"Ein Verdächtiger… 30 Jahre später", titelt Le Soir. "Plötzlich erwacht die Hoffnung wieder", schreibt La Libre Belgique. "Es kommt Bewegung in den Fall der Killerbande von Brabant", heißt es sowohl bei L'Avenir als auch bei De Standaard auf Seite eins. "Gelingt den Ermittlern jetzt endlich der Durchbruch?", fragt unterdessen De Morgen.
Knapp 30 Jahre nach dem letzten blutigen Anschlag hat die Staatsanwaltschaft von Charleroi gestern das ganze Land überrascht. Bereits am Montag hat die Polizei einen 68-Jährigen aus Brüssel festgenommen. Die Ermittler hatten einen Tipp aus Südfrankreich bekommen. Wie Het Laatste Nieuws berichtet, soll der Mann sich in einer Kneipe in Montpellier mit den Taten von damals gebrüstet haben. Nach rund einem Jahr Ermittlungsarbeit ist es den Fahndern gelungen, den Mann zu identifizieren.
Het Nieuwsblad bemerkt: Mit Erstaunen stellte die Polizei fest, dass der Brüsseler Jean-Marie T. bereits Ende der 1990er Jahre in der Akte auftauchte. Zeugen hatten ihn anhand von Phantombildern erkannt. Allerdings mussten die Ermittler ihn damals laufen lassen, weil sie ihm nichts nachweisen konnten. Der Verdächtige streitet die Taten zwar ab, doch die Untersuchungsrichterin hofft, ihn durch neue DNA-Verfahren überführen zu können.
Nur ein Hoffnungsschimmer?
Die Killerbande von Brabant hat Belgien vor 30 Jahren terrorisiert. Zwischen 1982 und 1985 verrichteten die unbekannten Täter ein Dutzend blutige Anschläge - meist auf Supermärkte der Kette Delhaize im Großraum Brabant. Insgesamt 28 Menschen wurden dabei brutal getötet.
Le Soir meint: Die Zeit drängt. Die Ermittler dürfen jetzt keinen Fehler machen. Im November 2015 - 30 Jahre nach der letzten Tat - sind die Anschläge verjährt und die Täter damit straffrei.
La Libre Belgique warnt vor falschen Hoffnungen. Es gab im Fall der Killerbande schon 16 Anklagen, allerdings ohne Erfolg. Zwei parlamentarische Untersuchungsausschüsse, sechs Untersuchungsrichter, unzählige Ermittler und Tausende Spuren: Die Akte ist und bleibt ein großes Rätsel. Steckt die amerikanische Mafia dahinter, die die Supermarktkette Delhaize angreifen wollte? Oder wollten die Täter durch scheinbar wahllose Schießereien vor Warenhäusern gezielt bestimmte Menschen töten? Gehen die Attentate auf das Konto von rechtsextremen Kräften? Oder wollten polizeinahe Personen den Staat gezielt destabilisieren? Es gibt unzählige Thesen, weiß die Zeitung. Vielleicht ist der jetzt festgenommene Jean-Marie T., der Mann mit der Nummer 17 auf der bekannten Liste der Phantombilder, vielleicht ist er der Schlüssel zur Killerbande von Brabant.
Wie fällt der Dehaene-Effekt aus?
Acht Tage vor der Wahl veröffentlicht De Standaard seine letzte Umfrage. Demnach bleibt die N-VA unangefochten stärkste Kraft mit knapp 32 Prozent der Stimmen. Allerdings können die flämischen Christdemokraten aufholen und landen bei fast 20 Prozentpunkten.
Het Laatste Nieuws hält fest: Bart De Wever hat das Spiel noch nicht gewonnen. Denn jeder dritte Wähler ist noch unentschlossen. Unbekannt ist auch der Einfluss vom plötzlichen Tod Jean-Luc Dehaenes auf den Urnengang. Es mag jetzt vielleicht ein wenig taktlos erscheinen, sich so kurz nach dem Ableben des ehemaligen Premierministers Gedanken darüber zu machen, wie das Ereignis die Wahl beeinflussen wird. Fakt ist aber: Es wird einen Dehaene-Effekt geben. Die flämischen Christdemokraten hoffen auf den Staatsmann-Bonus und bei der N-VA befürchtet man hinter vorgehaltener Hand, dass der Tod von Dehaene die Nationalisten unter der 30-Prozent-Marke halten könnte.
Het Belang Van Limburg ist überzeugt davon: Jean-Luc Dehaene wird seiner Partei, der CD&V, mit dem Staatsbegräbnis zwei Tage vor der Wahl einen letzten Dienst erweisen.
Gazet Van Antwerpen fügt hinzu: Der Wahlkampf ist bis auf weiteres ausgesetzt. Stattdessen sprechen alle - zu Recht - über die Verdienste des Brückenbauers und Kompromissmachers Jean-Luc Dehaene. Die Brücke zu seiner Partei ist für den einen oder anderen dann auch schnell geschlagen, meint das Blatt.
Wallonie: "Es geht aufwärts"
L'Echo befasst sich mit der wirtschaftlichen Lage der Wallonie. "Es geht aufwärts", titelt die Zeitung. Zwar hinkt der Süden dem Norden des Landes noch immer hinterher, aber das Bruttosozialprodukt in der Wallonischen Region ist in den letzten zehn Jahren genauso stark gestiegen wie in Flandern. Durch die Sechste Staatsreform erhalten die Regionen deutlich mehr Zuständigkeiten.
Die Wallonie sollte selbstbewusst und mit Ehrgeiz in die Zukunft blicken. Als erstes muss die neue Regierung die strukturellen Schwierigkeiten wie die hohe Arbeitslosigkeit anpacken und das Problem der vielen staatlich subventionierten Arbeitsplätze lösen. Außerdem rät die Zeitung dazu, massiv in Bildung und Mobilität zu investieren.
Fußballpokal im Hubschrauber startklar
"Der Meisterpokal wird am Sonntag per Hubschrauber ins Stadion geflogen", titelt Het Laatste Nieuws. Das Problem: Am letzten Spieltag der Play-Offs in der ersten Fußballdivision kann die Meisterfeier sowohl in Anderlecht als auch in Lüttich steigen. Um die Siegermannschaft und ihre Fans nicht zu lange auf den heiß ersehnten Pokal warten zu lassen, hat die Pro League einen Hubschrauber gemietet.
Der RSC Anderlecht trifft am Sonntagnachmittag auf Lokeren und Standard Lüttich spielt zuhause gegen Racing Genk.