"De Wever drückt aufs Tempo bei Mitte-Rechts", titelt De Standaard auf Seite eins. Heute legt Informator Bart De Wever dem König seinen Bericht über die Zusammensetzung der kommenden Föderalregierung vor. Laut De Standaard steht eine Koalition zwischen N-VA, CD&V und MR wohl schon fest. Wer noch dazu komme, die frankophonen Humanisten von der cdH oder die flämischen Liberalen von der OpenVLD, das bleibe noch die große Frage.
La Libre Belgique kommentiert: Noch ist auf föderaler Ebene nichts entschieden. Was jetzt so klar scheint, kann morgen schon wieder anders aussehen. Deshalb ist es gut, dass man in den Regionen nicht auf die föderale Entscheidung gewartet hat. In den Regionen hat man mit der Arbeit bereits begonnen.
In der Wallonie, Brüssel, Flandern und der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist man schon dabei, die neuen Kompetenzen zu maximieren, um den Grundstein für den künftigen Aufschwung unseres Landes zu legen, freut sich La Libre Belgique.
Steuerreform zentral
Etwas anders sieht das L'Echo: Der entscheidende Impuls für Belgiens Zukunft muss von der Föderalregierung kommen. Denn zwar hat das Land die Krise vielleicht schon überwunden, doch um uns dauerhaft gegen neue Krisen zu schützen, braucht es eine grundlegende Reform, nämlich eine Steuerreform.
Eine tiefgreifende, mutige und intelligente Steuerreform muss als wichtigster Punkt in dem Regierungsabkommen auf föderaler Ebene stehen, meint die Wirtschaftszeitung L'Echo.
L'Avenir macht sich Gedanken zu den beiden frankophonen Parteien, die zurzeit als mögliche Mitglieder der Regierung gehandelt werden. Bei der liberalen MR ist die Sache klar: Sie ist enttäuscht, sie fühlt sich betrogen. Sie hatte sich als Wahlsieger in der Wallonie gesehen und sitzt dort nun wieder in der Opposition.
Jetzt mit Bart De Wever zusammenzuarbeiten, entfacht zwar keine Begeisterung, wird aber als notwendig angesehen. Bei der cdH ist das anders. Sie scheint zurzeit alles mitzunehmen, was geht. Bei allen Koalitionsverhandlungen ist sie dabei. Sie wird dadurch zum eigentlichen Sieger der Wahlen. Noch, so L'Avenir.
"Pakt mit dem flämischen Teufel"
Mit MR und cdH beschäftigt sich auch Het Laatste Nieuws: Der Wandel ist schon bemerkenswert. Noch vor den Wahlen haben die Parteivorsitzenden von MR und cdH die N-VA als rassistisch bezeichnet. Eine Zusammenarbeit mit ihr wurde ausgeschlossen.
Sprich: Vor den Wahlen gab es keinen frankophonen Partner für die N-VA. Jetzt gibt es gleich zwei Parteien, die sich auf einen Pakt mit dem flämischen Teufel einlassen wollen, stellt Het Laatste Nieuws fest.
Het Nieuwsblad schreibt: So wie es aussieht, wird Belgien das erste Mal seit 25 Jahren eine Föderalregierung ohne die frankophonen Sozialisten bekommen. Die Situation ist ähnlich wie 2007. Damals wollte Yves Leterme das Gleiche probieren, also eine Regierung ohne PS.
Doch damals lag eine Staatsreform auf den Tisch, die man ohne PS letztlich nicht machen wollte. Außerdem war die cdH damals viel enger an die PS gebunden als heute. Die Chancen, dass es diesmal tatsächlich zu einer Regierung ohne PS kommt, stehen besser als damals, so Het Nieuwsblad.
De Morgen ist davon sogar überzeugt: Nach so vielen Jahren an der Macht scheint sich die PS dazu entschieden zu haben, auf föderaler Ebene in die Opposition zu gehen. Basis dafür wird ihr Regieren in der Wallonie sein. Dass so etwas gut funktioniert, hat Bart De Wever mit seiner N-VA in den vergangenen Jahren vorgemacht. Mit dieser Entscheidung der PS ist der Weg frei für einen Rechtsruck auf föderaler Ebene, ist sich De Morgen sicher.
Le Pen sorgt für Schlagzeilen
Le Soir kommentiert die Folgen der verbalen Entgleisung von Jean-Marie Le Pen, Gründer des rechtspopulistischen Front National in Frankreich. Er hatte am Wochenende sinngemäß gesagt, dass man Künstler, die den Front National kritisieren, in Verbrennungsöfen stecken sollte. Marine Le Pen, so Le Soir, hat sich sofort von ihrem Vater distanziert.
Damit will sie den Bruch mit der antisemitischen Vergangenheit des Front National dokumentieren und ihn wählbar für noch mehr Gesellschaftsgruppen machen. Aber lassen wir uns nicht blenden: Ihr Vater ist weiter Mitglied der Partei, gerade erst wieder ins Europäischen Parlament gewählt worden und auf Lebenszeit Ehrenpräsident des FN. Die Schatten der Vergangenheit wird Marine Le Pen so einfach nicht los, findet Le Soir.
Rote Teufel: Keiner will sich impfen lassen
Zum Abflug der Roten Teufel heute zur Fußball-WM in Brasilien schreibt Het Belang Van Limburg: Kompany und Co. haben sich vor ihrer Abreise gegen Polio und gegen Hepatitis A und B impfen lassen müssen.
Gegen das Fieber, das die Roten Teufel selbst bei uns ausgelöst haben, gibt es keinen Impfstoff. Den würde auch keiner wollen. Wir erwarten ein großes Fest. Ob es das auch wird, werden wir spätestens in 32 Tagen wissen, so Het Belang Van Limburg.
Bild: Benoît Dopagne (belga)