Im Einzelnen.
L'Echo schreibt zu den Plänen der Supermarktkette Delhaize, 2.500 Arbeitsplätze zu streichen und 14 Filialen abzustoßen: Delhaize befindet sich im klassischen Dilemma eines Familienunternehmens. Wenn sich ein solches Unternehmen dazu entschließt, auf Wachstum zu setzen und international tätig zu werden, muss die Familienstruktur meist aufgebrochen werden. Private Investoren kommen dazu. Dann heißt es, zwischen den Interessen dieser privaten Investoren, die meistens schnell Profit sehen wollen und den Interessen der Familien, die langfristige Ziele verfolgen, die richtige Balance zu finden. Viele belgische Unternehmen haben das geschafft. Zum Beispiel Solvay, Bekaert, oder der Brauriese AB InBev. Bei Delhaize hat es nicht geklappt. Die Folgen treten jetzt offen zu Tage, so L'Echo.
Alarmierendes Signal
Das GrenzEcho schreibt zum gleichen Thema: Es heißt, die Lohnkosten seien zu hoch - auch in Eupen, wo einige Angestellte seit Jahrzehnten zum Team gehören und das Geschäft wie ihre Westentaschen kennen. Wenn man sich also jahrelang für ein Unternehmen einsetzt, im Schichtdienst gearbeitet, und mehrere Abteilungen durchlaufen hat, ist man nicht mehr der Vorzeigemitarbeiter, der sich in der Bäckereiabteilung genauso gut auskennt wie im Gemüse. Nein, man ist schlichtweg zu teuer und soll wegrationalisiert werden. Oder sich mit einem Arbeitsvertrag in einem Franchise-Supermarkt zufrieden geben - Gehaltsverlust inklusive. Das Signal, das die Wirtschaft hier entsendet, ist alarmierend, findet das GrenzEcho.
Lächerliches Spektakel
L'Avenir schreibt zu der Tatsache, dass es drei Tage gedauert hat bis die neugewählten Abgeordneten des Wallonischen Parlaments nach heftigen Diskussionen um eine Neuauszählung der Wahlergebnisse in Charleroi am Freitag vereidigt wurden: Es ist wenig glorreich, was sich da drei Tage lang abgespielt hat, und dieses Spektakel hilft sicher nicht, vor allem enttäuschte Bürger mit der Politik zu versöhnen. Woran lag es? Zunächst an dem System, wie das Wahlergebnis überprüft wird. Es ist einfach nur lächerlich, dass das Wallonische Parlament selbst die einzige Instanz ist, die über die Gültigkeit des Wahlergebnisses entscheidet. Diejenigen, die entscheiden, sind selbst der Gegenstand der Entscheidung. Die Abgeordneten sind Kläger und Richter in einem. Der Europäische Gerichtshof hat dies übrigens schon einmal beklagt. Man darf davon ausgehen, dass uns dieses Thema die nächsten Wochen noch beschäftigen wird, glaubt L'Avenir.
La Libre Belgique empfiehlt: Wir sollten uns Deutschland zum Vorbild nehmen. Wenn es dort um die Anfechtung von Wahlergebnissen geht, ist es das Verfassungsgericht, das darüber entscheidet. Auch wir sollten unseren Abgeordneten die Freude nehmen, ihren Wahlsieg selbst bestätigen zu können. Tun wir das nicht, wird der Wähler weiter den Glauben in die Politik verlieren, meint La Libre Belgique.
Elio Di Rupo schon Ex-Premier
Het Laatste Nieuws schreibt zum Stand der Dinge bei der Suche nach einer neuen Föderalregierung: Offiziell ist Elio Di Rupo noch Premierminister aber eigentlich ist er schon ein Ex-Premier. So sehen das die frankophonen Liberalen sowie die flämischen Nationalisten, Christdemokraten und Liberalen. In ihren Augen hat Di Rupo seine Aura als Staatsmann verloren. Und das in dem Augenblick, als er vorschnell die Koalition zwischen PS und CDH auf wallonischer Ebene verkündet und gleichzeitig die MR in Brüssel ausgebootet hat. Das politische Geschick, das es ihm ermöglichte, 2011 endlich eine Föderalregierung zu Stande zu bringen, ist Di Rupo vollkommen abhandengekommen, so Het Laatste Nieuws.
Der Alptraum im Irak
De Morgen kommentiert zur Situation im Irak: Während die ganze Welt auf die Dribbelkünste eines Neymars oder Iniestas schaut, wird im Irak die Landkarte neu gestaltet. Und zwar auf brutale Art durch die gewalttätigen Extremisten der islamistischen Gruppierung ISIS. Sie wollen ein Kalifat errichten, das sich über Teile von Syrien und des Iraks erstreckt. Es wäre ein Schurkenstaat im wahrsten Sinne des Wortes. Denn diese Moslem-Terroristen machen Barbarei zum Gesetz, treten Frauenrechte mit Füßen und dulden keinen Widerspruch. Das alles ist die Folge der katastrophalen Intervention der Vereinigten Staaten im Irak. Dieser Krieg hat die Region in ein Chaos gestürzt, das bis jetzt geblieben ist. Der perfekte Nährboden für ISIS und Co. Ein Alptraum, findet De Morgen.
Frauen an die Macht
Le Soir schreibt zu dem Ergebnis einer Londoner Konferenz, auf der sexuelle Vergehen gegen Frauen in Folge von Kriegen als Kapitalverbrechen bewertet wurden: Dieser Beschluss ist gut, aber man muss den eingeschlagenen Weg jetzt auch weitergehen. Man muss Antwort finden auf die Fragen: Wie kann man den Opfern helfen? Wie kann man Gesellschaften verändern, in denen solche Verbrechen begangen wurden? Wie kann man grundsätzlich Frauen bei Kriegen schützen? Bei all dem werden Versprechen aus dem Mund von Männern nicht reichen. Frauen müssen an die Macht und lernen, sich zu verteidigen und für ihre Rechte zu kämpfen, schreibt Le Soir.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)