"Er ist gefasst", titelt Het Belang van Limburg. "Mehdi Nemmouche wollte Brüssel mit Feuer und Schwert verwüsten", schreiben L'Avenir und La Dernière Heure. "Behörden befürchten weitere Terroranschläge", bemerken fast gleichlautend Het Laatste Nieuws und De Standaard auf Seite eins.
Die Staatsanwaltschaften in Paris und Brüssel haben gestern zeitgleich einen Fahndungserfolg gemeldet: Bei einer Routine-Drogenkontrolle des französischen Zolls in Marseille ist der mutmaßliche Attentäter von Brüssel, der im Jüdischen Museum drei Menschen getötet und eine weitere Person schwer verletzt hatte, den Ermittlern ins Netz gegangen. Mehdi Nemmouche führte in seinem Gepäck die Tatwaffen und -kleidung mit sich. Außerdem fand die Polizei auf seinem Fotoapparat ein Bekennervideo.
Het Laatste Nieuws fragt: Warum verhält sich ein professioneller Mörder bei seiner Flucht so amateurhaft und lässt sich - mit allen Beweisstücken - in einem Reisebus aus Amsterdam schnappen, der regelmäßig und bekanntermaßen auf Drogen kontrolliert wird?
Dschihad von Syrien nach Europa gebracht
Le Soir titelt: "Das neue Gesicht des Dschihad-Terrors" und beleuchtet den Lebenslauf des 29-jährigen Franzosen. Wegen Diebstählen und Überfällen war er der französischen Polizei bestens bekannt.
Nemmouche wurde im nordfranzösischen Tourcoing bei Roubaix geboren. Wie De Morgen bemerkt, handelt es sich dabei um die ärmste Stadt Frankreichs. Im Gefängnis soll sich der junge Mann radikalisiert haben. 2012 hat er sich über Brüssel, London und Istanbul nach Syrien abgesetzt, wo er über ein Jahr lang an der Seite extremistischer Islamisten gekämpft hat. Um Spuren zu verwischen, kehrte er danach über Südostasien nach Europa zurück. Bei der Einreise in Frankfurt fiel er den deutschen Behörden aber auf, die daraufhin ihre französischen Kollegen informierten. Allerdings kehrte Nemmouche nicht nach Frankreich zurück, sondern soll in Belgien in der Nähe von Kortrijk untergetaucht sein.
De Standaard schreibt: Syrien-Rückkehrer sind tickende Zeitbomben. Im Bürgerkrieg lernen sie mit Waffen umzugehen und sind dort täglich mit brutaler Gewalt konfrontiert. Außerdem trichtern extremistische Kräfte ihnen den Hass auf die westliche Welt ein.
Die Bluttat von Brüssel - ein Warnsignal?
Le Soir meint: Auf der einen Seite ist die Nachricht über die Festnahme Nemmouches eine Woche nach dem blutigen Anschlag beruhigend, auf der anderen Seite aber auch besorgniserregend. Dem schließt sich L'Avenir an. Syrien ist inzwischen zu einer Brutstätte für Terroristen geworden. Es gibt Hunderte hasserfüllte Rückkehrer mit EU-Pass wie Mehdi Nemmouche, die ihren Kampf in Europa fortsetzen könnten.
La Libre Belgique findet: Belgien, aber auch die anderen europäischen Staaten, müssen alles daran setzen, um weitere Anschläge zu verhindern. Nemmouches Bluttat muss ein Einzelfall bleiben und darf nicht zum Vorbild für Nachahmer werden. Le Soir findet es deshalb richtig, dass die Behörden alle Syrien-Rückkehrer im Auge behalten. De Morgen warnt jedoch davor, jetzt alle Muslime und alle Jugendlichen mit ausländisch klingenden Namen nach dem Attentat unter Generalverdacht zu stellen. Nemmouche ist bis zum Beweis des Gegenteils ein Einzeltäter. Wir sollten nicht an jeder Straßenecke eine Terrorzelle sehen.
"De Wever soll als Informator weitermachen"
Het Nieuwsblad befasst sich mit der Sondierungsmission von Bart De Wever. Der König wird den Auftrag des N-VA-Chefs als Informator morgen nach De Wevers erstem Zwischenbericht wohl verlängern. Eine Woche ist viel zu kurz, um zu einem Ergebnis zu kommen. Es ist weiterhin schwierig, das Mitte-Rechts-Bündnis, von dem De Wever träumt, auf die Beine zu stellen.
Aber unmöglich ist das Ganze nicht, meint Het Laatste Nieuws. Denn: Die traditionellen Parteien haben zwar eine rechnerische Mehrheit, aber politisch und psychologisch wäre es schwierig, die N-VA nach ihrem Wahlerfolg bei der Regierungsbildung außen vor zu lassen, fügt De Standaard hinzu.
Schwarz, gelb, rot und ... weiß
"Extraportion Selbstvertrauen für die Roten Teufel", titelt Het Nieuwsblad. "Auf dem richtigen Weg zu einer erfolgreichen WM", schreibt Het Laatste Nieuws und La Dernière Heure lobt: "Gelungene Generalprobe". Eine Woche vor ihrem Abflug nach Brasilien hat die belgische Nationalmannschaft das Vorbereitungsspiel gegen Schweden gestern Abend mit 2:0 gewonnen. Torschützen waren Romelu Lukaku und Eden Hazard. Vor allem Kevin De Bruyne ist in bester Form für das Fußball-Turnier, analysieren die Zeitungen. Die Fußballbegeisterung in Belgien nimmt weiter zu. In Kontich bei Antwerpen hat ein Fan der Roten Teufel sein Haus in den Landesfarben schwarz, gelb und rot angestrichen.
Het Laatste Nieuws macht mit einer ungewöhnlichen Hochzeit auf. Marieke und Alexander aus Brügge haben über den Wolken auf dem Flug von Brüssel nach Rhodos geheiratet. Das Ganze war eine Überraschung: Die Braut war weder über den Antrag noch über die anschließende Trauung durch den Flugkapitän informiert. Sie sagte aber freudig und ohne zu zögern "Ja".
Bild: Anthony Dehez (belga)