"Während einer Woche hat De Wever alle Karten in der Hand", titelt Het Nieuwsblad. "Keine leichte Aufgabe", meint De Standaard. "Abwarten", schreibt De Morgen. La Dernière Heure formuliert es so: "Informator De Wever: siegen oder sterben".
Am Tag zwei nach der Wahl hat König Philippe Bart De Wever gestern zum so genannten Informator ernannt. Der N-VA-Chef hat jetzt eine Woche Zeit, um zu prüfen, unter welchen Bedingungen es zu einer raschen Regierungsbildung auf föderaler Ebene kommen kann. De Wever wollte schnell sein und bereits in Flandern eine Regionalregierung auf die Beine stellen. Doch wie Le Soir bemerkt, ist der König ihm zuvorgekommen. Er hat ihn sozusagen in seine eigene Falle gelockt. La Dernière Heure findet: König Philippe hat wohl in Sachen Schnelligkeit alle Rekorde gebrochen.
Kann De Wever überzeugen?
Für De Morgen lässt sich De Wevers Sondierungsauftrag so zusammenfassen: Er muss die MR und vor allen Dingen die CDH davon überzeugen, einem Mitte-Rechts-Bündnis beizutreten. Nur wenn ihm das gelingt, werden auch die flämischen Christdemokraten zustimmen und einer Regionalregierung unter N-VA-Vorsitz in Flandern beitreten. Het Nieuwsblad meint: Während sich De Wever also eine blutige Nase holt, können sich CD&V und OpenVLD erstmal gemütlich zurücklehnen.
Für La Libre Belgique ist De Wevers Mission sonnenklar. Er will die französischsprachigen Sozialisten ausschließen. "Was spricht eigentlich dagegen?", fragt die Zeitung. Die PS trägt seit 27 Jahren ununterbrochen Regierungsverantwortung. Im Grunde genommen spricht nichts dafür, die PS ewig an der Macht zu halten. Die Sozialisten sind im Süden des Landes zwar weiterhin die stärkste Kraft, allerdings hat die MR die größeren Gewinne verbucht.
Angesichts des Zuwachses der bürgerlichen Parteien sowohl im Norden als auch im Süden des Landes, wäre eine Mitte-Rechts-Koalition nicht unlogisch. Doch die Zeitung meint: Vor der N-VA sollte man sich lieber in Schutz nehmen. Denn sie ist keine ganz gewöhnliche liberale Partei. Das Programm der N-VA ist vom nationalistischen Schimmelpilz befallen, der die Fundamente des Mutterhauses Belgien angreift. Deswegen ist jegliche Zusammenarbeit mit De Wevers Partei problematisch, urteilt La Libre Belgique.
"In drei Stunden eigentlich alles gelaufen"
Het Nieuwsblad findet: Wenn man den Wählerwillen ganz genau respektiert, dann müsste es eigentlich zu einer Koalition zwischen N-VA und PS kommen. Doch diese Option scheint derzeit die am wenigsten wahrscheinlichste.
Het Laatste Nieuws meint dazu: De Wevers Sondierungsauftrag dauert keine Woche, sondern könnte heute bereits nach drei Stunden zu Ende sein. Am Vormittag trifft er nämlich nacheinander die Vorsitzenden der frankophonen Parteien. Wenn die bei ihren Aussagen von vor der Wahl bleiben, dann ist eine Zusammenarbeit mit der N-VA ausgeschlossen. Doch so wird es nicht laufen, bemerkt das Blatt. So schnell wird De Wever nicht zum Ex-Informator. Ansonsten könnte man ihm vorwerfen, dass er seinen Auftrag nicht ernst genommen hat und den Frankophonen könnte man zur Last legen, De Wever noch nicht einmal den Hauch einer Chance gelassen zu haben.
De Wevers Albtraum: Opposition
Für Gazet Van Antwerpen ist eine Föderalregierung ohne die Neue Flämische Allianz nicht denkbar. Schließlich handelt es sich um die größte Partei aus dem größten Landesteil. De Standaard notiert: De Wevers Alptraum ist es, auch in Flandern in der Opposition zu landen. Dann nämlich, wenn der Königsmacher CD&V ihm den Rücken kehrt.
Das Vertrauen De Wever gegenüber ist nicht besonders groß, weil der N-VA-Chef in der Vergangenheit andere Parteien zerstört hat. Diese berechtigte Angst muss De Wever seinen Mitspielern jetzt ausreden. Keine leichte Aufgabe, ist De Morgen überzeugt. De Wever ist zwar der Größte, verfügt aber nicht über das nötige Druckmittel. Seine Partei ist nicht unumgänglich. Wenn er an die Macht will, dann wird er besonders viel Wasser in seinen Wein gießen müssen.
Obama, Staatsschuld und Selfie
"Wir hätten es fast vergessen", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins, "aber nächste Woche kommt US-Präsident Barack Obama wieder nach Brüssel". Am Mittwoch und Donnerstag findet der G7-Gipfel statt. Nach dem Anschlag auf das Jüdische Museum, so hat das Blatt erfahren, werden die Sicherheitsvorkehrungen jetzt noch größer sein als bei Obamas erstem Belgien-Besuch vor etwas mehr als einem Monat.
L'Echo macht mit einer schlechten Neuigkeit für die Staatsschuld auf: Belgiens Schuldenberg steigt um 16 Milliarden Euro. Der Grund: Die EU verpflichtet ihre Mitgliedsstaaten, die Schulden der sozialen Wohnungsbaugesellschaften mit in die Berechnung aufzunehmen. Das gleiche droht der Zeitung zufolge auch für die teuren PPP-Verfahren.
Fast alle Zeitungen machen mit dem "teuersten Selfie der Welt" auf. Zu sehen sind elf Rote Teufel, darunter Hazard, De Bruyne, Witsel und Fellaini, die sich vor dem Abflug zum Trainingslager in Schweden auf einem Foto verewigt haben. Den Wert der elf belgischen Fußballspieler hat Het Nieuwsblad berechnet: 196 Millionen Euro.
Bild: Eric Lalmand (belga)