"De Wever und Peeters greifen sich gegenseitig an", titelt De Morgen. Le Soir schreibt: "N-VA und CD&V zerfleischen sich". Het Belang Van Limburg zieht Bilanz: "Eine Debatte ohne Gewinner".
Im flämischen Fernsehen ist es am Sonntag zu zwei Duellen zwischen N-VA-Chef Bart De Wever und dem flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters von der CD&V gekommen. Der Schlagabtausch war unerwartet heftig, findet De Morgen. Le Soir schreibt: Nicht nur in institutionellen Fragen haben beide Parteien grundverschiedene Ansichten, auch was die Bereiche Soziales und Wirtschaft angeht. So einfach wie sich De Wever das nach der Wahl vorstellt, wird es wahrscheinlich nicht. Peeters hat deutlich zu verstehen gegeben, dass seine Partei der N-VA nicht einfach so nach der Pfeife tanzen wird. Heißt: Die Nationalisten werden einen höheren Preis zahlen und mehr Abschläge von ihrem Programm zulassen müssen, um überhaupt einen Koalitionspartner zu finden - sogar auf flämischer Seite.
Wie geht's nach dem 25. Mai weiter?
Het Nieuwsblad begrüßt, dass es endlich zu diesem lang erwarteten Fernsehduell gekommen ist. Bis zuletzt hatte De Wever seine Teilnahme verweigert. Der N-VA-Vorsitzende wollte verhindern, dass es öffentlich zum Bruch mit den Christdemokraten kommt. Am liebsten würde er nämlich am Tag nach der Wahl mit ihnen eine Regierung bilden.
Gazet Van Antwerpen bemerkt: De Wever will nach dem 25. Mai so schnell wie möglich eine flämische Regionalregierung bilden und erst danach mit den Verhandlungen auf föderaler Ebene beginnen. Davon halten die anderen Parteien aber nichts. Die Gespräche müssten zeitgleich stattfinden. Ansonsten steht Belgien ein neuer Leidensweg bevor, befürchtet auch Het Laatste Nieuws. Dann bräuchten die Unterhändler keine 100 Tage wie zu Zeiten von Jean-Luc Dehaene und auch keine 540 Tage wie bei der letzten Krise, sondern 1.000 Tage, warnt das Blatt.
L'Avenir fügt hinzu: Sollte die N-VA unumgänglich werden, dann haben die französischsprachigen Parteien keine andere Wahl. Dann werden sie mit den Nationalisten ins Boot steigen müssen - auch wenn PS und MR uns im Moment das Gegenteil zu verkaufen versuchen.
Das "Jambon-Prinzip"
Für Aufsehen sorgt noch immer die Aussage des N-VA-Spitzenpolitikers Jan Jambon. Die Nationalisten hatten ihn am Samstag zurückgepfiffen. Jambon hatte in einem Zeitungsinterview erklärt, man müsse die Vermögensverhältnisse von Arbeitslosen untersuchen, bevor der Staat Sozialleistungen zahlt. Im Notfall müssten Arbeitssuchende zuerst ihr Haus verkaufen. Jambon habe einen Fehler gemacht, das stehe so nicht im N-VA-Programm, erklärte De Wever auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz. Die CD&V hat sofort die Gelegenheit ergriffen, um die N-VA als asoziale Partei zu bezeichnen. Das wiederum veranlasste De Wever dazu, von amerikanischen Verhältnissen zu sprechen und einem niveaulosen Wahlkampf.
De Morgen hält fest: Obwohl Jambons Ausrutscher inzwischen richtig gestellt wurde, wirft er viele ethische Fragen auf. Die eigenen vier Wände stehen nicht zur Disposition, aber wie sieht es mit einem Ferienhaus oder einer Mietwohnung aus, die ein Arbeitssuchender besitzt? Muss die im Notfall verkauft werden? Was ist mit dem Spargeld? Muss ein Arbeitsloser da möglicherweise ran? Und warum sollte das Jambon-Prinzip nicht auch für andere staatliche Leistungen gelten? "Der N-VA-Abgeordnete hat keine finanziellen Sorgen. Warum müsste der Staat also für die schulische Bildung seiner drei Kinder zahlen?", fragt De Morgen.
Het Belang Van Limburg meint: Natürlich kann man das Arbeitslosengeld nicht ein Leben lang zahlen, so wie derzeit noch möglich. Aber jemandem, der 20 Jahre ins System eingezahlt hat, dem kann man nicht nach drei Jahren die Bezüge streichen und zum Sozialamt schicken, findet das Blatt.
Eurovision: "Mit Bart und Message"
Alle Zeitungen blicken zurück auf den Eurovision Song Contest. "Mit Bart und mit einer Message", titelt Het Nieuwsblad. Die österreichische Gewinnerin Conchita Wurst zeigt den Erzkonservativen in Europa den Mittelfinger. Sie macht sich stark für eine Gesellschaft ohne Hass und ohne Diskriminierung. Auch musikalisch waren die 50 Punkte Vorsprung von Österreich auf die zweitplatzierte Niederländerin mehr als gerechtfertigt, findet die Zeitung.
Het Laatste Nieuws meint: Hinter dem Bart steckt ein intelligenter und ehrgeiziger junger Mann aus Tirol, der anders ist als die meisten seiner Landsleute. Es ist der "Sieg der Toleranz", schreibt die Zeitung.
Champion Kompany
La Libre Belgique blickt auf den englischen Fußball, wo Manchester City sich am Sonntag nach einem Sieg den Titel in der Premier League gesichert hat. Auf dem Foto erkennt man den Kapitän der Mannschaft, den Belgier Vincent Kompany mit dem großen Pokal des englischen Fußballmeisters in den Händen.
Archivbild: Nicolas Lambert (belga)