"Spanisches Drama", titelt Gazet Van Antwerpen. "Als erster nach Hause", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Die spanische Nationalmannschaft, "La Roja", wie der Spanier sagt, ist bei der WM in Brasilien ausgeschieden. Der amtierende Weltmeister verlor auch sein zweites Gruppenspiel gegen Chile, nachdem man ja schon gegen Holland unter die Räder gekommen war. "Spanien gibt jetzt schon seine Krone zurück", schreibt Le Soir.
La Dernière Heure bezieht sich noch direkter auf den Thronwechsel in Spanien: "Auch La Roja hat abgedankt", so die Schlagzeile auf Seite eins.
… Und dann stand das Land still
Viele Zeitungen kommen auch nochmal auf das Spiel der Roten Teufel vom vergangenen Dienstag zurück. Auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws prangt eine Zahl: 4.149.545. Fast 4,2 Millionen Belgier haben den Sieg der Nationalmannschaft mitverfolgt. Über zwei Millionen in Flandern, 1,5 Millionen in der Wallonie und nochmal eine halbe Million beim Public Viewing.
Het Nieuwsblad bringt Fotos, die den Hype illustrieren: Dienstag, 18:30 Uhr, Brüsseler Ring: zwei, drei Autos, freie Fahrt. Dort, also, wo normalerweise um diese Uhrzeit an Werktagen immer eine Blechlawine allenfalls im Schritttempo vorankommt. Während des Spiels der Roten Teufel gab es in Flandern nur zehn Kilometer Stau. Das Resümee der Zeitung: "Und dann stand das Land plötzlich still".
Le Soir kommt in seinem Leitartikel noch einmal auf die WM-Begeisterung im Land zurück: Wer glaubt, dass die Belgien-Hysterie in irgendeiner Weise politische Schlussfolgerungen zulässt, der irrt sich. Alle schwarz-gelb-roten Fähnchen dieser Welt werden den Graben zwischen dem Norden und dem Süden des Landes nicht mit einem Mal zuschaufeln. Und auch die Probleme des Landes werden nach der WM immer noch dieselben sein. Das soll aber die Freude nicht schmälern. Der Sieg der Roten Teufel war ein kurzer Glücksmoment. Das ist ein hohes Gut: Wir alle hatten zusammen in ein und demselben Augenblick die Möglichkeit, alles um uns herum zu vergessen. Nicht mehr und nicht weniger, aber das ist schon sehr viel.
Reichere Reiche
Ganz anderes Thema auf Seite eins von De Standaard und Le Soir: "287.000 Haushalte sind Millionäre", so die Schlagzeile. Das heißt: Eine von 16 belgischen Familien verfügt über mehr als eine Million Euro an Bargeld, Anlagen, Immobilien und sonstigen Besitz. Die Zahlen stammen aus einer Studie, die zwei Forscher der Universität Antwerpen jetzt vorgestellt haben.
Auch Het Nieuwsblad und La Libre Belgique haben sich die Studie angeschaut, stellen aber andere Zahlen in den Vordergrund. "12.000 neue Millionäre in Belgien", titelt Het Nieuwsblad. Dies entspricht einer Steigerung von 14 Prozent. La Libre Belgique geht der Frage nach, "warum es in Belgien immer mehr Millionäre gibt". Mögliche Antworten sind offenbar das gute Börsenjahr und die stabilen Immobilienpreise.
De Standaard plädiert in seinem Leitartikel in diesem Zusammenhang für ein Vermögenskataster. Jeder muss doch einsehen, dass die Steuer auf Arbeit zu hoch sind. Und angesichts der enormen Herausforderungen - Stichwort Haushaltssanierung, Stichwort Pensionen - braucht der Staat neue, alternative Einkommensquellen. An einer gleich wie gearteten Vermögenssteuer führt kein Weg vorbei. Und da ist es auch im Interesse der Gutbetuchten, ihre Vermögensverhältnisse über ein Register offen zu legen. Ansonsten läuft man Gefahr, dass die Steuern unverhältnismäßig oder schlecht auf die Realität abgestimmt sind.
Putsch-Gelüste bei der SP.A
Im Mittelpunkt der Leitartikel in der flämischen Presse steht das Rumoren innerhalb der SP.A. Die flämischen Sozialisten haben ihr Wahlergebnis vom 25. Mai schlecht verdaut. Die SP.A fuhr ein historisch schwaches Ergebnis ein. Zwei SP.A-Kammerabgeordneten haben in dieser Woche in einem Presseinterview harsche Kritik an der Parteiführung um den Vorsitzenden Bruno Tobback geübt. Gazet Van Antwerpen spricht von einem Frontalangriff auf die Parteispitze. Bei den Sozialisten schlägt offensichtlich die Stunde der Abrechnung.
"Für Bruno Tobback heißt es jetzt: Biegen oder Brechen", stellt auch De Morgen fest. Der Parteichef steht unter erheblichem Druck. Seine Partei sehnt sich nach Leuten vom Format eines Van Miert oder Tobback, Louis wohl gemerkt, der Vater des derzeitigen Chefs. Denn eigentlich hätte es ein Wahlkampf ganz nach dem Geschmack der Sozialisten sein müssen. Es ging schließlich um sozialwirtschaftliche Themen, Arbeitslosenunterstützung, Pensionen, soziale Sicherheit. Das ist doch das Kerngeschäft der Sozialisten. Hinzu kommt: Das linke Spektrum hat zusammen genommen mehr Stimmen bekommen; die gingen allerdings an Groen und die PVDA. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Nacht der langen Messer ansteht.
Het Belang Van Limburg ist der Ansicht, dass die sozialistischen Thesen an sich in Flandern im Augenblick nicht zu verkaufen sind. Jeder spürt doch, dass die soziale Sicherheit unter Druck steht, dass es dringend struktureller Reformen insbesondere im Rentensystem bedarf. Die Sozialisten wollen davon nichts wissen. Und das grenzt an Negationismus.
Numero Zero
"Die N- VA gibt Verhofstadt einen Korb", schreibt unter anderem De Standaard auf Seite eins. Im Europaparlament schließt sich die Partei von Bart De Wever der Fraktion der Konservativen an. Dabei hatte auch die Liberale Fraktion um Altpremier Verhofstadt um die vier N- VA-Abgeordneten gebuhlt.
La Libre Belgique kann das immer noch nicht nachvollziehen. Wir haben Verhofstadt immer fast schon bewundert, gibt der Leitartikler zu. Dass sich dieser Mann aber vor der N- VA in den Staub geworfen hat, lässt seinen Stern verblassen. Ausgerechnet vor den Leuten, gegen deren Ideen Verhofstadt bis noch vor kurzem gewettert hat. Verhofstadt ist nicht mehr Numero Uno sondern Numero Zero.
Rauchfreie Tribünen
"Spitzenclubs verbannen die Zigarette aus dem Stadion", titelt Het Laatste Nieuws. Club Brügge hat jetzt den Anfang gemacht und ein allgemeines Rauchverbot eingeführt; der RSC Anderlecht will anscheinend ebenfalls rauchfreie Tribünen.
Het Nieuwsblad kann die Maßnahme nur unterstützen. Gerade in Sportarenen liegt ein Rauchverbot doch in der Natur der Sache. Frei nach dem lateinischen Motto, das sich auch der FC Brügge an die Fahne heftet: "Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper". Rauchen in Gegenwart von Nicht-Rauchern, das ist schlicht und einfach asozial.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)