"Bart De Wever - Premierminister-Kandidat", titelt Le Soir. "De Wever schließt das Amt des Regierungschefs auf föderaler Ebene nicht mehr aus", bemerkt Gazet van Antwerpen. L'Avenir schreibt: "De Wever gegen Di Rupo: der letzte Kampf".
Noch vor einem Jahr hatte Bart De Wever beteuert, Bürgermeister von Antwerpen bleiben zu wollen. Doch jetzt, drei Tage vor der Wahl, ändert der N-VA-Chef seine Meinung. Im VRT-Fernsehen hat er am Mittwochabend überraschend erklärt, eine Übernahme des Amts des Premierministers nicht mehr auszuschließen, falls er dafür ein deutliches Mandat von den Wählern erhält.
Het Belang van Limburg meint: De Wever hat es am Mittwoch wieder geschafft, die Aufmerksamkeit aller belgischer Medien auf sich zu ziehen. Bereits am Mittag hatte er im Internet ein Video veröffentlicht, in dem er sich auf Französisch an die Wallonen wendet. "Bitte geben Sie mir eine Chance, vorverurteilen Sie mich nicht. Und: Ich habe auch Ihr Wohl vor Augen.", wendete sich De Wever an die Frankophonen.
Noch der gleiche De Wever?
Le Soir reagiert ziemlich verdutzt. Sprechen wir vom gleichen De Wever, der das Land teilen will, der bislang noch nie ein gutes Haar am Föderalstaat gelassen hat, der seit Jahren über die Französischsprachigen herzieht und ständig nur Klischees über die Wallonen verbreitet? Erst kürzlich hatte er sie als "Junkies" bezeichnet, die am Tropf der flämischen Transferleistungen hängen. "Wie passt das alles zusammen?", fragt sich die Zeitung. Bart De Wever muss die Nerven verloren haben. Einen Tag vor dem Staatsbegräbnis von Altpremier Jean-Luc Dehaene befürchtet er offenbar, dass sich viele Wähler auf den Geist eines geeinten Landes zurückbesinnen und seiner Partei eine Abfuhr erteilen könnten.
La Dernière Heure und L'Avenir sind überzeugt: De Wevers Botschaft auf Französisch war gar nicht an die Frankophonen gerichtet, sondern an seine Kritiker in Flandern. Mit dem Video präsentiert er sich als Versöhner, der auf die Wallonen zugeht. De Wever will den Eindruck vermitteln, dass er alles unternimmt, um die "armen Wallonen" aus den Fängen des PS-Modells zu befreien.
Ähnlich sieht es L'Echo: Der N-VA-Chef hat gemerkt, dass die flämischen Christdemokraten mit ihrer Botschaft der Öffnung gegenüber dem Süden des Landes punkten - Kris Peeters war zu Beginn der Woche in der Wallonie zu Gast. Auch De Wever will sich jetzt als ein zu Zugeständnissen und Verhandlungen bereiter Politiker profilieren.
"Verzweifelte Menschen sagen komische Sachen"
Het Nieuwsblad meint: Immer mehr Wähler in Flandern haben den Eindruck, dass eine Stimme für die N-VA eine verlorene Stimme ist, weil die Partei auf Konfrontation und Blockade aus ist. Diese Wahrnehmung will De Wever um jeden Preis korrigieren und greift deshalb zu ungewöhnlichen Mitteln.
De Standaard findet: Diese Einsicht kommt ein bisschen spät. Was wäre nicht alles möglich gewesen, wenn der N-VA-Chef den versöhnlichen Tonfall schon früher angestimmt hätte.
Die Französischsprachigen kaufen De Wever seinen plötzlichen Sinneswandel ihnen gegenüber jedenfalls nicht ab. Der scheidende Premierminister Elio Di Rupo kommentierte dazu kurz und knapp: "Verzweifelte Menschen sagen komische Sachen".
Europawahl 2014 hat begonnen
La Libre Belgique blickt auf die Europawahl, die bereits heute in den Niederlanden und Großbritannien beginnt. Ausgerechnet zwei Staaten, in denen die EU-Skeptiker auf dem Vormarsch sind. Die Zeitung findet es besonders schade, dass die Wahl zum Europäischen Parlament so wenig Beachtung findet - ganz besonders bei uns in Belgien. Dabei werden im EU-Parlament wichtige Themen behandelt, ein Großteil der nationalen Gesetzgebung wird von dort aus beeinflusst.
Auch wenn die europäische Demokratie noch nicht perfekt ist, ein zahnloser Tiger ist das Parlament in Straßburg und Brüssel schon lange nicht mehr. In den letzten Jahren haben die EU-Abgeordneten viel unternommen, um die Grundrechte der Bürger, die Umwelt und die Verbraucher zu schützen. Das Blatt ist der Ansicht, dass wir uns mehr mit Europa beschäftigen sollten, denn die EU ist keine fremde Macht. Sondern: Die EU, das sind wir.
Belgien im Fußballfieber
Het Laatste Nieuws macht mit der Begeisterung für die Roten Teufel auf. "Mehr als 10.000 Fans beim Training der Fußballnationalmannschaft", titelt das Blatt. "Ein neuer Rekord", fügt La Dernière Heure hinzu. Die Anhänger haben sogar mehrere Kilometer Rückstau verursacht, der bis auf die Autobahn reichte. Am Samstagvormittag bei einem weiteren öffentlichen Training werden sogar noch mehr Zuschauer erwartet.
"Halb Belgien ist schon im Fußballfieber", meint Het Nieuwsblad und wartet gespannt auf die erste Begegnung der Roten Teufel in Brasilien. Nach dem Trainingslager in Genk und einem Freundschaftsspiel gegen Luxemburg fliegen die Belgier nach Schweden, wo sie sich weiter auf die Weltmeisterschaft vorbereiten werden.
Bild: Yorick Jansens (belga)