"Die letzte Ehre für Jean-Luc Dehaene", titelt De Standaard. "Heute heißt es Abschied nehmen", meint De Morgen.
In Vilvoorde, nördlich von Brüssel, findet am späten Vormittag das Staatsbegräbnis von Altpremierminister Jean-Luc Dehaene statt. Hunderte Menschen, darunter viele Politiker, haben sich am Donnerstag im Rathaus seiner Heimatstadt Vilvoorde vor seinem Sarg verbeugt und ins Kondolenzbuch eingetragen.
In Het Nieuwsblad spricht der Sohn des ehemaligen Regierungschefs, Tom Dehaene, zum ersten Mal über den Tod seines Vaters. Dass Jean-Luc Dehaene so plötzlich und unerwartet aus dem Leben geschieden ist, hat die Familie tief getroffen. Tom Dehaene sagte aber auch: "Wenn mein Vater am Sonntag von "da oben" etwas für seine Partei ausrichten kann, dann wird er das sicher tun." Dehaene war ja Mitglied der flämischen Christdemokraten.
Umfrage: N-VA erstmals unter 30 Prozent
Zwei Tage vor der Wahl veröffentlichen De Morgen und Le Soir die letzte große Umfrage. Wichtigste Erkenntnis: Jeder fünfte Belgier weiß noch nicht, wo er am Sonntag sein Kreuzchen machen wird. Das macht das Rennen auf der Zielgeraden noch mal so richtig spannend, findet das Blatt. Le Soir bemerkt, dass die N-VA zum ersten Mal seit 2010 unter der 30-Prozent-Marke landet. Sie bleibt allerdings mit Abstand stärkste Kraft in Flandern.
In der Wallonie hat die PS erneut die Nase vorn, verliert aber zehn Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Wahl. Und in Brüssel landen die Liberalen von der MR an erster Stelle.
Beliebteste Politikerin im Norden des Landes ist erneut die scheidende Staatssekretärin Maggie De Block. Im Interview mit Het Nieuwsblad erklärt sie, dass sie jeden Posten annehmen wird, der ihr angetragen wird: sogar das Amt des Premierministers.
Laut Het Laatste Nieuws zieht die CD&V jetzt die Anti-N-VA-Karte. Die Christdemokraten warnen vor Chaos im Land, sollten die Nationalisten nach dem 25. Mai ans Ruder kommen. Es drohe eine Neuauflage der Krise von 2010.
Die Rolle der N-VA wird auch wieder kommentiert. De Morgen meint: Ganz so einfach wird es nicht für die flämischen Nationalisten. Die umstrittenen Äußerungen von Fraktionssprecher Jan Jambon und Parteichef Bart De Wever über Arbeitslose wirken sich negativ auf die Wahlabsichten aus.
La Libre Belgique bemerkt zu den Bestrebungen De Wevers, föderaler Regierungschef zu werden: "Sehr geehrter Herr De Wever, verkaufen Sie uns bitte nicht für dumm. Sie wollen das Land spalten und zerstören. Als Premierminister müssten Sie aber dafür Sorge tragen, dass alle Teilstaaten zusammenarbeiten. Damit würden Sie sich selber widerlegen."
Mit oder ohne N-VA: richtungsweisende Wahl
Gazet van Antwerpen hält fest: Die N-VA hat keinen Plan B für Antwerpen. Sollte De Wever den Bürgermeisterstuhl tatsächlich gegen den des Premierministers austauschen, dann werden viele Wähler in der Scheldestadt enttäuscht sein. Schließlich hatte De Wever erklärt, volle sechs Jahre, also bis 2018, die Geschicke der Stadt zu leiten.
Die Zeitung glaubt allerdings nicht daran, dass De Wever Premierminister werden wird. Er selbst übrigens auch nicht, ist das Blatt überzeugt. Auch wenn der Partei am Sonntag ein Wahlsieg prognostiziert wird, sieht die Zukunft für die Nationalisten nicht rosig aus. Bart De Wever hat es sich mit allen anderen Parteien gründlich verscherzt.
Het Belang van Limburg meint: Egal ob mit oder ohne N-VA, die nächste Regierung wird wichtige Strukturreformen durchsetzen müssen, um Belgien wieder wettbewerbsfähiger zu machen.
L'Avenir notiert: Auch wenn die Entscheidung zugunsten der einen oder anderen Partei nicht leicht fällt, die Wahl am Sonntag ist besonders wichtig, weil sie die Richtung für die nächsten fünf Jahre bestimmen wird. So lange nämlich wird es in Belgien keine neuen Wahlen mehr geben.
Wahl-Selfie für Spontanurlaub
Het Laatste Nieuws macht mit einer ungewöhnlichen Wahlgeschichte auf. Ein großes belgisches Reiseunternehmen verschenkt Spontanurlaube an die zehn Ersten, die ein Foto von sich in Bikini oder Badehose in der Wahlkabine machen und an den Veranstalter schicken.
Dem Innenministerium ist der Wettbewerb ein Dorn im Auge. Selfies in der Wahlkabine sind grundsätzlich nicht erlaubt, weil damit gegen das Prinzip freier und geheimer Wahlen verstoßen wird. Wer sich darüber hinwegsetzt und dazu noch den Wahlablauf stört, dem droht ein Bußgeld von 3.000 Euro. Der Reiseanbieter sieht das in der Verfassung verankerte Grundrecht auf freie Wahlen dagegen nicht gefährdet. Die Möchtegern-Urlauber sollen sich einfach so fotografieren, dass der Wahlzettel oder -computer nicht zu sehen ist.
Teure Studenten aus Frankreich
Studenten aus Frankreich, die in der Wallonie und Brüssel studieren, kosten die Französische Gemeinschaft Belgiens jedes Jahr 100 Millionen Euro. Diese Zahlen veröffentlicht De Morgen unter Berufung auf ein internes Regierungsdokument. Die meisten der 30.000 ausländischen Studenten an den Unis und Hochschulen im Süden des Landes stammen aus Frankreich.
Besonders betroffen sind Studiengänge wie Medizin, Physiotherapie und andere Gesundheitsberufe. Die Katholische Universität Neu-Löwen (UCL) fordert, dass die Studiengebühren für Ausländer drastisch erhöht werden.
Foto: Nicolas Maeterlinck/belga