"Brasiiiiil", titelt euphorisch Het Nieuwsblad. "Brasilien, wir kommen", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Auf der Suche nach Ruhm in Rio", schreibt De Standaard auf Seite eins.
Die Fußballnationalmannschaft ist gestern nach Brasilien abgeflogen. "Endlich in Brasilien", so denn auch die Titelzeile von L'Avenir. Auf der Reise zum Zuckerhut haben die Spieler auch eine Reihe von Selfies gemacht.
Ein Foto aus dem Handy von Kapitän Vincent Kompany ist heute auf vielen Titelseiten zu sehen. Neben ihm zu erkennen sind unter anderem Romelu Lukaku und Kevin De Bruyne.
679 Paar Socken im Bermuda-Dreieck
La Dernière Heure bringt die "verrückten Zahlen der Teufel": Mit an Bord sind: 2.000 Trikots, 1.000 Shorts und 679 Paar Socken. Die Stimmung unter den Roten Teufeln ist offenbar prächtig. Doch gibt es auch vereinzelt warnende Stimmen. "Die Belgier sind auf Wolke sieben, aber wir sind nicht realistisch genug", meint der Ex-Nationaltrainer Robert Waseige in De Standaard. Er sieht die Schwäche der Roten Teufel in der Abwehr.
De Morgen bezeichnet die ganze Euphorie um die Roten Teufel nur noch als den "milden Wahnsinn". Man konnte via Internet sogar die Flugroute der Nationalmannschaft nach Brasilien mitverfolgen. Da kann man noch froh sein, dass die Jungs nicht durch das Bermuda-Dreieck fliegen mussten.
Das Marketing um die Nationalmannschaft ist jedenfalls beispiellos. Und zugegeben: Diesmal hat der Fußballbund die Sache auch professionell angepackt. Selten waren die Erwartungen so hoch gesteckt. Und selten dürfte der Kater am Ende wohl größer gewesen sein, wenn unsere Helden in Brasilien womöglich nicht mal die Vorrunde überstehen. Naja, für wenigstens drei Spiele wird buchstäblich das halbe Land hinter den Roten Teufeln stehen. Und mehr muss ja auch gar nicht.
Die Stunde des "Monsieur Oui"?
Einmal mehr steht heute aber auch die Innenpolitik im Vordergrund. "De Wever setzt seine Mission fort", titelt etwa Le Soir. Der König hat die Sondierungsmission von Bart De Wever doch noch einmal verlängert. De Wever will nach wie vor eine Mitte-Rechts-Koalition schmieden; im Idealfall braucht er dafür die cdH auf frankophoner Seite.
"De Wever bekommt eine weitere Woche, um die cdH zu überzeugen", schreibt denn auch Het Belang van Limburg. Folgt auf Madame "Non" jetzt Monsieur "Oui"?, fragt sich De Morgen und denkt dabei an den neuen cdH-Vorsitzenden Benoît Lutgen.
In der Zwischenzeit träumt einer schon davon, der neue Premierminister zu werden: "Die CD&V setzt alles auf Kris Peeters", schreibt Het Laatste Nieuws, fügt aber gleich hinzu: "Allerdings hält Lutgen die Schlüssel in den Händen".
Alles wartet auf die cdH, stellt Het Belang Van Limburg in seinem Leitartikel fest. De Wever konzentriert sich auf die Zentrumshumanisten, auch, weil er die flämischen Liberalen OpenVLD nicht mitnehmen will. Man darf aber annehmen, dass er die Vergangenheit kennt. 2007, als man schon einmal versucht hat, die Sozialisten in die Opposition zu verfrachten, war auch schon die cdH mit von der Partie. Und Jöelle Milquet hatte es am Ende dann doch geschafft, die PS zum Verhandlungstisch zu lotsen.
Danebengelegen…
Einige Leitartikler müssen derweil offen zugeben, dass sie mit ihren Analysen und Prognosen ziemlich daneben gelegen haben. Wir haben uns verschätzt, schreibt etwa La Libre Belgique in aller Demut. Wir haben ganz klar damit gerechnet, dass die Dreier-Koalition aus Sozialisten, Christdemokraten und Liberalen nach ein paar Showeinlagen schnell weiter machen würde.
