"UBS Belgien hat vermutlich Milliarden an der Steuer vorbeigeschleust", titelt L'Echo. Und bei De Standaard heißt es: "Geschäftsführer von UBS Belgien unter Verdacht".
Die belgische Justiz ermittelt gegen die Schweizer Großbank UBS. Das Finanzinstitut soll vermögenden Kunden geholfen haben, Steuern zu hinterziehen über Schwarzkonten in der Schweiz. Es ist die Rede von mehreren Milliarden Euro, bemerkt L'Echo. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft ermittelt seit drei Monaten und beruft sich unter anderem auf Anschuldigungen von ehemaligen Mitarbeitern der Schweizer Bank. Der Geschäftsführer von UBS Belgien, Marcel Brühwiler, ist gestern stundenlang verhört worden. Ihm werden Geldwäsche, schwere Steuerhinterziehung und die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
"Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt"
La Libre Belgique schreibt: In den USA ist die UBS bereits wegen ähnlicher Machenschaften zu schweren Geldstrafen verurteilt worden. Es ist ein bisschen so, als würde die kriminelle Vergangenheit die Großbank heute einholen. Eine Vergangenheit, in der alles erlaubt zu sein schien. Doch die Welt hat sich verändert. Steuerbetrug wird heute international bekämpft. Was zurzeit mit UBS passiert, sollte allen Banken und Bürgern dieser Welt Angst machen, die noch immer nicht begriffen haben, dass Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt ist, meint die Zeitung.
N-VA unter "komischen Vögeln"
Alle Blätter kommen auf die umstrittene Entscheidung der N-VA zurück, sich im Europaparlament der Fraktion der Konservativen, ECR, anzuschließen. Mit der Wahl erteilen die flämischen Nationalisten in erster Linie Guy Verhofstadt eine klare Abfuhr.
Sie strecken ihm den Mittelfinger aus, meint Het Laatste Nieuws. Verhofstadt hatte sich ja in den letzten Tagen darum bemüht, die N-VA an Land zu ziehen, um aus den Liberalen die drittstärkste Fraktion im Europäischen Parlament zu machen. Doch die Abneigung der N-VA gegenüber Verhofstadt und seiner OpenVLD ist so groß, dass beide Parteien kaum dieselbe Fraktionsbank hätten teilen können, findet De Morgen.
Trotzdem ist die Entscheidung von Bart De Wevers Partei erstaunlich, meint Het Belang Van Limburg. In der ultrakonservativen ECR sitzen einige "komische Vögel". Etwa die euroskeptische Partei des britischen Premierministers David Cameron, die rechtsextreme Finnen-Partei oder die polnische Partei für Recht und Gerechtigkeit, die offen Homosexuelle angreift. Die Waagschale der ECR-Fraktion neigt sich gefährlich in Richtung der extremistischen Parteien, meint das Blatt.
Auch Gazet Van Antwerpen warnt: Die N-VA wird noch öfter in Erklärungsnot geraten. Auch was die föderale Regierungsbildung angeht, hat sich De Wever damit keinen Gefallen getan. Das bisschen Vertrauen, das er in den letzten Wochen mühsam aufgebaut hat, droht er mit dieser Aktion zu verspielen, analysiert ebenfalls De Standaard. Wegen eines Autounfalls kam De Wever gestern verspätet zur Eidesleistung im Föderalen Parlament. Das dürfte nicht der letzte Zusammenstoß von Bart De Wever gewesen sein, ist Gazet Van Antwerpen überzeugt.
Le Soir findet: Nicht nur die N-VA hat einen kapitalen Fehler begangen. Auch Guy Verhofstadt. Er hätte den Nationalisten nicht das Angebot unterbreiten dürfen, seiner liberalen Fraktion beizutreten. Verhofstadt steht für ein modernes, föderales Europa der Zusammenarbeit - meilenweit von den N-VA-Vorstellungen entfernt, meint die Zeitung. Het Laatste Nieuws schreibt abschließend: Verhofstadts Enttäuschung ist zwar nachvollziehbar, in dieser Sache verdient er aber kein Mitleid.
"Camping Flodders"
La Dernière Heure berichtet von den Schwierigkeiten im Devillage, dem offiziellen Campingplatz der belgischen Fans bei der Fußball-WM in Rio de Janeiro. "Das alles hier erinnert mehr an ein Flüchtlingslager als an einen Campingplatz", erklärt ein aufgebrachter Fan der Roten Teufel.
"Camping Flodders", hat Het Belang Van Limburg die Zeltstadt inzwischen umgetauft. Unter anderem sind viel zu wenig Sanitäranlagen vorhanden, die Strominstallation sei lebensgefährlich und die Sicherheit der 500 Belgier vor Ort nicht gewährleistet. Fast alle Camper fordern jetzt von den niederländischen Veranstaltern ihr Geld zurück.
Viel Geld und Stromae vor USA-Durchbruch
Het Laatste Nieuws meldet, dass der Tresor-Räuber von Zedelgem gefasst ist. Die Spur zu dem Serben führte nach Deutschland, wo er jetzt festgenommen werden konnte. Der Verdächtige soll im April vergangenen Jahres einen Safe mit rund einer Million Euro in einer Firma in Westflandern gestohlen haben. Der Fall sorgte damals für Schlagzeilen, weil sich bei der Flucht der Tresor in der Ortschaft Zedelgem öffnete. Dutzende Bewohner der Kleinstadt sollen daraufhin die Geldscheine aufgesammelt und entwendet haben.
De Standaard und L'Echo befassen sich mit dem USA-Debüt des Brüsseler Sängers Stromae. Heute Abend gibt er in New York sein erstes Konzert in Amerika. Der Auftritt ist seit Wochen ausverkauft und wird mit Spannung erwartet. Obwohl er auf Französisch singt, zeigen die Amerikaner viel Interesse für den belgischen Künstler. Das letzte Mal, dass ein französischsprachiger Titel in den USA auf Platz eins der Charts stand, war 1963 mit dem Hit "Dominique" der belgischen Ordensschwester Sœur Sourire. Vielleicht schafft es der Belgier Stromae ja auch an die Spitze der Billboard-Charts, orakeln die Zeitungen.
Bild: Jonas Roosens (belga)