"Adios, Juan Carlos", titelt Het Laatste Nieuws. "Platz für die jüngere Generation machen", meint La Libre Belgique. Und Het Nieuwsblad schreibt: "Einst der spanische Volksheld, 39 Jahre später nur noch der Skandal-König".
Spaniens König Juan Carlos hat gestern überraschend seine Abdankung angekündigt. Damit macht er den Weg frei für seinen Sohn Felipe.
Eine gute Entscheidung, findet La Libre Belgique. Denn das Ende seiner Regentschaft war wenig ruhmreich. Die Beliebtheitswerte des 76-jährigen Monarchen sind seit Monaten im Keller. Erst der Finanzskandal um seine Tochter Prinzessin Cristina und ihren Mann, dann die umstrittene Elefantenjagd in Botswana und dazu sein angeschlagener Gesundheitszustand.
Verdienste um die Demokratie in Spanien
Jedoch meint das Blatt: Wir sollten ein anderes Bild von Juan Carlos in Erinnerung behalten, nämlich seine Rolle bei der Rückkehr Spaniens zu demokratischen Werten. Ohne den König wäre der friedliche Übergang von der faschistischen Diktatur Francos Mitte der 1970er Jahre zum Spanien von heute nicht möglich gewesen. 1981 hat er außerdem einen rechten Militärputsch und damit eine Rückkehr der Diktatur verhindert. Es sind diese Bilder, die in die Geschichtsbücher eingehen sollten, meint La Libre Belgique, und nicht die Eskapaden. Ähnlich wie bei König Albert, der auch viel Gutes für Belgien geleistet hat und dessen Lebenswerk nicht wegen seiner jüngsten Ausrutscher geschmälert werden sollte.
L'Avenir bemerkt: Spaniens Königshaus steht unter großem Druck - das beweisen die Proteste gestern Abend in mehreren Städten des Landes. Dennoch ist das Blatt überzeugt, dass Felipe ein guter König werden kann. Der 46-Jährige ist charmant, dynamisch und bestens auf das Amt vorbereitet. Het Laatste Nieuws zieht sogar eine Parallele zu unserem König Philippe: Beide haben ein etwas langweiliges Image, beide mussten jahrelang auf den Thron warten und beide haben strahlende Ehefrauen an ihrer Seite.
Le Soir schreibt: In Europas Königshäusern weht ein frischer Wind. Nach den Niederlanden und Belgien macht jetzt auch das spanische Staatsoberhaupt Platz für den Nachfolger. Ausnahmen bilden, wie De Morgen erläutert, Großbritannien, wo Queen Elizabeth mit 88 Jahren weiter das Zepter in der Hand behält, Norwegen - König Harald ist 77 - und Dänemark mit der 74-jährigen Königin Margaretha.
De Wever: Stop or go?
"Bart De Wever macht wahrscheinlich als Informator weiter", titelt Het Belang van Limburg. Am späten Vormittag wird der N-VA-Chef bei König Philippe erwartet, um über den Verlauf seiner Sondierungsmission zu berichten. Wir wissen nichts über den aktuellen Stand der Gespräche, meint Gazet van Antwerpen. De Wever schweigt in diesen Tagen wie ein Grab. Wenn die N- VA in die Regierung will, dann muss sie vor allem auf die frankophonen Liberalen und Christdemokraten zugehen. Und diese wiederum müssen bereit sein, sich von der PS zu lösen.
Wie L'Echo auf Seite eins berichtet, plant die EU-Kommission zwar, das Defizitverfahren gegen Belgien einzustellen, aber die Behörde mahnt unser Land zu weiteren Strukturreformen. Dazu zählen eine Indexanpassung, weitere Sparmaßnahmen und ein gerechteres Steuersystem. Das spricht eher für ein Mitte-Rechts-Bündnis, meinen sowohl Le Soir als auch Gazet van Antwerpen. Egal wer an die Macht kommt, ein Zuckerschlecken wird das bestimmt nicht.
De Standaard findet: Wer auch immer künftig das Sagen haben wird, das föderale Kabinett und die Regierungen der Teilstaaten haben die Verantwortung, fünf Jahre lang zusammenzuarbeiten und eine kohärente Politik zu betreiben. In der kommenden, langen wahlfreien Periode bietet sich die Möglichkeit, das Land wieder auf gesunde Füße zu stellen. Diese einmalige Chance nicht zu nutzen, wäre unverzeihlich, urteilt De Standaard.
Obama wieder in Belgien
Het Nieuwsblad blickt auf den anstehenden Europabesuch von US- Präsident Barack Obama. Heute Abend wird er in Polen erwartet, morgen in Brüssel, wo er zunächst mit König Philippe zusammentrifft und anschließend am G7-Gipfel teilnimmt. Am Donnerstagabend reist Obama weiter nach Paris und in die Normandie zur Gedenkveranstaltung anlässlich des D-Days. Wie die Zeitung berichtet, sind die Sicherheitsvorkehrungen in Brüssel besonders hoch. Auch wird es zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder Kontrollen an Belgiens Grenzen geben.
Riesenfahnen
Wie verschiedene Zeitungen notieren, bricht in Belgien allmählich das WM-Fieber aus. Het Belang van Limburg berichtet über mehrere Fans der Roten Teufel, die ihre Häuser in überdimensionierte Belgienflaggen verpackt haben, so unter anderem geschehen in Hasselt. Insgesamt werden 4.000 belgische Anhänger während der Fußball-WM nach Brasilien reisen.
Gazet van Antwerpen meldet, dass die Polizei während des Turniers vermehrt Alkoholkontrollen in Belgien durchführen wird. Aufgepasst: Auch Radfahrer sollen zum Atemtest gebeten werden.
Bild: Borja/AFP