Der Chef von Delhaize Belgien, Denis Knoops, hat am Samstag in einem Delhaize-Supermarkt in La Louvière versucht, den dortigen Mitarbeitern die Umstrukturierung zu erklären. 2.500 Arbeitsplätze sollen in Belgien abgebaut werden.
Schockierend, bewertet La Libre Belgique die Rede von Knoops und führt aus: Seine Absicht war sicher gut. Er wollte die Mitarbeiter treffen, die von dem Stellenabbau betroffen sein werden. Aber seine Äußerungen waren katastrophal. Er hat mit der Schließung des Supermarktes gedroht, diejenigen Mitarbeiter verbal angegriffen, die ihre Arbeit wieder aufgenommen haben und damit einen echten Dialog verhindert. Es ist verständlich, dass die Betroffenen und ihre Gewerkschaften empört reagiert haben. Die Direktion von Delhaize wäre gut beraten, ihre Strategie zu ändern, meint La Libre Belgique.
Eine Kultfigur für die N-VA
Het Laatste Nieuws schreibt zu der Meldung, dass der bekannte flämische Nachrichtensprecher der VRT, Jan Becaus, Senator für die N-VA wird: "Das ist ein Donnerschlag. Jan Becaus im Senat. Jan Becaus für die N-VA." Die Frage ist, welche Überraschung die größere ist. Klar: Jan Becaus kann machen, was er will. Er hat sich aus dem Fernsehen zurückgezogen und er ist nicht der einzige, der als Rentner eine neue Tätigkeit beginnt. Doch was ihn dazu bewogen hat, bleibt schleierhaft.
Als Journalist - und Becaus war ein guter Journalist - hat man seine eigene Meinung. Als Senator wird Becaus die Meinung einer Partei vertreten. Sicher ist, dass der N-VA mit der Vereinnahmung des beliebten Journalisten ein Coup gelungen ist. Sie etabliert sich damit noch mehr als wahre Volkspartei in Flandern, so Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad schreibt zum gleichen Thema: Der Mann, der für uns noch neutraler als die Schweiz zu sein schien, macht nun Politik. Und das auch noch für die N-VA. Wir hoffen, dass Becaus weiß, worauf er sich einlässt. Denn seine Berufung sagt viel über den Machtmenschen Bart De Wever aus. De Wever hat seine Entscheidung alleine getroffen. Den Parteirat der N-VA hat er nicht informiert und jetzt ist der Parteirat sauer auf De Wever. Dem wird das egal sein, denn er ist allmächtig in der Partei, und es ist nicht absehbar, dass sich daran so schnell etwas ändert. Einem großen Teil der Flamen gefällt das nicht. In ihren Augen hat Becaus den Status einer Kultfigur verloren, meint Het Nieuwsblad.
Irak: Auch Europa ist gefordert
De Morgen kommentiert zur gestrigen Meldung, dass die sunnitischen Rebellen im Irak gefangene Soldaten hingerichtet haben: Der Konflikt ist ein Kampf der Sunniten gegen die Schiiten. Er ist äußerst brutal und der Westen muss sich die Frage stellen, wie er am besten darauf reagiert. Eine Militäraktion der USA scheint unausweichlich, aber ob das reichen wird, ist fraglich. Bodentruppen dagegen will Obama nicht senden. Und Europa? In den Reihen der Terroristen kämpfen rund 2.000 Bürger aus der EU. Gegen sie endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, das muss jetzt Aufgabe unserer Politiker sein. Mit irgendwelchen Task Forces, die vor allem schwammige Entscheidungen treffen, ist es nicht getan, findet De Morgen.
Großbritannien und das Problem EU
Le Soir macht sich Gedanken zur Rolle von Großbritannien in der EU: Dass der britische Premier David Cameron Jean-Claude Juncker nicht als neuen Kommissionspräsidenten akzeptieren will, ist nur Ausdruck eines tiefer liegenden Problems. Die britischen Politiker und Eliten haben ihrem Volk nie richtig erklärt, dass die EU nicht nur eine Wirtschafts- sondern vor allem eine politische Union sein soll. Das rächt sich jetzt.
Denn das Volk will diese politische Union nicht und wählt jetzt lieber eine Partei, die sich klar gegen diese Union ausspricht. Camerons Nein zu Juncker ist ein Versuch, diese Wähler wieder für sich zu gewinnen. Damit fährt er einen wenig eindeutigen Kurs zwischen Unterstützung und Ablehnung der EU. Die 27 anderen EU-Staats- und Regierungschefs haben ein Interesse daran, seinen Forderungen nicht nachzugehen.
Zwerge gegen Riesen
L'Avenir kommentiert die Fußballweltmeisterschaft: Zwei Überraschungen hat es bislang gegeben: Die 5:1-Klatsche für den Weltmeister Spanien durch die Niederlande, den 3:1-Sieg von Costa Rica gegen Uruguay. Spanien hat die Schmach mit Würde getragen, Uruguay dagegen aggressiv reagiert und am Ende des Spiels für die erste Rote Karte des Turniers gesorgt.
Doch Zwerge, die die Riesen fällen, sind das Salz in der Suppe einer WM. Wenn immer nur die Favoriten gewinnen würden, warum sollte man dann überhaupt noch Weltmeisterschaften ausrichten?, fragt L'Avenir.
Archivbild: Kristof Van Accom (belga)