"G7 sucht nach Ausweg für Ukraine-Krise", titelt L'Echo. La Libre Belgique schreibt: "Putin ausgeladen, aber trotzdem das Hauptthema". "Schärfere Sanktionen, wenn Russland nicht einlenkt", fasst De Morgen den ersten Gipfeltag der G7 in Brüssel zusammen.
Die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der sieben führenden Wirtschaftsnationen sehen den russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine-Krise in der Bringschuld. Sie fordern unter anderem den Abzug der russischen Truppen und die Anerkennung des neu gewählten ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko durch Moskau. "Die EU, die USA, Kanada und Japan lassen die Muskeln spielen", meint Het Laatste Nieuws.
Russlands Präsident lässt sich davon aber nicht beeindrucken, glaubt Het Nieuwsblad. Genau 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs und 70 Jahre nach der Landung der Alliierten in der Normandie erinnern die westlichen Staaten an die Folgen blutiger Konflikte. Diese mahnenden Worte lassen Putin ebenfalls kalt. Mittlerweile dürfte jedem bewusst sein, dass er alles unternimmt, um die Ukraine weiter zu destabilisieren.
"Nie wieder Krieg"
Ähnlich sieht es L'Echo: Die Europäische Union ist aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs hervorgegangen, frei nach dem Motto: "Nie wieder Krieg". Allerdings sollte uns klar sein: Nichts ist für immer garantiert. Der blutige Konflikt spielt sich heute direkt vor den Toren der EU in der Ukraine ab. Da mutet es schon seltsam an, wenn morgen die Konfliktparteien gemeinsam in der Normandie des D-Days gedenken.
Für De Morgen ist dagegen ein Ende der Konfrontation in Sicht. Große europäische Länder wie Deutschland und Italien sind nämlich abhängig von russischem Gas. Und Russlands Wirtschaft hat das europäische Geld nötig. Außerdem ist man sowohl in Moskau als auch in Brüssel zu dem Schluss gekommen, dass ein neuer Kalter Krieg nur Verlierer hervorbringen würde. Wie auch immer wir zum russischen Vorgehen auf der Krim und in der Ost-Ukraine stehen, haben die europäischen Regierungschefs langfristig keine andere Wahl, als mit Putin zusammenzuarbeiten, findet De Morgen.
Kaffeekränzchen und Familienstreit im Palast
Nach seiner Landung in Melsbroek und vor dem Start des G7-Gipfels hat US-Präsident Obama dem König der Belgier im Brüsseler Palast einen Besuch abgestattet. "Barack Obama zum Kaffeekränzchen bei König Philippe", titelt Het Belang van Limburg und zeigt die beiden Staatsoberhäupter lächelnd beim gemeinsamen Fototermin. De Standaard fügt hinzu, dass das Treffen auf ausdrücklichen Wunsch von Obama stattgefunden hat.
Gazet van Antwerpen geht auf die familiären Probleme im Königshaus ein. Nach dem umstrittenen Fernsehinterview von Albert hat der neue Leiter seines Beraterstabs, Peter Degraer, um seine Versetzung zum Team von König Philippe gebeten. "Niemand will mehr für Albert arbeiten", titelt De Morgen.
De Standaard schreibt: "Im Palast geht es zu wie in der Fernsehserie Dallas". Gazet van Antwerpen empfiehlt süffisant: Statt den Konflikt öffentlich auszutragen, täten die von Sachsen-Coburg-Gothas besser daran, einen guten Familienpsychologen zu engagieren und ihre Differenzen privat aus dem Weg zu schaffen.
China: Proteste auch 25 Jahre später noch totgeschwiegen
La Libre Belgique erinnert an die blutige Niederschlagung der Massenproteste in China vor 25 Jahren. Noch immer ist unklar, wie viele Menschen getötet wurden, als die chinesische Führung ihre Panzer gegen die unbewaffneten Demonstranten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking rollen ließ.
Jegliche Erinnerung an die Ereignisse von damals ist in China strengstens untersagt. Seit den Vorkommnissen vom Juni 1989 haben sich drei Generalsekretäre an der Spitze der Kommunistischen Partei abgewechselt, aber keiner von ihnen hat bislang den Mut aufgebracht, das schwierige Erbe anzunehmen und den Toten vom Tian’anmen-Platz Gerechtigkeit widerfahren lassen. Stattdessen regiert Zensur und das Thema wird totgeschwiegen.
Bald Strom-Schiffe in Belgien?
De Standaard macht mit einer schlechten Neuigkeit für Electrabel-Kunden auf. Der Stromerzeuger wird seine Preise erhöhen. Grund sind höhere Strompreise bei den Großhändlern. Andere Anbieter könnten schon bald nachziehen. Le Soir berichtet, dass im kommenden Winter ein Blackout im belgischen Stromnetz nicht ausgeschlossen wird.
Hintergrund sind die unrentablen Gaskraftwerke, die immer häufiger geschlossen werden, die anhaltende Abschaltung der Problem-Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 sowie der geplante Atomausstieg ab dem kommenden Jahr. Zusammengenommen könnte das zu Versorgungsengpässen führen. Die Lösung könnten Schiffe einer türkischen Firma sein, auf denen Generatoren installiert sind und die nach Bedarf Strom produzieren können.
MP Paasch wehrt sich
Le Soir veröffentlicht ebenfalls ein Interview mit dem neuen ostbelgischen Ministerpräsidenten Oliver Paasch. Er wehrt sich darin gegen den Vorwurf, dass seine ProDG "ultraregionalistisch" sei. CDH-Präsident Benoît Lutgen hatte das kürzlich behauptet. Paasch erklärt, er vertrete in der Angelegenheit dieselbe Meinung wie die traditionellen Parteien in Ostbelgien und lädt Lutgen nach Eupen ein, um sich persönlich ein Bild der Lage zu machen.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)