"Trauer und Wut", titelt Gazet van Antwerpen. "Mindestens 274 Tote bei schwerem Grubenunglück in der Türkei", schreibt Het Belang van Limburg. Bei La Libre Belgique heißt es: "Massenmörder Kohle". Und Het Laatste Nieuws hat die wenig taktvollen Worte des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan auf seiner Titelseite: "Das passiert auch anderswo".
Die Türkei erlebt das schwerste Grubenunglück ihrer Geschichte. Bislang wurden 274 Leichen aus der Mine in Soma im Westen des Landes geborgen. Das Schicksal von etwa 120 weiteren vermissten und verschütteten Bergbauarbeitern ist ungewiss. "Es gibt keine Hoffnung mehr", schreibt La Dernière Heure.
"Kein Unfall, sondern Mord"
In die Trauer mischt sich immer mehr Wut gegen den Betreiber der Kohlegrube und gegen die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. "Das war kein Unfall, das war Mord", werden aufgebrachte Angehörige der Opfer in den Zeitungen zitiert. Offenbar wurden die Sicherheitsstandards in der Mine seit der Privatisierung nicht mehr eingehalten, um die Kosten zu drücken. Außerdem hätten die Behörden erst vor drei Wochen eine Untersuchung nach Klagen von Mitarbeitern verweigert.
Regierungschef Erdogan wurde am Mittwoch bei seinem Besuch am Unglücksort wütend empfangen und musste von Polizisten geschützt werden. Sein Auftritt konnte die Menschen nicht beruhigen. Im Gegenteil: Erdogan spielte das Unglück als "nicht ungewöhnliches Vorkommnis" herunter. Es gebe einen Begriff für so etwas, nämlich "Arbeitsunfall", sagte er vor Journalisten und brachte die Menschen damit weiter gegen sich auf. Im ganzen Land regt sich seit der Nacht massiver Protest gegen die türkische Regierung.
De Morgen meint: Natürlich ist Bergbau immer ein riskanter Beruf. Das braucht man in einem Land wie Belgien, wo es vor 60 Jahren zum schweren Grubenunglück von Marcinelle mit 262 Toten kam, nicht zu betonen. Das ist dennoch keine Entschuldigung für den wenig empathisch erscheinenden Erdogan, die Tragödie so zu bagatellisieren, insbesondere angesichts der Versäumnisse der Behörden, was die Sicherheit in dem Betrieb betrifft. Um die Gemüter wieder zu beruhigen, sollte die Regierung nun schnellstmöglich eine unabhängige Untersuchung des Unfalls in Auftrag geben, empfiehlt die Zeitung.
PTB-GO auf dem Vormarsch
Zehn Tage vor der Wahl veröffentlicht La Libre Belgique eine neue Umfrage über die Wahlabsichten der Wallonen. Demnach verliert die PS knapp neun Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Wahl und landet bei 28 Prozent. Die MR kommt auf knapp 22 Prozent, gefolgt von der CDH mit elf und Ecolo mit knapp zehn Prozentpunkten. Größter Gewinner ist laut der Umfrage die linksextreme PTB-GO. Sie legt im Vergleich zur letzten Wahl um fast sieben Prozent zu und schafft es auf 8,5 Prozent.
L'Avenir hält fest: Wenn diese Vorhersage sich am 25. Mai bestätigt, dann wäre das die größte Schlappe für die Sozialisten seit langem. Die Linken werden ganz klar zur Gefahr für die PS. Außerdem kann im Süden des Landes nicht mehr länger die Rede von vier großen Parteien sein. Zentrumshumanisten und Grüne sind höchstens noch die größten unter den kleinen Parteien.
La Libre Belgique bemerkt: Aus dieser Umfrage geht auch hervor, dass jeder Fünfte im Süden des Landes noch nicht weiß, wo er sein Kreuzchen machen wird. Viele Bürger sind nicht besonders interessiert an dieser Wahl und das hat mehrere Gründe. Immer mehr Menschen haben den Eindruck, dass die Politiker ihnen während des Wahlkampfs das Blaue vom Himmel versprechen. Außerdem: Man trifft zwar eine Wahl, aber danach machen die Parteien sowieso was sie wollen. "Doch auch wir Bürger tragen eine Mitschuld", ist das Blatt überzeugt. Wer informiert sich denn schon ausführlich über die Parteien und ihre Programme? Wir sollten uns dringend überlegen, wie wir unserer Demokratie wieder neues Leben einhauchen können.
In einem Doppelinterview von Premierminister Elio Di Rupo und Wirtschaftsminister Johan Vande Lanotte in De Standaard feuern die Sozialisten aus vollen Rohren gegen die N-VA. Beide warnen vor dem Abbau von sozialen Standards sollten die Nationalisten an die Macht kommen.
Immer mehr Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
Le Soir macht mit einer alarmierenden Studie der Weltgesundheitsorganisation auf. Demnach leiden sieben Prozent der belgischen Jugendlichen unter schweren Depressionen. Mädchen sind doppelt so oft betroffen wie Jungen. Depressionen sind inzwischen weltweit die häufigste Krankheit bei Jugendlichen zwischen zehn und 19 Jahren und können im Extremfall sogar zu Selbstmord führen.
Het Laatste Nieuws fügt hinzu, dass das Unwohlsein schon im Kindergarten beginnt. Laut einer anderen Studie hat jedes vierte Kind Stress. Die Hauptgründe sind zu lange Schulzeiten, zu viele Hobbies, zu viele Hausaufgaben und zu viel Druck von den Eltern.
Bild: Bulent Kilic (afp)