzeugt haben die Roten Teufel beileibe nicht, meint De Morgen.
Das hat die Belgier aber nicht daran gehindert, den Sieg der Roten Teufel ausgiebig zu feiern. Viele Zeitungen bringen ausgewachsene Fotostrecken, die den Freudentaumel der Belgier auf der ganzen Welt zeigen. Viele Fotos auch von König Philippe und Königin Mathilde, die gestern im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro den Erfolg der Roten Teufel live miterleben konnten. "Belgien geht durch die Decke!", bringt es Het Nieuwsblad auf den Punkt. Und das Land ist für seine Verhältnisse schon sehr optimistisch: "Jetzt können wir jeden schlagen!", fasst Het Laatste Nieuws die Stimmung zusammen.
Doping für Belgien?
Naja, wir sollten vielleicht doch erst mal einen kühlen Kopf behalten, mahnt Gazet van Antwerpen. Aber gleich wie es kommen mag: Die WM war für uns alle bislang ohnehin schon ein Fest. Im ganzen Land liegt etwas Besonderes in der Luft. Es herrscht ein ungewohntes Zusammengehörigkeitsgefühl. Menschen aller Hautfarben und Herkunftsländer stehen zusammen hinter den Roten Teufeln. Klar: Man sollte nichts überbewerten, aber man darf doch hoffen, dass davon zumindest ein bisschen hängen bleibt.
L'Avenir sieht das ähnlich. Zwar sind es nur ein paar junge Männer, die während anderthalb Stunden hinter einem Ball her rennen. Und doch verfügen sie über die Fähigkeit, im ganzen Land die Flamme der Begeisterung zu entzünden. Die Frage ist, ob sich diese Energie auf die Bürger des Landes überträgt; Energie, die sie nötig hätten, um die institutionellen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern. Diese Mannschaft hat wohl die Macht, dem Land dieses Virus einzuimpfen.
De Wevers Ochsentour
Im Gegensatz zu Marc Wilmots und seiner Equipe ist Bart De Wever allerdings noch weit vom Achtelfinale entfernt, bemerkt La Libre Belgique. In der Tat: Für den N-VA-Chef und Informator ist es eine entscheidende Woche. "De Wever versucht weiterhin, eine Mitte-Rechts-Koalition auf die Beine zu stellen", ruft Le Soir auf seiner Titelseite in Erinnerung. Er muss dabei vor allem die frankophonen Wunschpartner MR und CDH überzeugen. Mit diesem Ziel vor Augen verfasst De Wever offenbar im Augenblick eine schriftliche Note, die inhaltliche Eckpfeiler festklopfen soll.
Allerdings wird "die Arbeit des Informators von der PS torpediert", wie La Libre Belgique analysiert. Die frankophonen Sozialisten haben in den letzten Tagen buchstäblich auf allen Kanälen noch einmal klargemacht, dass sie nicht vorhaben, das Feld kampflos zu räumen. Bei dieser Gelegenheit hat die PS auch der CDH noch einmal zu verstehen gegeben, dass die Zentrumshumanisten eine Koalition mit der N-VA noch bereuen könnten.
Für De Morgen ist "die Mitte-Rechts-Koalition so gut wie tot". Das Blatt verweist auf die Argumentation des MR-Vizepräsidenten Gérard Deprez. Nach dessen Ansicht hat die PS die CDH als Geisel genommen. Unter diesen Umständen werde die CDH De Wever gegenüber wohl kaum "Oui" sagen.
Leichen im Keller
Gleich wer am Ende die Regierung stellen wird, auf die neue Equipe wartet ein vergiftetes Geschenk der Vorgänger, wie Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel hervorhebt. Konkret: Der Staatshaushalt ist entgleist. Es fehlen beinahe zwei Milliarden Euro, damit das Budget 2014 in der EU-Spur bleibt. Die erste Leiche im Keller ist gefunden, wettert Het Laatste Nieuws. Der Nimbus der Regierung Di Rupo, die ja immer so väterlich vorausschauend agiert haben will, liegt in Scherben. Das neuerliche Haushaltsdefizit ist so groß und die von den Verantwortlichen vorgebrachte Begründung so lächerlich, man möchte schreien.
In Flandern ist ein Streit über den Zugang zur Universität entbrannt. Der Rektor der Katholischen Universität von Löwen fordert eine Aufnahmeprüfung insbesondere für Schüler aus dem berufsbildenden Unterricht, wie unter anderem De Standaard auf seiner Titelseite berichtet. Hintergrund: Zu viele junge Menschen brechen ihr Studium ab; und das ist schlicht und einfach zu teuer.
"Bitte, Frau Merkel..."
Le Soir schließlich beschäftigt sich in seinem Kommentar mit dem Ringen um die Spitzenposten bei der EU. Am Wochenende haben die Sozialisten und Sozialdemokraten gemeinsam klargemacht, dass sie in der EU von morgen ein Wörtchen mitreden wollen. Vor allem fordern sie eine Lockerung des Sparkurses. Die Entscheidung darüber dürfte wohl insbesondere in Berlin fallen. Der Titel des Kommentars von Le Soir lautet denn auch: "Bitte, Frau Merkel..."
Bild: Bruno Fahy (belga)