Jetzt kursieren plötzlich ganz andere Modelle. Was nicht heißt, dass De Wever seinen Traum einer Mitte-Rechts-Koalition auch verwirklichen kann. Zwar hat er sich bislang offensichtlich noch sehr geschickt gezeigt; so manchen erinnert er sogar an Jean-Luc Dehaene. Bis jetzt allerdings hat man auch noch nicht wirklich über Inhalte gesprochen.
Auch L'Echo wird von Selbstzweifeln geplagt. Und wenn es Bart De Wever am Ende doch schafft? Es ist tatsächlich nicht mehr auszuschließen, dass der N-VA-Chef doch eine Mitte-Rechts-Koalition auf die Beine gestellt bekommt. Das hätte übrigens einen entscheiden Vorteil: Im Gegensatz zu einer Dreier-Konstellation wäre ein Mitte-Rechts-Bündnis ideologisch klarer ausgerichtet. Angesichts der großen Herausforderungen und Reformen, die da warten, wäre eine klare Richtung wohl wünschenswerter.
Schlimm und schlimmer…
Einige Zeitungen wettern heute gegen das Chaos bei der konstituierenden Sitzung des wallonischen Regionalparlaments. Weil einige Parteien aufgrund des Informatikfehlers die Wahlergebnisse anzweifeln, zog sich die Sitzung in die Länge. Man verstrickte sich in eine Prozeduren-Schlacht.
Was für ein Fiasko, donnert Le Soir. Das Wallonische Parlament hat einmal mehr den Beweis erbracht, dass es in puncto Qualität der Debatten einfach keine normale Flughöhe erreichen kann. Stattdessen wurde eine Provinzposse zum Besten gegeben. Und das ausgerechnet in dem Moment, wo erstmals alle regionalen Fernsehsender die erste Sitzung der neuen Legislaturperiode live übertragen haben. Da kann man nur sagen: Es ist schon schlimm, aber es kann nur schlimmer kommen.
L'Avenir stellt seinerseits noch einmal den Grund allen Übels in den Vordergrund: Dieser vermaledeite Informatikfehler! Ob der nun die Wahlergebnisse verfälscht hat oder nicht, wer kann das schon sagen? Es reicht der Verdacht. Dem Ganzen wurde gestern in Wallonischen Parlament allenfalls noch die Krone aufgesetzt. Ein weiterer Kratzer im Image der Demokratie, beklagt L'Avenir.
Auch für De Standaard ist die Demokratie aus den letzten Wahlen nicht unbedingt gestärkt hervorgegangen. Erstmal auf EU-Ebene: Die fünf großen Fraktionen hatten Spitzenkandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten ins Rennen geschickt. Damit verbunden das Versprechen, dass der Kandidat der größten Partei dann auch den Posten bekommt. Das wäre also Jean-Claude Juncker, doch werden dessen Chancen mit jedem Tag kleiner.
Auch in Belgien muss der Wählerwille inzwischen schon vermeintlich höheren Interessen weichen. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft etwa ist mit der CSP die stärkste Partei in der Opposition gelandet. Die anderen bildeten eine Koalition, und der Sozialist Lambertz musste darin dem Regionalisten Oliver Paasch den Vortritt lassen.
D-Day
"D-Day bei Delhaize", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws und De Morgen. Delhaize Belgien wird wohl heute einen Umstrukturierungsplan bekannt geben. Es läuft nicht so gut für die Supermarktkette. "Delhaize wird wohl den Gürtel enger schnallen", schreibt La Libre Belgique. "1.000 Arbeitnehmer müssen um ihren Job bangen", warnt L'Echo auf Seite eins. Gazet Van Antwerpen ist drastischer: "Die 16.000 Delhaize-Mitarbeiter befürchten ein soziales Blutbad".
rop - Bild: Bruno Fahy (Belga)