"Ein Nackenschlag", schreibt De Standaard auf Seite eins. "Niels Albert muss aufhören wegen Herzproblemen", so die Schlagzeile von Het Belang Van Limburg. "Nie mehr Champion", titelt Gazet Van Antwerpen.
Der Radcrossfahrer Niels Albert hat gestern seinen Rücktritt angekündigt. Bei einem Routinecheck waren Herzrhythmusstörungen festgestellt worden. Der ehemalige Welt- und Landesmeister darf deshalb keinen Leistungssport mehr treiben. In Flandern, wo Cyclocross unheimlich populär ist, ist die Meldung wie eine Bombe eingeschlagen. "Niels Albert: entweder Radrennen oder sein Leben", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Seine besten Jahre mussten eigentlich erst noch kommen", schreibt Het Nieuwsblad. In der Tat: Niels Albert ist erst 28 und wird nun lebenslang zum Herzpatienten.
"UPO"
Natürlich steht aber auch heute der Wahlkampf wieder im Fokus. "Reynders gegen Di Rupo - eine sanfte Auseinandersetzung", so die Schlagzeile von Le Soir. Die beiden frankophonen Spitzenpolitiker sind am Abend im RTBF-Fernsehen in einem TV-Duell aufeinander getroffen. Gemessen an früheren Auseinandersetzungen war der Schlagabtausch aber eher harmlos. "Di Rupo und Reynders gehen dem Clash aus dem Weg", stellt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite fest.
"Was war das denn?", fragt sich Le Soir in seinem Leitartikel. Statt des erwarteten Duells mit offenem Visier haben wir ein "UPO" gesehen, ein unbekanntes politisches Objekt. Di Rupo und Reynders wirkten wie unter Anästhesie. Da gibt es verschiedene mögliche Erklärungen: Es war ein langer Wahlkampf, Reynders hatte wohl Angst vor einen neuen Entgleisung, beide verteidigen im Grunde dieselbe Regierungsbilanz und beide wissen auch, dass die Wähler sich eher angewidert abwenden, wenn sich Politiker gegenseitig in der Luft zerfetzen. Und im Gegensatz zu früher sind sie diesmal nicht ihr jeweils schlimmster Feind - es gibt ja schließlich noch die PTB und die N- VA. Fazit: Sechs Tage vor der Wahl sind Reynders und Di Rupo wohl auf Nummer sicher gegangen.
Apathische Arbeitslose?
"Arbeitslose sind sauer auf De Wever", titelt De Morgen. Anlass ist eine Aussage des N- VA-Chefs bei einer Wahldebatte der Zeitung Het Laatste Nieuws: "Wer einen interessanten Lebenslauf hat, der kann nicht anders als Arbeit finden", wird De Wever zitiert. Damit sorgte er für einen Sturm der Entrüstung. Gewerkschaften, politische Gegner und auch Hunderte Leser protestierten, wie De Morgen berichtet. Die N- VA musste daraufhin wieder einmal auf Krisenkommunikation umschalten, analysiert De Standaard.
War das wirklich so falsch, fragt sich Het Laatste Nieuws. Was der eine Populismus nennt, ist für den anderen wohl nichts anderes als eine unbequeme Wahrheit. Doch sollte De Wever ehrlich sein: Warum gibt es auch in Flandern so viele Schulabbrecher? Warum finden auch in Flandern insbesondere junge Talente mit ausländischen Wurzeln keinen Job? Und warum klagt niemand diese offensichtliche Diskriminierung an? De Wever ist vielleicht allzu sehr an der Oberfläche geblieben.
Last-Minute-Stratego
Es ist ohne Zweifel die Woche der letzten strategischen Schachzüge, analysiert Het Nieuwsblad. Mit seiner Aussage über Arbeitslose hat De Wever wohl nicht unbedingt den sozialen Charakter seiner Partei hervorgehoben. Dafür fischt er im rechten Lager bei den Liberalen und Christdemokraten. Und während De Wever Schach spielt, suchen die anderen nach Fallstricken im N- VA-Programm. Jetzt wird plötzlich über die Auswirkungen eines Indexsprungs auf die Pensionen diskutiert. Wer kann bei diesem Last-Minute-Stratego noch punkten? Noch fünf Mal schlafen, dann wissen wir es.
Auch L'Avenir beobachtet interessiert die letzten Schachzüge der Parteien. Das Blatt fühlt sich in seinem Kommentar an den Winterschlussverkauf erinnert. Plötzlich wird alles rausgehauen, was dem Wähler vielleicht gefallen könnte: Die Wallonische Region erhöht noch schnell ein paar Prämien, die Innenministerin veröffentlicht angeblich neue Kriminalitätsstatistiken, die so neu doch nicht waren. Nach dem Motto eben: Alles muss raus, auch wenn es nicht mehr frisch ist.
Zahlen und ihre Bedeutung
Auch De Standaard ärgert sich über die Zahlen, die Innenministerin Joëlle Milquet zusammen mit Justizministerin Annemie Turtelboom vorgestellt hat: "Kriminalitätsstatistik sagt nichts über Sicherheit aus", titelt das Blatt. In seinem Kommentar führt De Standaard aus: Wer behauptet, die Kriminalität sei rückläufig, der schaut bewusst nicht genau hin. Aus den Zahlen geht allenfalls hervor, dass weniger Straftaten gemeldet wurden. Das wiederum kann das Gegenteil dessen bedeuten, was die Ministerinnen suggerieren: Denkbar ist auch, dass viele Menschen gar nicht mehr Anzeige erstatten, weil sie nicht davon ausgehen, dass die Polizei ihnen helfen kann. Bei den Kriminalitätsstatistiken ist es genau wie bei den zentralen sozioökonomischen Parametern: Wir brauchen endlich verlässliche Zahlen.
Zumindest eine Zahl ist gesichert. "1,92 Prozent", prangt auf Seite eins von L'Echo. Das ist der Zinssatz auf belgische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit. So günstig waren die Kredite für Belgien noch nie. Die Staatsschuld wird also billiger. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Finanzmärkte Belgien vertrauen, analysiert L'Echo in seinem Leitartikel. "Noch", muss man aber hinzufügen, sollte sich das Land wieder eine unendliche Krise leisten, dann können die Zinsen schnell wieder explodieren.
Mission Brasilien
"Auf dem Weg nach Brasilien", titelt schließlich La Dernière Heure. Die Roten Teufel haben gestern mit ihrer Vorbereitung auf die WM begonnen. Zu diesem Anlass haben La Dernière Heure und auch Het Nieuwsblad die Mannschaft von 1986 wieder zusammengetrommelt, die ja bei der WM in Mexiko Vierter geworden war. Pfaff, Vercauteren, Ceulemans und Co. sind lediglich etwas grauer geworden.