"Wir wollen sehr wohl arbeiten", titelt De Morgen und kommt in seinem Aufmacher auf eine Äußerung von N- VA-Chef Bart De Wever zurück. Er hatte gesagt: "Wer einen guten Lebenslauf hat und im richtigen Alter ist, findet schon Arbeit, wenn er sich darum bemüht". De Morgen lässt gleich mehrere Arbeitslose zu Wort kommen, auf die das nicht zutrifft.
L'Avenir fragt: War das eine ungewollte Entgleisung? Ein Zeichen von Müdigkeit am Ende des Wahlkampfs? Oder war dieses Zeigen mit dem Finger auf die Arbeitslosen nicht viel mehr die Krönung der Kampagne? Denn der gute Flame arbeitet. Der gute Flame hat einen ordentlichen Lebenslauf. Er hat ein Haus und Rücklagen. Wenn er seine Arbeit verlieren sollte, findet er neue, denn er "verdient es". Das ist die Botschaft hinter De Wevers Worten. Damit bindet er seine große populär-liberale Wählerschaft noch stärker an die N- VA, findet L'Avenir.
Kalkül von De Wever
An Kalkül glaubt auch Gazet Van Antwerpen: Durch diese Aussage ist die N- VA wieder in aller Munde. Das war das Ziel. Denn durch den Tod von Ex- Premierminister Jean-Luc Dehaene waren die Christdemokraten der CD&V plötzlich viel wichtiger für Öffentlichkeit und Medien. Wenn am Donnerstag im Rathaus von Vilvoorde offiziell Abschied von Dehaene genommen wird und am Freitag das Staatsbegräbnis stattfindet, wird das garantiert wieder so sein. Dazwischen wollte die N- VA nochmal Schlagzeilen machen - wichtig, so kurz vor dem Wahltermin. Aber das auf dem Rücken der Arbeitslosen zu machen, ist unfair und hilft keinem weiter, so Gazet Van Antwerpen.
Status quo nach den Wahlen
Die jüngsten Wahlprognosen in Flandern kommentiert De Morgen: Wenn man die Wählerabsichten mit den Ergebnissen der Föderalwahl von 2010 vergleicht, dann erkennt man, dass sich kaum etwas verändert hat. Die Stimmenanteile sind in etwa gleich. Wenn diese Prognose am Sonntag bestätigt werden sollte, kann man weder sagen, dass Flandern die Regierung Di Rupo abgestraft hat, noch dass die Opposition gegen diese Regierung kleiner geworden ist. Alles bleibt wie es war. Bringen die Wahlen tatsächlich den Status quo?, fragt De Morgen.
Auch Het Laatste Nieuws zeigt sich verblüfft: Hat sich denn nichts bewegt? Ganz so ist es dann doch nicht. Denn außer der N- VA am rechten Rand, gibt es plötzlich auch Parteien am linken Rand, die den drei traditionellen großen Parteien in Flandern das Leben schwer machen, nämlich Groen und die linke Arbeiterpartei PVDA. Ihr Stimmengewinn geht vor allem auf Kosten der Sozialisten. Das ist gut für die N- VA. Die linke PVDA wird dadurch quasi zum größten Verbündeten der flämischen Nationalisten, urteilt Het Laatste Nieuws.
CD&V findet ihr Profil
Le Soir schreibt zum Wahlkampfauftritt des flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters in der Wallonie: Niemand in der Wallonie wird Peeters wählen können, aber dennoch wird er gestern Wähler gewonnen haben. Denn Peeters hat seiner Partei, der CD&V, endlich ein Profil gegeben, das sich klar von der N- VA unterscheidet. Die CD&V schätzt die Wallonen. Damit stellt Peeters sich in die Tradition von Jean-Luc Dehaene. Der Ex-Premierminister hat immer die Gemeinsamkeiten zwischen Wallonen und Flamen hervorgehoben. Er hat geeint, nicht gespalten. Gleiches hat Peeters mit seinem Besuch in der Wallonie gezeigt. Es scheint, als ob der Tod von Dehaene seiner Partei geholfen hat, ihren Unterschied zur N- VA endlich überzeugend zu vertreten, findet Le Soir.
Unternehmen hocken auf viel Geld
L'Echo kommentiert die Meldung, dass die 150 größten belgischen Unternehmen zurzeit ihr großes Bargeldvermögen nicht investieren: 26 Milliarden Euro schlummern auf den Konten der Unternehmen, drei Milliarden mehr als vor der Krise. Zum einen ist das gut. Denn dieses Geld ist quasi eine Sicherheit gegen neue Krisen. Zum anderen ist es schlecht. Denn es zeigt: Die Unternehmen wagen keine Investitionen.
Die Voraussetzungen dafür scheinen noch nicht gut. Und das ist wiederum schlecht für die Kleinen und Mittleren Unternehmen. Denn wenn die Großen investieren, profitieren auch immer die Kleinen und damit die gesamte Wirtschaft des Landes, schreibt L'Echo.
Kontraproduktive Opposition in Thailand
Zur Situation in Thailand, wo das Militär das Kriegsrecht verhängt hat, meint La Libre Belgique: Man kann natürlich die Auffassung vertreten, dass diese Maßnahme übertrieben und ungerechtfertigt ist. Man muss aber auch erkennen, dass die Situation in Thailand aussichtslos ist. Man kann den Klan der Regierenden und ihre Anhänger, die Rothemden kritisieren.
Das ist legitim. Aber was die Opposition dagegen macht, ist kontraproduktiv. Seit Jahren verhindert sie das Spiel der Demokratie, indem sie Wahlen boykottiert und sie behindert. Da gibt es leider kaum andere Möglichkeiten als einen Eingriff des Militärs, schlussfolgert La Libre Belgique.
Foto: Nicolas Maeterlinck/belga